null

Die Offenburger Versammlung 1847

 Forderungen des Volkes in Baden, Flugblatt von 1847
Forderungen des Volkes in Baden, Flugblatt von 1847 [Quelle: Wikimedia ]

Am 12. September 1847 versammelten sich im Gasthaus Salmen in Offenburg die sogenannten „Entschiedenen Freunde der Verfassung“ um Friedrich Hecker und Gustav Struve und verabschiedeten mit den „13 Forderungen des Volkes in Baden“ den ersten Grundrechtekatalog der deutschen Geschichte.

Mitte des 19. Jahrhunderts war Offenburg eine beschauliche Kleinstadt mit ca. 4.000 Einwohnern. Vor und während der Revolution spielte sie jedoch eine bedeutende Rolle. Teilweise sprach man sogar vom „badischen Bethlehem, wo stets der Revolutionsheiland geboren“ werde. Dies hatte vor allem zwei Gründe: Einerseits war das zentral gelegene Offenburg durch die Anbindung an die Rheintalbahn gut erreichbar und wurde zweitens seit 1845 von dem liberalen Bürgermeister Gustav Rée regiert.

Im Salmen beriet sich zunächst ein kleiner Kreis aus Friedrich Hecker und Gustav Struve, führenden Oppositionspolitikern und Bürgern, bevor in einer Rede vor etwa 900 Menschen die Forderungen näher erläutert wurden. Gefordert wurden unter anderem Pressefreiheit persönliche Freiheit, gerechte Steuern, Bildung für alle, eine volkstümliche Staatsverwaltung und die „Ausgleichung des Mißverhältnisses zwischen Arbeit und Capital“.

Die Versammlung von 1847 war jedoch nicht die einzige wegweisende Zusammenkunft in Offenburg. Insgesamt fanden dort drei wichtige Versammlungen in den Jahren 1847-49 statt. So trafen sich im März 1848 unter dem Eindruck der Märzereignisse 20.000 Menschen in Offenburg. Mit einem republikanischen Flugblatt forderte man die sofortige Ausrufung der Republik, doch die Redner und der Großteil der Anwesenden wollten diese Entscheidung lieber der Frankfurter Paulskirche überlassen. Am 12. Mai 1848 kamen erneut 40.000 Menschen in Offenburg zusammen. Alle drei Versammlungen verliefen friedlich.

Die drei Offenburger Versammlungen machen ein wichtiges Element der Revolution 1848 deutlich: die Erfahrung von Partizipation und die damit einhergehende Politisierung des Bürgertums. Zwar scheiterte die Revolution, die Forderungen aber blieben über lange Jahrzehnte hinweg bestimmend und gingen später in die demokratischen Verfassungen von 1919 und 1949 ein.

Weitere Informationen finden Sie auf LEO-BW und auf der Seite der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg. (JH)

00

Weitere Blogeinträge

Suche

LEO-BW-Blog

Logo LEO-BW-Blog

Herzlich willkommen auf dem LEO-BW-Blog! Sie finden hier aktuelle Beiträge zu landeskundlichen Themen sowie Infos und Neuigkeiten rund um das Portalangebot. Wir freuen uns auf Ihre Kommentare zu den einzelnen Posts.

Über den folgenden Link können Sie neue Blog-Beiträge als RSS-Feed abonnieren: 

https://www.leo-bw.de/web/guest/blog/rss