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Die Hochspringerin Gretel Bergmann

Gretel Bergmann
Gretel Bergmann [Quelle: Museum zur Geschichte von Christen und Juden Laupheim]
Am 12. April 1914 wurde Gretel Bergmann im oberschwäbischen Laupheim geboren. Mit 16 Jahren verließ Gretel ihre idyllische Heimatstadt, um ein Mädchengymnasium in Ulm zu besuchen. Hier trat sie dem Ulmer Fußballverein bei und schnell kristallisierte sich der Hochsprung als ihre Paradedisziplin heraus. Bereits nach einem Jahr wurde sie süddeutsche Meisterin und sprang mit 1,50 Meter in die deutsche Rangliste auf Platz vier – zum ersten Platz fehlten ihr lediglich zwei Zentimeter. Mehrmals wird sie von Auswahltrainern zu Lehrgängen in die Sportschule Ettlingen eingeladen. Ihr Studium plante Bergmann an der Deutschen Hochschule für Leibesübungen in Berlin, der Höhepunkt ihrer Karriere sollte aber die Teilnahme an den Olympischen Spielen 1936 werden. Doch mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten werden diese Pläne jäh durchkreuzt. Kurz vor ihrem 19. Geburtstag teilte ihr der Ulmer Verein mit, dass sie aus dem Verein ausgeschlossen ist. Gretel Bergmann verließ daraufhin Deutschland und nahm am 30. Juni 1934 an den offenen britischen Meisterschaften teil, auch in der Hoffnung sich für das britische Olympia-Team zu qualifizieren. Kurz vor Beginn der Spiele wird von Bergmann doch die Teilnahme für die deutsche Mannschaft gefordert. Dieses scheinbare Zugeständnis erwuchs jedoch nicht aus der Anerkennung ihrer sportlichen Leistungen, vielmehr handelte es sich um eine Strategie der Nationalsozialisten, um einen drohenden Boykott der Spiele von anderen Staaten abzuwenden, die die Gleichbehandlung von Sportlerinnen und Sportlern jüdischer Herkunft gefordert hatten. In ihren Erinnerungen, die 2003 in Deutschland erschienen sind, nannte sich Bergmann eine "Schachfigur in Hitlers politischem Täuschungsmanöver". Denn eine wirkliche Teilnahme Bergmanns im nationalsozialistischen Deutschland war wohl nie geplant: Kurz vor Beginn der Spiele erhielt sie vom Deutschen Reichsbund für Leibesübungen einen Brief, der sie über ihren Ausschluss aus dem Olympia-Team informierte und das obwohl Bergmann kurz vor den Spielen bei einem regionalen Sportfest den zuvor von Elfriede Kaun aufgestellten deutschen Hochsprungrekord von 1,60 Meter einstellte. Am 8. Mai 1937 verließ Gretel Bergmann mit dem erlaubten Höchstbetrag von zehn Reichsmark ihre deutsche Heimat. Einzig die jüdische Presse meldete die Flucht ihrer großen jüdischen Hoffnung in die USA. Dort konnte Gretel Bergmann ihre sportliche Karriere fortsetzen. Auch das Museum Museum zur Geschichte von Christen und Juden in Laupheim informiert in der Dauerausstellung über die Geschichte Gretel Bergmanns. (JH)
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