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Urgöttin oder Lichtheilige - Wissenswertes zum Barbaratag

 

Kupferstich der Hl. Barbara von Dominicus Custos (nach 1550-1612) nach Franz Aspruck (1598-1603 in Augsburg tätig) in einer Handschrift der Freiburger Augustinerinnen, erschienen 1521 [Quelle: UB Freiburg, Virtuelle Bibliothek Sankt Peter im Schwarzwald]
Kupferstich der Hl. Barbara von Dominicus Custos (nach 1550-1612) nach Franz Aspruck (1598-1603 in Augsburg tätig) in einer Handschrift der Freiburger Augustinerinnen, erschienen 1521 [Quelle: UB Freiburg, Virtuelle Bibliothek Sankt Peter im Schwarzwald]

Der Advent ist die dunkelste Zeit des Jahres. Das Licht bekommt eine besondere Bedeutung. Besonders in kälteren Regionen stellte der Winterbeginn einen heftigen Einschnitt dar. Mehr oder weniger schreckliche Gestalten kündigten ihn an, sei es als gar nicht märchenhafte Holle oder Perchta, später trat die hl. Barbara an deren Stelle und ihr Fest am 4. Dezember. Manche sehen den Ursprung des Festes in vorchristlichen Gottheiten. Eine davon, die Urmutter Borbet, verkörpert zusammen mit ihren Gefährtinnen Wilbet und Ambet die Kräfte von Erde, Sonne und Mond, den Lauf des Lebens und das Schicksal. Borbet steht für Schutz und Heilung. Sie bietet Wärme und Geborgenheit. Die Seelen der Verstorbenen ziehen sich zu ihr zurück, bevor sie neu geboren werden. Das Geschehen ähnelt dem Jahresablauf, während dem sich die Sonne abschwächt, um anschließend mit frischer Energie wiederzukehren. Ein Dreigestirn weiblicher Gottheiten erscheint in der Mythologie verschiedener Kulturen. Die Griechen kannten die Moiren, die Römer die Parzen als Schicksalsgöttinnen. Das Christentum verwandelte sie in die drei heiligen Madeln Barbara, Margareta und Katharina.

Barbara, die auf der Flucht vor ihrem gewalttätigen Vater in einer plötzlich sich öffnenden Felsspalte unterkam, wurde schon im Mittelalter zur Patronin der Bergleute. Die Legende besagt, dass ihr Vater nach dem langen Martyrium Barbaras das Schwert ergriff um sie zu enthaupten. In diesem Augenblick bat sie Gott um Gnade und erhielt das Versprechen, dass kein Mensch, der sie unter Lebensgefahr anrufe, ohne Sakramente sterben müsse. Nach dem Gewaltakt fand der Vater den Tod durch Blitzschlag. Neben Bauhandwerkern zählen Artilleristen, Feuerwehrleute, Glockengießer und andere, die mit Feuer zu tun haben, zu Barbaras Schutzbefohlenen. Sie ist eine der 14 Nothelfer, die bei Todesgefahr angerufen werden und gehört mit Nikolaus, Lucia und Thomas zu den Lichtheiligen im Advent. Ihrer Popularität, besonders in den Alpenländern, resultiert aus der Gegenreformation im 17. und 18. Jh. Ob die Kirchenoberen damit auch altes, als heidnisch erachtetes Brauchtum bekämpfen wollten? 

Das Bärbele- und Klausentreiben wird in Teilen des Oberallgäus gepflegt. Die Tradition soll bis auf wenige Orte fast verschwunden gewesen sein und erfuhr in den letzten Jahren eine Wieder- oder Neubelebung. Auch die Phantasie darf ein bischen mitspielen. Die Bärbele, jüngere, nicht zwingend unverheiratete Frauen, tragen Masken aus Moos, Zapfen und anderen Naturmaterialien, dazu Schürzen und Kopftücher. Sie ziehen am Barbaratag mit Besen herum und verscheuchen die bösen Geister, die sich während der dunklen Jahreszeit einschleichen wollen. Im Gegensatz zu den Kläusen, die mit Fellen, Hörnern und Ketten ausstaffiert am 6. Dezember auftreten, wirken sie weniger furchteinflößend.

Mit viel Lärm verbunden ist das Barbaraschießen, das die oben erwähnte Artillerie zu Ehren ihrer Schutzheiligen veranstaltet - in der Schweiz im Umfeld von St. Gallen oder Basel und in Aretsried nahe Augsburg, wobei historische Kanonen zum Einsatz kommen. 

Friedlicher geht es zu, wenn die am Barbaratag geschnittenen Zweige, in manchen Gegenden auch Getreidekörner, bis Weihnachten zum Blühen oder Keimen gebracht werden – eine weitere Möglichkeit, dem Winter eins auszuwischen. Ihr liebes Gesicht zeigt die Barbara den Kindern. Bis ins 20. Jh. hinein machte sie dem Nikolaus Konkurrenz und in Gegenden des Rheinlands war es üblich, die Stiefel zum 4. Dezember mit Gaben zu füllen. 

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