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Die Verwaltung des Waldes - Zu den Forstlagerbüchern des Herzogtums Württemberg

Forstlagerbücher
Baierecker Hut: Schorndorfer Spitalsalwald; Kloster Adelberger Weichnerwald / Bild 1 [Quelle: HStAS H 107/15 (Forstlagerbücher: Schorndorf) Bd. 7 Bl. 283]

Im Mittelalter und der Frühen Neuzeit galt der Wald als eine zentrale Rohstoffquelle. Wer den Wald wie nutzen durfte, barg ein hohes Konfliktpotential. Herrschaftliche Repräsentation und das Prinzip gemeinschaftlicher Ressourcennutzung konkurrierten und zugleich spielte die Forstherrschaft auch eine wichtige Rolle im Territorialisierungsprozess und im Ausbau der Landesherrschaft. Die Entwicklung der Forsthoheiten lässt sich insbesondere anhand sogenannter Forstlagerbücher nachvollziehen. Die Forstlagerbücher sind ein Spezifikum des Herzogtums Württemberg und dienten der Beschreibung der Bezirke, in denen die Herrschaft die Forsthoheit innehatte, sowie der Verzeichnung von Eigentumsverhältnissen und Nutzungsrechten innerhalb der Forste. Denn die Forsthoheit bedeutete kein Eigentumsrecht am Wald, sondern vielmehr die juristische Oberaufsicht über die Nutzung der Waldprodukte. Der Kampf um den Wald und die Veränderungen der Forsthoheit wirkten sich auf die Untertanen vor allem in Form verstärkter Kontrollen über ihre Eigenwälder durch herrschaftliche Forstmeister und einer Ausdehnung von Abgabenforderungen aus. Eine einheitliche Beschreibung der einzelnen Forste begann im Herzogtum Württemberg im Jahr 1555. Zweieinhalb Jahre später lagen die ersten 16 Forstbeschreibungen vor, die sich in ihrem Aufbau nur wenig unterscheiden. Im Laufe der Jahrhunderte wurden die Forstlagerbücher immer detaillierter. im Jahr 1679 wurde Andreas Kieser , damals als herzoglich württembergischer Obristleutnant, verantwortlich für die gesamte Artillerie und die Festungen des Herzogtums, vom Herzog-Administrator Friedrich Karl beauftragt, eine völlig neue Vermessung der württembergischen Forsten vorzunehmen, um der Forstverwaltung zuverlässige Angaben über Flächengrößen, Grenzen, Hoheitsrechte, Besitzverhältnisse und Nutzungsansprüche zur Verfügung zu stellen. Bis zu diesem Zeitpunkt waren die Beschreibungen durch Abschreiten der Grenzen und Schätzungen der Flächen angefertigt. Kieser hingegen schlug eine neue Vermessungsmethode von Punkt für Punkt, wie er sie von der militärischen Artillerie her kannte, vor. Die Neuaufnahme mündete in der Anfertigung zweierlei Typen von Quellen: den Kartenblättern der Forste, die letztendlich zu einer Gesamtaufnahme des Herzogtums Württemberg zusammengefügt werden sollten und den Forstlagerbüchern, die heute im Hauptstaatsarchiv Stuttgart verwahrt werden. In diesen beschrieb Kieser die Forste durch Wort und Zeichnungen; dazu kam die Niederschrift der Rechte und Pflichten der Untertanen. Die Forstlagerbücher stattete Kieser prächtig aus: Wappendarstellungen leiten vier der Bände ein und zum ersten Mal wurden die im Text und auf den Zeichnungen beschriebenen Marksteine auch bildlich dargestellt. Bekannt geworden sind die Kieserschen Lagerbücher seit den 1950er Jahren jedoch vor allem durch die farbigen Ortsansichten. Mehr über den Inhalt und die Auswertungsmöglichkeiten der Forstlagerbücher können Sie im Artikel von Kerstin Arnold und R. Johanna Regnath im LEO-BW-Themenmodul Südwestdeutsche Archivalienkunde nachlesen. (JH)

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