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„Durch diese hohle Gasse muss er kommen“

Hohlweg am Ausgang des Weinsberger Tals zwischen Sulmer Bergebene und den Heilbronner Bergen, im Hintergrund Weinsberg mit Burg Weibertreu. Veröffentlicht in: Malerische Ansichten einiger Gegenden Württembergs, Heilbronn, 1820, Quelle WLB Stuttgart, Graphische Sammlungen.
Hohlweg am Ausgang des Weinsberger Tals zwischen Sulmer Bergebene und den Heilbronner Bergen, im Hintergrund Weinsberg mit Burg Weibertreu.  Aus: Malerische Ansichten einiger Gegenden Württembergs, Heilbronn, 1820, Quelle WLB Stuttgart.

So sprach Wilhelm Tell, der dem Landvogt Gessler auflauerte, denn bekanntlich führte nur dieser eine Weg nach Küssnacht. Mit seinem 1804 uraufgeführten Drama setzte Friedrich Schiller den durch jahrhundertelange Befahrung entstandenen tunnelartigen Sträßchen ein Denkmal. Sie bildeten oft den einzigen Zugang zu einem Ort und wurden gerne als romantisches Motiv in Landschaftsdarstellungen verwendet, die im 19. Jh. in größerer Zahl als Drucke Verbreitung fanden.

Hohlweg bei der Stegmühle von Oberohrn, Gemeinde Pfedelbach im Hohenlohekreis, Ausschnitt aus der Karte NO LXV 31 der württembergischen Landesvermessung, Stand 1833. Quelle LABW StAL EL 68 VI Nr 5485.
Hohlweg bei der Stegmühle von Oberohrn, Gemeinde Pfedelbach im Hohenlohekreis, Ausschnitt aus der Karte NO LXV 31 der württembergischen Landesvermessung, Stand 1833. Quelle LABW StAL EL 68 VI Nr 5485.

Eindrucksvolle Hohlwege entstanden auf Lössböden, wo das durch Nutzung gelockerte Sedimentgestein mit dem Regenwasser abgespült wurde. Die Böden eignen sich hervorragend für den Weinbau. Und so finden sich Schluchten und Hohlwege nicht nur in den bekannten Vorbergzonen des Schwarzwalds, in der Ortenau oder im Breisgau, sondern auch im westlichen Kraichgau.

Auch die württembergische Landesvermessung des 19. Jh. verzeichnete bei der Neuaufnahme der Flurkarten im gesamten Königreich die infrastrukturell bedeutenden Hohlwege. 

Hohlweg in den Weinbergen bei Endingen, 11. April 1952 (links) und Kreuz am Hohlweg des Turmbergs bei Merdingen, 28. Juli 1961 (rechts). Quelle LABW StAF, Sammlung Willy Pragher W 134 Nr. 022267 und 065103a.
Hohlweg in den Weinbergen bei Endingen, 11. April 1952 (links) und Kreuz am Hohlweg des Turmbergs bei Merdingen, 28. Juli 1961 (rechts). Quelle LABW StAF, Sammlung Willy Pragher W 134 Nr. 022267 und 065103a.

Eine Besonderheit, nicht nur für Geologen, stellen die Hohlwege des Kaiserstuhls dar. Einige der Wege scheinen nicht durch Abnutzung und Auswaschung entstanden zu sein. Möglicherweise wurden sie durch Grabung zu Erschließungs- oder Verteidigungszwecken angelegt. Einst existierte ein ausgedehntes labyrinthartiges Netz. Nach dem Zweiten Weltkrieg brachte der Einsatz von Technik in der Landwirtschaft weitreichende Veränderungen. 

 

Lösshohlweg bei Bickensohl, Gemeinde Vogtsburg im Kaiserstuhl, 1958. Quelle LMZ BW.
Lösshohlweg bei Bickensohl, Gemeinde Vogtsburg im Kaiserstuhl, 1958. Quelle LMZ BW.

Die engen Tälchen waren für die Befahrung mit Traktoren nicht geeignet. Die schweren Maschinen beschleunigten die Erosion. Mit der Flurbereinigung ab den 1950er Jahren verschwanden die meisten Hohlwege. Viele wurden verfüllt. Nur etwa 20 Prozent blieben erhalten. Einige schöne Beispiele rund um Bickensohl sind als Themenwanderweg erschlossen. 

Bei der Durchquerung in der heißen Jahreszeit spenden die Wände der verbliebenen Wege auch heute Schatten und Kühlung. 

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