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Besondere Erinnerungsorte - der Alte Friedhof in Schwenningen

Grabanlage der Familie Kienzle auf dem Alten Friedhof in Schwenningen, Quelle: Dietrich Krieger, Wikimedia commons, CC BY-SA 4.0 https://t1p.de/a8k9p

Grabanlage der Familie Kienzle auf dem Alten Friedhof in Schwenningen, Quelle: Dietrich Krieger, Wikimedia commons, CC BY-SA 4.0 https://t1p.de/a8k9p

Die letzten Ruhestätten prominenter Verstorbener oder andere besondere Gräber machen Friedhöfe zu historischen Orten. Ein Besuchermagnet ist der Cimetière du Père-Lachaise in Paris, wo wahre Kultstätten für Künstler wie Jim Morrison entstanden. Bekannt und historisch bedeutend ist auch der Dorotheenstädtische Friedhof in Berlin oder der Hoppenlaufriedhof in Stuttgart. Manchmal lassen sich ganze Geschichtskapitel anhand der bestatteten Persönlichkeiten und ihrer Biografien nachverfolgen. Ein Rundgang an diesen Orten wird besonders spannend, wenn es sich um Spuren handelt, die an anderer Stelle längst verschwunden oder in Vergessenheit geraten sind.

Als wahres „Geschichtsbuch“ überrascht der Alte Friedhof im Stadtbezirk Schwenningen der Doppelstadt Villingen-Schwenningen. Trotz seiner Größe liegt er versteckt in einem weitläufigen Wohngebiet. Von außen ist kaum zu erkennen, was sich hinter den einfachen Toren und grünen Hecken verbirgt. Der Friedhof entstand um 1870. Mit der Industrialisierung stiegen die Einwohnerzahlen von Schwenningen innerhalb weniger Jahrzehnte um ein Vielfaches. Arbeitskräfte wanderten zu, teils aus weiter Entfernung. Das Bauerndorf entwickelte sich zu einem bedeutenden Industriestandort, der bis zur Strukturkrise der 1970er Jahre für seine Uhrenproduktion bekannt war. Mit Industrialisierung und Bevölkerungswachstum änderte sich auch die Bestattungskultur. In den 1920er Jahren entstand im Wald am südöstlichen Stadtrand ein weiterer Friedhof, der Urnenbeisetzungen ermöglichte. In den 1960er Jahren wurde die alte Stätte als Begräbnisort aufgehoben.

Das Areal mit den historischen Grabstellen blieb als Grünanlage erhalten. Besucher finden eine parkartige Oase von dreieinhalb Hektar Fläche mit schönem altem Baumbestand und kreuzförmig angelegten Alleen. In ihrer Mitte befindet sich eine Kapelle, die die Familie Mauthe 1908 anlässlich eines Todesfalls stiftete. Während des Rundgangs lassen sich weitere bekannte Namen entdecken. Sie stehen für Unternehmerfamilien wie Kienzle oder Haller, aber auch die von Handwerkern wie Schuh-, Hut- und natürlich Uhrmachern. Eine Besonderheit sind die Ehrengräber für Veteranen des Preußisch-Österreichischen Krieges 1866 und des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71. Seit 2005 ist ein Teil des Areals für Urnenbestattungen ausgewiesen, denen Flächen rund um Bäume zugeordnet sind. So wird es möglich, die Erinnerung an jüngst Verstorbene mit der älteren Geschichte zu verbinden.

Die gesamte Anlage steht unter Denkmalschutz. Informationen zu den historischen Gräbern wurden innerhalb eines Projekts erschlossen und stehen in Form einer interaktiven Karte zur Verfügung. Zusammen mit weiterem Wissenswertem sind sie über das Portal „Alter Friedhof Schwenningen“ abrufbar.

Die meisten Produktionsstätten aus der Ära der Industrialisierung wurden aufgegeben, teils umgenutzt oder auch abgerissen. An die große Zeit der Uhrenherstellung in Schwenningen erinnert heute das Uhrenindustriemuseum in der ehemaligen Württembergischen Uhrenfabrik Bürk.

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