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Ein Kleid von Dior – Walde Huth inszeniert Mode

Abendkleid aus dem Haus Dior, entstanden 1961-1962, [Quelle: Landesmuseum Württemberg]
Abendkleid aus dem Haus Dior, entstanden 1961-1962, [Quelle: Landesmuseum Württemberg]

Am 29. Januar 1923 wurde in Stuttgart die spätere Modefotografin Waldberta – Walde - Huth geboren. Nach Kindheit und Jugend in Esslingen absolvierte sie eine Ausbildung bei Prof. Walter Hege an der Staatlichen Schule für Angewandte Kunst in Weimar. Nach dem Zweiten Weltkrieg eröffnete sie ein eigenes Fotoatelier für Porträt-, Theater- und Kunstfotografie in Esslingen unter dem Namen „Künstlerische Lichtbildwerkstätte“. Ein erstes großes Projekt bekam Walde Huth mit der „Kennkarten-Aktion“, als sie bis 1946 Fotos von Esslinger Bürgerinnen und Bürgern für die neuen, von amtswegen vorgeschriebenen Inlandsausweise anfertigte. Der Porträt-Charakter der Aufnahmen und der für Walde Huth typische Humor gehen weit über das Maß üblicher Passfotos hinaus.

In den folgenden Jahren konnte sich die Fotografin erfolgreich auf dem wachsenden Markt für Werbe- und besonders Modeaufnahmen etablieren und bezog Anfang der 1950er Jahre ein größeres Studio in Stuttgart. Ein Sprungbrett in die Welt der Mode bedeuteten die Aufträge von „Esslinger Wolle“ und anderer in diesen Jahren noch zahlreich in der Region produzierender Textilunternehmen. Es folgten Aufnahmen für namhafte Modemagazine, die in den Wiederaufbaujahren ein wachsendes Publikum bedienten.

Die Damenmode der 1950er Jahre hatte mit dem „New Look“ eine zwar nicht bequeme aber sehr elegante Richtung hervorgebracht, die durch teure und sogar verschwenderische Details glänzte. Faltenreiche Röcke und weite Capes kontrastierten mit schlanken, zerbrechlichen Silhouetten. Immer kamen hochwertigen Materialien zum Einsatz. Zu den Accessoires zählten mehrreihige Perlenketten und Colliers, Hüte und Pelze, die zu dieser Zeit noch nicht in Verruf geraten waren, sowie die charakteristischen Pfennigabsätze. Ebenso unumstritten wie die Mode präsentierte sich Paris als dessen Zentrum mit Modeschöpfern wie Christian Dior oder Jacques Fath als ungekrönten Häuptern. Walde Huth arbeitete regelmäßig für Jacques Fath und bezog neben den selbst wie Kunstwerke erscheinenden Modellen gerne die Wahrzeichen der Seinestadt in ihre Aufnahmen ein. Die Sessions unter freiem Himmel wurden zu einem Markenzeichen. Für deutsche Modehersteller durfte es auch einmal das Alte Schloss in Stuttgart sein.

1956 heiratete Walde Huth den Architekturfotografen Hugo Schmölz. Bis in die 1980er Jahre entstanden Auftragsarbeiten zahlreicher namhafter Unternehmen, die sich wie ein Streifzug durch die Welt der prosperierenden Wirtschaft mit ihren Design- und Alltagsikonen ausnehmen. Nun im Kölner Studio, entwickelte das Paar variierende und sich wechselseitig beeinflussende Bildthemen und Typen. Dabei setzte sich Walde, im Gegensatz zu ihrem mehr technisch-sachlich orientierten Mann, immer wieder mit dem zeitgenössischen Frauenbild auseinander und bezog spielerisch-humorvolle bis freche Aspekte ein, getreu ihrer Prämisse stets „Etwas sehen lassen“. Nach dem Tod ihres Mannes 1986 wandte sie sich verstärkt ihrem zweiten fotografischen Ansatz, einem abstrahierenden und experimentellen Stil zu. Sie starb verarmt am 11. November 2011 in Köln.

Weitere Infos zu Walde Huth und Bildbeispiele finden Sie im Blog des Landesmuseums Württemberg.
Das Werk des Ehepaares wird im schmölz + huth Archiv verwaltet.

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