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Otto Siffling (1912-1939) - eine Fußball-Legende aus Mannheim

Otto Siffling mit Spielern des SV Waldhof, Quelle Marchivum (Stadtarchiv Mannheim).
Otto Siffling mit Spielern des SV Waldhof, Quelle Marchivum (Stadtarchiv Mannheim).

Als Otto Siffling 1912 in Mannheim geboren wurde, war der Fußball eine junge Sportart, die sich allmählich gegenüber den traditionellen Turnvereinen durchzusetzen begann. Über Schul- und Hochschulkontakte – eine der ersten Hochburgen war die Uni Cambridge – verbreitete sich das Spiel zunächst in England und der Schweiz.

Zu den Pionieren im Südwesten gehörte Walther Bensemann aus Karlsruhe mit dem 1889 gegründeten International Football Club, später Karlsruher FV. Bensemann entstammte einer Berliner Bankiersfamilie mit jüdischen Wurzeln und hatte in der Schweiz eine Privatschule besucht. Als die Familie nach Karlsruhe zog, kam Bensemann ins Großherzogliche Lyzeum, heute Bismarck-Gymnasium, und baute dort eine Mannschaft auf. Bensemann war in den 1890er Jahren an weiteren Vereinsgründungen beteiligt, darunter Mannheim, wo mit dem Mannheimer Fußball-Bund einer der ersten Verbände entstand. Im Jahr 1900 schloss sich der DFB zusammen.

Wie die meisten Vereine waren auch Sport und Fußball bis zum Ersten Weltkrieg eine Angelegenheit des Bürgertums. Erst mit der Gründung der Weimarer Republik wurden sie für die Allgemeinheit zugänglich. Im Gegensatz dazu entstand bereits 1907 der SV Waldhof in dem Mannheimer Arbeiterstadtteil. Hier entwickelte sich das perfekt ausgeklügelte Spiel flacher Pässe, die Waldhofschule, die in den 1920er Jahren zum festen Begriff wurde. Otto Siffling war in Waldhof in einer Fußballer-Familie aufgewachsen, dem Verein schon als Schüler beigetreten und hatte sich zum herausragenden Vertreter der Waldhofschule entwickelt. 1934 wurde Siffling in die deutsche Nationalmannschaft berufen, die wie der gesamte deutsche Fußball ab 1933 vom Nationalsozialismus bestimmt wurde. Er bestritt insgesamt 32 Länderspiele und erzielte eine beeindruckende Trefferquote. 1937, während seines erfolgreichsten Jahres, fand in Breslau das legendäre Treffen mit Dänemark statt, bei dem Siffling fünf Tore hintereinander schoss. Im gleichen Jahr siegte Deutschland gegen Norwegen mit drei Toren Sifflings. Diese Erfolgsserie konnte der Spieler in der Folgezeit nicht fortsetzen. Er litt an einer fortschreitenden Lungenkrankheit, die unbehandelt blieb. Während des letzten Treffens mit Portugal, einem Unentschieden, schoss er das einzige Tor für Deutschland. Otto Siffling verstarb am 20. Oktober 1939 in Mannheim und wurde auf dem Friedhof Käfertal beigesetzt.

Zum Weiterlesen:

Über Otto Siffling: Badischen Biographien, Neue Folge 6, S. 376-377 auf LEO-BW.

Über Walther Bensemann: Beitrag aus Badische Biographien, Neue Folge 6, S. 18-21 auf LEO-BW.

Das Portal Otto Siffling. Eine Fußball-Legende wird 100 von „DoppelPass – SV Waldhof Mannheim-Fans gegen Gewalt und Rassismus e.V.“ mit umfangreichem Material, auch über den Fußball im Nationalsozialismus.

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