null

Das KaDeWe und seine württembergischen Wurzeln

Adolf Jandorf mit seiner Familie in der Zeitschrift "Berliner Leben", Heft 04, 1908. Quelle Wikipedia gemeinfrei
Adolf Jandorf mit seiner Familie in der Zeitschrift "Berliner Leben", Heft 04, 1908. Quelle Wikipedia gemeinfrei

Das Kaufhaus des Westens in Berlin, kurz KaDeWe, ist eine international bekannte Adresse, die schon viele Veränderungen erlebt hat. Weniger bekannt ist, dass der Gründer Adolf Jandorf (1870-1932) in Hengstfeld in der Nähe von Crailsheim geboren wurde. Heute ist das ein Ortsteil von Wallhausen. Die Familie gehörte der jüdischen Gemeinde an, die nach 1708 in dem Ort entstanden war. Der Vater betrieb neben Viehhandel auch Landwirtschaft. Adolf Jandorf absolvierte eine kaufmännische Ausbildung in Bad Mergentheim und reiste 1890 zu seinem älteren Bruder nach New York. Hier entdeckte er die großen Warenhäuser wie Macy’s oder Bloomingdale’s. Kurz darauf kehrte Jandorf nach Deutschland zurück und begann für einen Großhandel in Bremerhaven zu arbeiten. 1892 öffnete das erste Geschäft in Berlin an der Leipziger Straße, zunächst mit der Unterstützung seines Arbeitgebers. Jandorf verkaufte günstige Waren für einfache Leute. Sein Konzept war ein voller Erfolg. Als Kassenschlager der ersten Jahre erwiesen sich Ruhekissen mit der Aufschrift Nur ein Viertelstündchen. Bis 1906 entstanden fünf weitere Häuser in gut erreichbaren Lagen. Mit dem 1907 eröffneten Kaufhaus des Westens schlug der zum Großunternehmer avancierte Jandorf neue Wege ein. Das Angebot sollte die luxuriösen Ansprüche der gehobenen Gesellschaft bedienen. Nach außen präsentierte sich das Gebäude am Wittenbergplatz eher schlicht. Der moderne Bau aus fränkischem Muschelkalk entstand nach kurzer Bauzeit von nur einem Jahr. Jandorf hielt sich zunächst im Hintergrund. Verantwortlich zeichnete eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung.

Die Konkurrenz war groß. Neben Jandorf bestimmten Karstadt, Wertheim und Hermann Tietz den Markt in Berlin. Da sich die Mehrzahl der Warenhausketten in jüdischer Hand befand, kam es immer wieder zu Repressalien. Im Dezember 1926 kündigte Jandorf den Verkauf seines gesamten Handelshauses an. Zum Jahreswechsel gingen alle Geschäfte in die Gesellschaft Hermann Tietz über, die damit zum Großkonzern anwuchs.

Jandorf pflegte stets den Kontakt zu seiner Heimat Hengstfeld, das er immer wieder mit finanziellen Zuwendungen bedachte. Bis zu seinem Tod behielt er die württembergische Staatsangehörigkeit. Adolf Jandorf starb 1932 an Blinddarmentzündung.

00

Weitere Blogeinträge

Suche

LEO-BW-Blog

Logo LEO-BW-Blog

Herzlich willkommen auf dem LEO-BW-Blog! Sie finden hier aktuelle Beiträge zu landeskundlichen Themen sowie Infos und Neuigkeiten rund um das Portalangebot. Wir freuen uns auf Ihre Kommentare zu den einzelnen Posts.

Über den folgenden Link können Sie neue Blog-Beiträge als RSS-Feed abonnieren: 

https://www.leo-bw.de/web/guest/blog/rss