null

Die Karlsruher Stadträtin Anna Richter (1868-1921)

 

Die Kommunalpolitikerin Anna Richter geb. Schmidt (1868-1921) gehörte als eine der ersten Frauen dem Karlsruher Stadtrat von 1919 bis 1921 an. [Quelle: Stadtarchiv Karlsruhe, 8/Alben 012 / 54b]
Die Kommunalpolitikerin Anna Richter geb. Schmidt (1868-1921) gehörte als eine der ersten Frauen dem Karlsruher Stadtrat von 1919 bis 1921 an. [Quelle: Stadtarchiv Karlsruhe, 8/Alben 012 / 54b]

Am 26. September ist Bundestagswahl, eine Gelegenheit nochmals auf die Anfänge des Frauenwahlrechts in der Weimarer Republik zu schauen. Eine der ersten Kommunalpolitikerinnen war Anna Richter, die für die DDP von 1919 bis 1921 im Karlsruher Stadtrat saß. Anna Richter wurde als Anna Schmidt am 14. Juni 1868 in Hamburg geboren und starb noch recht jung und während ihrer Amtszeit nach kurzer schwerer Krankheit am 19. September 1921.

Schon vor der Wahl war sie in verschiedenen Organisationen tätig gewesen. Als Armenpflegerin hatte sie ab 1910 dem Kollegium des Karlsruher Armen- und Waisenrats angehört. Während des Ersten Weltkriegs wurde sie Vorsitzende des Nationalen Frauendienstes in der Stadt und war 1915 Mitbegründerin des Karlsruher Hausfrauenbundes.

Weitere Spuren ihres öffentlichen Engagements muten aus heutiger Sicht kurios an. Im Oktober 1909 war der Badische Verband zur Verbesserung der Frauenkleidung gegründet worden, den Anna Richter als zweite Vorsitzender mitleitete. Spätestens seit der Ersten Internationalen Frauenkonferenz 1896 gehörte der Kampf gegen das Korsett zu den Maßnahmen der Emanzipation, die mit öffentlichen Aktionen unterstützt werden sollten. Die etwa zeitgleich entstandene Reformbewegung begünstigte den Entwurf von Reformober- und –unterbekleidung, die unabhängig von einengenden Modediktaten, erschwinglich und einfach zu nähen sein sollte. Besonders aktiv wurde der bald nach der Frauenkonferenz gegründete Dresdner Verein. Ab der Jahrhundertwende ist der Verein, der sich auch für das Frauenturnen einsetzte, in zahlreichen deutschen Städten vertreten. Die Zentrale für Unterkleidung, also dem Ersatz für das verhasste Korsett, befand sich bis 1911 in Karlsruhe. Hier wurde auch die Verbandszeitschrift Neue Frauenkleidung und Frauenkultur gedruckt. Die Karlsruher Sektion des Vereins umfasste kurz vor dem Ersten Weltkrieg etwa 300 Frauen.

Als Stadträtin betätigte sich Anna Richter weiterhin auf ihrem Arbeitsgebiet im Armen- und Fürsorgewesen, insbesondere auch der Kinder- und Jugendfürsorge, sowie im Ausschuss zu Lebensmittelfragen. Außerdem saß sie in der Prüfungskommission der Prinz Karl- und Graf-Rhena-Stiftung zur Unterstützung hilfsbedürftiger Personengruppen in Karlsruhe.

Weitere Informationen zu Themen der Weimarer Republik und dem politischen Engagement von Frauen bekommen Sie über die Themenfelder zum LEO-Themenmodul Von der Monarchie zur Republik 

Weiteres Material zur Geschichte von Frauen im Gemeinderat gibt es unter Frauenwahlrecht auf LEO-BW

00

Weitere Blogeinträge

Suche

LEO-BW-Blog

Logo LEO-BW-Blog

Herzlich willkommen auf dem LEO-BW-Blog! Sie finden hier aktuelle Beiträge zu landeskundlichen Themen sowie Infos und Neuigkeiten rund um das Portalangebot. Wir freuen uns auf Ihre Kommentare zu den einzelnen Posts.

Über den folgenden Link können Sie neue Blog-Beiträge als RSS-Feed abonnieren: 

https://www.leo-bw.de/web/guest/blog/rss