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Eine kleine Anekdote zum Palmesel

Ein hölzerner Palmesel, hergestellt um 1490
Eine hölzerne Palmesel-Skulptur, hergestellt um 1490, Quelle: Landesmuseum Württemberg

Am Palmsonntag wird dem Einzug Christi in Jerusalem gedacht. Prozessionen mit Palmbüscheln, die anschließend geweiht werden, ziehen zu den Kirchen. Bis Ende des 18. Jh. waren hölzerne Palmesel in Gebrauch, Nachbildungen der ursprünglich mitgeführten echten Esel, die vermutlich auf heidnisches Brauchtum zurückgehen. Im Anschluss an die Aufklärung verschwanden die Esel aus den Prozessionen. Nur wenige Figuren blieben erhalten. Die vergnügliche Schilderung einer diesbezüglichen Anekdote findet sich in der Mitte des 16. Jh. entstandenen Zimmerschen Chronik:
Zur Erledigung eines Rechtsgeschäfts hatten sich die Herren Gottfried (senior) und Johann Werner von Zimmern nach Augsburg begeben. Nach Meßkirch zurückgekehrt, habe sich „uf den palmabendt ain lecherliche historia“ ergeben: Es war üblich, dass nach der Vesper der Palmesel von der Priesterschaft, den „schulern“ und sechs Vornehmen des Raths zur Kirche Unserer Frau jenseits der Ablach geleitet wurde. Dabei musste der Esel über das sicherlich holprige Gelände gezogen werden. Auch die beiden genannten Herren von Zimmern nahmen teil. Als die Prozession vor dem Unteren Tor ins Stocken kam, gerieten zwei andere Teilnehmer aneinander: »Hainrich, du zeuchst nit« - darauf dieser, ein wunderlicher alter Mann: »Ich zeuch den teufel, was treibst du doch?« Dass er statt des Herrgotts den Teufel hinter sich herziehe sorgte für großes Gelächter unter den Teilnehmern und brachte dem armen Mann so viel Spott ein, dass er „die hailig zeit sich wenig sehen lassen oder under die leut kommen ist.“ Dem Gottfried von Zimmern hat die Blasphemie nicht so gut gefallen. Zitiert nach „De Zimmersche Chronik“, Wikisource S. 2096 f.

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