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Bildung und Wohlstand für alle - zum 175. Todestag von Friedrich List

 

Friedrich List um 1840 [Quelle: Landesmdienzentrum BW]
Friedrich List um 1840 [Quelle: Landesmedienzentrum BW]

Der um den 6. August im Revolutionsjahr 1789 geborene Friedrich List – das genaue Geburtsdatum ist nicht überliefert- zählt mit Adam Smith und Karl Marx zu den Vordenkern der Nationalökonomie. Seine an der Praxis orientierten Gedanken sind bis heute aktuell. Zu Lebzeiten stieß er mit seinen weitreichenden und im wörtlichen Sinn grenzüberschreitenden Ansätzen auf weniger Resonanz. Diese waren grundlegender und umfassender Natur und zielten auf nichts geringeres als eine gut ausgebildete Bevölkerung, in der Lage selbstständig zu denken und zu handeln. Diese sollte einerseits die Rahmenbedingungen einer Rechtsprechung und Verwaltung nach liberaldemokratischen Grundsätzen sicherstellen, andererseits helfen das Unternehmertum und die Produktion weiterzuentwickeln. In den ersten Jahrzehnten des 19. Jh. stand dem einiges im Wege. So war List einer derjenigen, die die Aufhebung von Adelsprivilegien und der Leibeigenschaft forderte, die Beziehungen unterschiedlich entwickelter Staaten analysierte und sich letztendlich um die Aufhebung wirtschaftlicher Schranken bemühte. Eine Hauptgrundlage für die Umsetzung seiner Ziele bildete die Schaffung eines gut ausgebauten Netzes an Verkehrswegen. Friedrich List ist deshalb als Eisenbahnpionier im Gedächtnis geblieben.

List stammte aus einer alteingesessenen und einflussreichen Handwerkerfamilie in Reutlingen. Der väterlichen Weißgerberei wenig zugetan, stattdessen begabt für Organisations- und Verwaltungsaufgaben, stieg der rege List schnell in der württembergischen Hierarchie auf und wurde 1817 ohne akademische Vorbildung Professor an der neu eingerichteten Staatswirtschaftlichen Fakultät der Uni Tübingen. Das nach zahlreichen Kriegen verarmte und an den Folgen der damaligen Hungersnot leidende Württemberg brauchte dringend Verbesserungen. 1818 gründete List zusammen mit Frankfurter Kaufleuten den Deutschen Handels- und Gewerbeverein, der sich für die Aufhebung der Binnenzölle im Deutschen Bund aussprach. Dem württembergischen König ging dieses freie Handeln zu weit. List musste sich von der Universität verabschieden.

Als Reutlinger Abgeordneter im württembergischen Landtag veröffentlichte List 1821 die Reutlinger Petition, die angesichts der herrschenden Umstände Reformen in Staat, Verwaltung und Rechtsprechung zum Ziel hatte und zu einer Verurteilung wegen Staats- und Majestätsverbrechen führte. List verlor seinen Sitz im Landtag, wurde zu einer mehrmonatigen Haftstrafe verurteilt und floh zunächst ins Ausland. Anschließend emigrierte er unter Verzicht auf das württembergische Bürgerrecht in die USA. Dort konnte er seine wirtschaftlichen Fähigkeiten beweisen. 1830 erhielt List die amerikanische Staatsbürgerschaft, kehrte jedoch schon 1832 nach Deutschland zurück und war maßgeblich am Bau der ersten deutschen Ferneisenbahnstreck von Leipzig nach Dresden beteiligt. 1841 erschienen mit Das nationale System der politischen Ökonomie sein wissenschaftliches Hauptwerk. Daneben veröffentlichte er als Mitherausgeber, Redakteur und Korrespondent rund 700 Aufsätze und trug damit zur Entwicklung wirtschaftlich orientierter Fachzeitschriften wie dem Zollvereinsblatt oder dem Eisenbahnjournal bei.

Die Anstrengungen waren enorm, Rückschläge blieben nicht aus. So gab es zunehmend Differenzen mit dem Zollverein. Nachdem der Verleger Cotta 1846 das Zollvereinsblatt eingestellt hatte, versuchte List die Herausgabe zu übernehmen. Finanziell und nervlich angeschlagen trat er im selben Jahre eine Erholungsreise nach Italien an. Er starb am 30. November in Kufstein in Tirol durch Suizid.

Zum 175. Todestag präsentiert die Stadt Reutlingen gemeinsam mit dem Reutlinger Geschichtsverein einen Festvortrag des Wirtschaftswissenschaftlers Prof. Dr. Harald Hagemann: „Durch Wohlstand zur Freiheit. Vortrag zum 175. Todestag von Friedrich List (1789–1846)“ – online zugänglich über www.reutlingen.de/geschichtsverein ab 18.45 Uhr.

Im Anschluss an den Vortrag wird der List-Forscher Dr. Dr. Eugen Wendler mit der Bürgermedaille der Stadt Reutlingen geehrt.
Die Sammlung von Eugen Wendler ist als Dauerausstellung im IHK-Haus der Wirtschaft zugänglich und zeigt die Lebensstationen Friedrich Lists.

Weiter Informationen und Veranstaltungen finden Sie unter dem Stichwort Friedrich List beim Heimatmuseum Reutlingen
 

Zum Weiterlesen: Friedrich List und die Reutlinger Petition

Zum Nachlass im Friedrich-List-Archiv beim Stadtarchiv Reutlingen
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