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„Virginal“ – ein mittelalterliches Heldenepos

Hildebrand und Dietrich kämpfen mit den Drachen, Quelle UB Heidelberg Cod. Pal. germ. 324
Hildebrand und Dietrich kämpfen mit den Drachen, Handschrift  von 1444, Quelle UB Heidelberg Cod. Pal. germ. 324.

Die 1444 entstandene Handschrift Virginal gehört zu den aus der Bibliotheca Palatina stammenden Kostbarkeiten der Unibibliothek Heidelberg. Neben mehreren Fragmenten sind drei vollständige Werke erhalten, die sich in ihrem Inhalt unterscheiden. Der Titel „Virginal“ der auch unter den Namen Dietrich und seine Gesellen oder Dietrichs Drachenkämpfe bekannten Dichtung bezieht sich auf die weibliche Hauptfigur, die Königin Virginal. Der Held, Dietrich von Bern, geht vermutlich auf den Ostgotenkönig Theoderich den Großen zurück. Die Heidelberger Handschrift gehört zu den Erzählungen über Theoderich, die neben historischen Bezügen fiktive Bestandteile aufweisen. Der in Versen geschriebene Roman enthält viele märchenhafte und den Vorstellungen über mittelalterliche Sagen entsprechende Elemente. Es wird angenommen, dass die Erzählung im 13. Jahrhundert im schwäbisch-alemannischen Raum aufkam unter Einbeziehung älterer Vorlagen.

Der junge Held zieht mit seinem Lehrmeister Hildebrand nach Tirol, um das Waldkönigreich zu befreien. Gut kämpft gegen Böse, in diesem Fall den Heiden Orkise, der das Reich der Königin Virginal bedroht. Dietrich und seine Gesellen  besiegen Orkise und werden in Virginals Residenz Jeraspunt eingeladen. Auf dem Weg dorthin müssen sie weitere Kämpfe und Abenteuer bestehen. Immer wieder erscheinen übermenschliche Gegner in Form von Drachen oder Riesen. Auch der Zwerg Bibung, der als Bote der Königin auftritt, spielt eine Rolle. Schließlich erreicht die Gruppe Jeraspunt. Dietrich ist betört von der schönen Königin, muss aber bald nach Bern zurückkehren, wo neue Gefahren drohen.

Die Handschrift stammt aus der Werkstatt Diebold Laubers im Elsass, die für weitere herausragende Werke bekannt ist. Das vorliegende Exemplar zeichnet sich durch 46 kolorierte Federzeichnungen aus, die wichtige Szenen wie Kämpfe, Ankunft oder Abschied darstellen. Das Manuskript befand sich bis zur Mitte des 16. Jh. in der Heidelberger Schlossbibliothek und kam dann in die Heiliggeistkirche, deren Buchbestände zur Universität gehörte. Diese wurden 1622/23 während des Dreißigjähringen Kriegs in die Bibliotheca Vaticana verbracht.

Eine ausfühliche Beschreibung zu Dichtung und Handschrift finden Sie bei der Bibliotheca Palatina digital

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