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Auf alten Karten: Das Fischhaus von Bächlingen

Die erhaltenen Säulen des Bächlinger Fischhauses, Quelle LMZ BW.
Die erhaltenen Säulen des Bächlinger Fischhauses, Quelle LMZ BW.

Römer in Hohenlohe? Diese Vermutung drängt sich auf angesichts vierer steinerner Säulen, die in einem Teich am Ortsrand von Bächlingen im Jagsttal bei Langenburg aus dem Wasser ragen. Doch weit gefehlt. Es handelt sich um die Überreste eines herrschaftlichen Fischhauses, das im 19. Jh. abgebrochen wurde. Früher waren Fischhäuser weiter verbreitet und dienten der Bevorratung. Sie sollten ausreichend belüftet sein und im Winter vor Frost schützen.

Ein entsprechendes Aussehen hatte das Bächlinger Fischhaus, wie ein im Hohenhole Zentralarchiv aufbewahrter Plan von 1854 zeigt. Demnach dienten die Säulen als Stützen für eine Halle, die an drei Seiten von einem offenen Gang eingefasst war. An der vierten geschlossenen Seite befanden sich kleinere Steinbassins, die beim Abbruch erhalten blieben.

Bächlingen aus dem Hohenlohe-Atlas von Heinrich Schweickher, 1578/79. Links neben dem Ort das „Vischhus“ und eine Mühle. Quelle Landesarchiv BW, HZAN GA 100 Nr. 1054, Bild 5.
Bächlingen aus dem Hohenlohe-Atlas von Heinrich Schweickher, 1578/79. Links neben dem Ort das „Vischhus“ und eine Mühle. Quelle Landesarchiv BW, HZAN GA 100 Nr. 1054, Bild 5.

Über der Halle erhob sich ein dreigeschossiger Fruchtkasten mit Krüppelwalmdach. Zur Versorgung der Fische war ein Fischmeister eingesetzt, der das Fachwerkhaus auf dem Gelände bewohnte. Neben weiteren Becken gehört noch ein Backhaus zu dem Anwesen.

Bächlingen auf der Württembergischen Flurkarte von 1833, im Norden das Gewann „Fischfeld“, Quelle Landesarchiv BW, StAL EL 68 VI Nr 5913
Bächlingen auf der Württembergischen Flurkarte von 1833, im Norden das Gewann „Fischfeld“, Quelle Landesarchiv BW, StAL EL 68 VI Nr 5913.

Ergänzende Details sind aus alten Karten zu erfahren, wie dem Hohenlohe-Atlas, den Heinrich Schweickher in den Jahren 1578/79 anfertigte. Dort ist ein eingezäuntes „Vischhus" mit mehreren Becken eingezeichnet. Die vier Säulen stammen möglicherweise noch aus dieser Zeit.

Das Gewann östlich der Anlage erhielt den Namen „Fischfeld“, der auf der Württembergischen Flurkarte von 1833 vermerkt ist. Hier entspringt eine der beiden Quellen, die die Teiche speisen.

Interessantes gibt es über das Backhäuschen zu berichten. Das dort hergestellte Brot diente weniger der Ernährung der Anwohner. Es wurde aus besonderen Zutaten bereitet und an die Fische verfüttert.

Der Zustand der Anlage in den Jahren 1833, 1968 und der jüngsten Vergangenheit kann über das Kartenmodul auf LEO-BW betrachtet werden. Dort gibt es neben der Flurkarte aus dem 19. Jh. auch zwei Luftbildansichten, die im Abstand von rund 50 Jahren aufgenommen wurden.

Der Beitrag entstand auf Grundlage eines Artikels von Inge Schöck: Das "kleine Rätsel" von Bächlingen, veröffentlich in Denkmalpflege in Baden-Württemberg 17/1988, S. 122-125

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