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Die Schlacht bei Wimpfen am 6. Mai 1622

Darstellungen der Schlacht in einem Kupferstich von Matthäus Merian (1635) nach Holzschnitt von M. C. Lundorp (1627), [Quelle: Wikipedia gemeinfrei]
Darstellungen der Schlacht in einem Kupferstich von Matthäus Merian (1635) nach Holzschnitt von M. C. Lundorp (1627), [Quelle: Wikipedia gemeinfrei]

400 Jahre Schlacht bei Wimpfen: Am 6. Mai 1622 lieferten sich zwei Truppenverbände auf dem Feld südlich der Reichsstadt eine großangelegte Schlacht. Auf der einen Seite standen die Soldaten des kaiserlichen Heerführers Tilly, unterstützt von spanischen Einheiten unter Córdoba, auf der anderen Markgraf Georg Friedrich von Baden-Durlach mit seinen Regimentern und Söldnerverbänden. Unter den Gefolgsleuten des Markgrafen befand sich außerdem Herzog Magnus mit seinen Leuten, Bruder des regierenden Johann Friedrich von Württemberg, sowie eine Abteilung aus Pforzheim, die später zur Legende stilisiert werden sollte.

Das Geschehen spielte sich hauptsächlich um die Orte Bonfeld, Biberach und Obereisesheim ab, heute Ortsteile von Bad Rappenau, Heilbronn und Neckarsulm. Am Vorabend des 6. Mai nahm das markgräfliche Heer nördlich des Böllinger Bachs Aufstellung, der jetzt entlang der Autobahn A6 verläuft. Eine Wagenburg bei Biberach sollte die Stellungen unterstützen, während sich das Lager Georg Friedrichs in Obereisesheim befand. Die kaiserlichen Soldaten wurden nördlich davon platziert, Tilly nahm sein Hauptquartier in der Cornelienkirche von Wimpfen im Tal. Die Schlacht begann am frühen Morgen, verlief längere Zeit unentschieden und kam bis Mittag zum Stillstand, da beide Seiten die gegnerischen Verhältnisse schwer einschätzen konnten. Eine verhängnisvolle Situation entstand, als der Markgraf die Truppen Córdobas für Verstärkung des verbündeten Heerführers Mansfeld hielt und die Wagenburg ans südliche Ufer des Bachs verlegen ließ. Daraufhin rief Tilly zum Angriff. Am späteren Nachmittag führte ein Zwischenfall zur Entscheidung. Wahrscheinlich durch Beschuss explodierte das auf den Wagen verwahrte Pulver im Munitionslager des Markgrafen. Die Reihen gerieten in Panik, fielen auseinander und ermöglichten ein schnelles Vordringen der gegnerischen Seite. Die zurückweichenden Soldaten wurden am Böllinger Bach aufgehalten, der Hochwasser führte und wo sich nur eine Brücke befand. Hier erreichten sie die Verfolger und rangen sie nieder, viele ertranken. Die Reste der Wagenburg wurden eingenommen, schließlich auch Obereisesheim, dessen Einwohner flohen. Schätzungen zufolge fanden rund 5.000 Personen allein auf militärischer Seite den Tod. Zu ihnen zählte der württembergische Herzog Magnus. Hunderte Menschen und Tiere starben durch die Explosion der Wagenburg. Zu den besonders betroffenen Orten zählte außerdem Neckargartach, das am folgenden Tag Schauplatz von Brandschatzung, Plünderungen und gewalttätigen Übergriffen gegenüber der Zivilbevölkerung wurde. Der Markgraf blieb am Leben. Stellvertretend für die vielen Opfer der verlorenen Schlacht entstand die Legende der Vierhundert Pforzheimer, deren heldenhafter Tod ihren Anführer gerettet haben soll und die, beispielsweise auf Wandgemälden, in der Pforzheimer Erinnerungskultur lebendig blieben.

Die Schlacht bei Wimpfen hatte sich in der frühen Phase des Dreißigjährigen Kriegs infolge des böhmisch-pfälzischen Konflikts entwickelt und war einer seiner ersten blutigen Höhepunkte auf südwestdeutschem Boden. Nach dem Prager Fenstersturz von 1618 und der Wahl des protestantischen Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz zum neuen König siegte Tilly 1620 für die kaiserlich-katholische Seite in der Schlacht am Weißen Berg bei Prag. Böhmen wurde rekatholisiert und Friedrich, der unter Reichsacht stand, floh ins niederländische Exil. Aus spanischen Einheiten bestehende kaiserliche Truppen zogen in der Pfalz ein. Im Vorfeld der Schlacht von Wimpfen kam es Ende April 1622 zur Konfrontation mit Tilly bei Mingolsheim, an der auf protestantischer Seite das kurfürstliche Heer Friedrichs unter Ernst von Mansfeld sowie die Verbände der Markgrafen Georg Friedrich und Christian von Braunschweig-Wolfenbüttel teilnahmen, die die Auseinandersetzung für sich entscheiden konnten. Auf die Schlacht bei Wimpfen hingegen folgten innerhalb weniger Monate weitere Niederlagen, woraufhin die rechtsrheinische Pfalz komplett der Liga unterstand. Friedrich musste im Februar 1623 die Kurwürde an Maximilian von Bayern abtreten, wozu nun auch die Oberpfalz gehören sollte. Damit vollzog sich eine grundlegende Änderung im katholisch-protestantischen Machtgefüge des Reichs und trug dazu bei, dass sich die Spannungen ausweiteten und vertieften.

Zum 400. Jahrestag der Schlacht bei Wimpfen finden Sie verschiedene Angebote in der Region:

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