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Das Kleinwildbad bei Liebenzell

Liebenzell um 1840 auf einer Grafik von Caspar Obach, Vorlage Württembergische Landesbilbiothek Schef.qt.4592
Liebenzell um 1840 auf einer Grafik von Caspar Obach, Vorlage Württembergische Landesbilbiothek Schef.qt.4592

Vermutlich wurden die Heilquellen von Liebenzell schon im Hochmittelalter zu Badezwecken genutzt. Eine Einrichtung ist erstmals für das Jahr 1403 belegbar, als Markgraf Bernhardt I. das Untere Bad in Form eines Erblehens vergab. Heute steht hier die Paracelsus-Therme. Anfang des 15. Jh. entstand ein weiteres Oberes Bad. Auch das etwas außerhalb gelegene Kleinwildbad ist historischen Datums. Erste schriftliche Spuren finden sich in der Zeit um 1500 für ein Schweißbädlein.

Als Wildbäder wurden natürliche und somit wilde Quellen bezeichnet, die gefasst und zu Badezwecken genutzt wurden. Eine solche verlieh dem Ort Wildbad seinen Namen. Die dortige Badeanstalt Katharinenstift, die im Gegensatz zu herrschaftlichen Badeeinrichtungen aus allen Teilen der Bevölkerung Zulauf erhielt, war im 19. Jh. so überlastet, dass eine Dependance oder Verlegung nach Liebenzell in Erwägung gezogen wurde. Als in Wildbad die Entscheidung für einen Neubau fiel, eröffnete im kleinen Liebenzeller Bädlein ein privates hölzernes Badehäuschen, das seinen Wasserbedarf aus einer neu erschlossenen Quelle deckte. Nachdem der Besitzer wechselte, entstand gegen Ende des 19. Jh. das größere, bis heute erhaltene Gebäude. Aus dieser Zeit stammt auch der Name Kleines Wildbad.

Es wurde als einstockiger Fachwerkbau mit Seitenrisaliten und Satteldach auf einem steinernen Sockelgeschoss errichtet, das sich dem zur Nagold abfallenden Hang anpasst. Hier waren die Badeeinrichtungen mit einzelnen Wannen, der Quellfassung und einem großen Bassin für das Thermalwasser untergebracht. Die symmetrische Anordnung der Räume lässt auf die getrennte Versorgung der männlichen und weiblichen Gäste schließen. Im Erdgeschoss befanden sich Wirtschafts- und Sanitärräume, in den Risaliten ein Aufenthaltsraum und Stuben für die Bewirtung. Eine Loggia bot außerdem Gelegenheit zu Luftbädern, die die medizinischen Empfehlungen des 19. Jh. bei Kuraufenthalten neben Wasseranwendungen vorsahen.

Als die Quelle in der Mitte des 20. Jh. versiegte, diente das Gebäude Wohnzwecken und zeigte zunehmend Spuren der Vernachlässigung. Nach der Sanierung ab 2015, in die viel der erhaltenen Bausubstanz einbezogen werden konnte, erstrahlt das Anwesen als badhaus1897 in neuem Glanz. Schön sind die verglasten Galerien in den beiden Stockwerken, die sich auf die Gartenterrasse öffnen. Das heutige badhaus 1897 beherbergt ein Café mit Kulturwerkstatt. Der Besuch lässt sich gut mit einem Spaziergang durch die Liebenzeller Parkanlagen, einer Wanderung oder einer Kanufahrt auf der Nagold verbinden.

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