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Die Dichterin Augusta Bender

Die Hausfreundin von Augusta Bender
1900 – 1902 erschienen im Eigenverlag drei Bändchen „Die Hausfreundin“ mit Novellen und Kochrezepten. Quelle: Badische Landesbibliothek

Vor Kurzem eröffnete in Schefflenz ein kleines Literatur-Museum, das an das Werk und das bewegte Leben der Schriftstellerin, Lehrerin und Frauenrechtlerin Augusta Bender erinnern soll. Bender wurde 1846 in Oberschefflenz geboren und wuchs in einfachsten Verhältnissen auf. Um nach der Volksschule einen weiteren Schulabschluss machen zu können, musste sie jedoch nahezu aus dem Dorf fliehen, denn Bender wollte sich fortbilden und einen ihr entsprechenden Beruf ergreifen: für ein Mädchen, zumal aus bäuerlichen Verhältnissen, damals ein ungewöhnlicher Plan. Mit siebzehn Jahren nahm sie Schauspielunterricht in Mannheim, mit achtzehn bereitete sie sich in Mosbach auf das Fachexamen in Telegraphie vor. Als eine der ersten Frauen verdiente sie sich als Telegrafistin auf der Post in Karlsruhe eigenes Geld, wurde aber schnell mit struktureller Unterdrückung und mangelnder Gleichberechtigung konfrontiert. Jedoch erlaubte es ihr Gehalt, Bücher zu erwerben. Von ihrem Bruder finanziell unterstützt, konnte Bender 1867/68 an einem Heidelberger Institut ihre Kenntnisse in Fremdsprachen und Geschichte vertiefen und bestand die Prüfung für das Lehramt an höheren Töchterschulen. Ihre Wege führten sie nach London und Rom über Paris, Nizza, Genua und im Juli 1871 in die Vereinigten Staaten. Zwischen 1871 und 1897 weilte Bender siebenmal in Amerika. Dort hielt sie literarische Vorträge; lehrte Deutsch in Bürgerhäusern von New York und Philadelphia, auf einer Farm in New Hampshire und an einem College in Massachusetts; begegnete u. a. dem Faust-Übersetzer Bayard Taylor (1825-78), dem seinerzeit vielgelesenen Ludwig Büchner (1824-99), ferner dem badischen Revolutionär Friedrich Hecker (1811-81), dem sie 1916 ein Gedenkblatt widmete. Das literarische Schaffen Benders umfasst zahlreiche Werke, wobei keines ihrer Werke nennenswerten Erfolge verzeichnen konnte. Wesentlich erfolgreicher war ihr volkskundliches Engagement, das Bender nach ihrer Rückkehr aus Amerika vertiefte. Mit den „Oberschefflenzer Volkslieder“ zeichnete Bender die vom Vergessen bedrohten Texte gewissenhaft auf und schrieb eigene Erläuterungen. Ergänzend kamen 1910 die „Kulturbilder aus einem badischen Bauerndorf“ hinzu, mit fünf Auflagen die verbreitetste ihrer Schriften. Eine selbstbiographische Rückschau eröffnete sie mit der Jugendgeschichte einer Kleinbauerntochter „Der Kampf ums höhere Dasein“ (1908), und in Baden-Baden, wo sie im Lichtentaler Lehrerinnenheim eine Bleibe fürs Alter gefunden zu haben glaubte, brachte sie 1913/14 zwei Bände Erinnerungen heraus („Auf der Schattenseite des Lebens“). Sie berichten anschaulich von Kindheit und Jugend bis hin zu der ersten Überfahrt nach Amerika. Mehr Informationen zu Augusta Bender finden Sie auf LEO BW und auf der Seite des neu eröffneten Literaturmuseums. (JH)

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