Sie sind ein auffälliges Ensemble am Südhang des Stuttgarter Stadtteils Heslach: 26 dreigeschossige Reihenhäuser, verteilt auf fünf Blocks mit Flachdachausführung, in Aussichtslage und Nähe zum Wald. Die Siedlung Ziegelklinge, Ende der 1920er Jahre und zeitgleich zum Stuttgarter Weißenhof entstanden, war wie dieser ein mit öffentlichen Mitteln gefördertes Projekt unter Mitwirkung des städtischen Hochbauamts. Entworfen hatte sie der Architekt Albert Schieber, von dem auch das jetzige Stuttgarter Stadtarchiv stammt. Einerseits Maßnahme gegen Wohnungsnot, sollte Abhilfe für ein weiteres drängendes Problem geschaffen werden. Die vielen Fälle von Tuberkulose in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg waren kaum angemessen zu behandeln. Die damals begrenzten Möglichkeiten bestanden aus einem oft langwierigen Aufenthalt in frischer Luft und Sonne. Sanatorien waren teuer. Die Siedlung sollte den Kranken einen Verbleib in den Familien ermöglichen. So gehörte zu den Initiatoren auch die Landesversicherungsanstalt Württemberg. Die Häuser wurden mit einem Krankenzimmer im obersten Stock, separater Toilette und einer Terrasse für die Liegekur im Freien ausgestattet. Im nahegelegenen Gartenhaus befand sich eine Schwesternstation.

Nach kurzer Bauzeit wurden die Gebäude 1929 fertiggestellt. Die Kriterien für die Vergabe waren hoch. Nur Erkrankte mit kinderreicher Familie, einem Kriegsbeschädigten und Mitgliedschaft in der Landesversicherungsanstalt Württemberg bekamen eine Berechtigung. Die Siedlung erhielt das Etikett „Hustenburg“, doch mangelte es an geeigneten Bewerbern. Neben der gefürchteten Stigmatisierung spielte auch der erschwerte Zugang über den steil ansteigenden Hang eine Rolle. Ab 1934 standen die Häuser für die allgemeine Vermietung offen. Die sanierungsbedürftigen Gebäude wurden in den letzten Jahren instandgesetzt. Zusammen mit dem Weißenhof, der Wallmersiedlung in Untertürkheim und der Inselsiedlung in Wangen gehören sie zu den Bauten der Neuen Sachlichkeit in Stuttgart. Vielen Dank für den Beitrag auf Landauf LandApp.

Zum Weiterlesen: Die Krankensiedlung Ziegelklinge in Stuttgart. Eine Innovation der 1920er Jahre für Tuberkulosekranke und ihre Familien in: Denkmalpflege in Baden-Württemberg 3/2020 S. 138 ff.