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Mathilde Weber - "Wohltäterin der Stadt Tübingen"

Mathilde Weber um 1900, Quelle UB Tübingen
Mathilde Weber um 1900, Quelle UB Tübingen

1899 erhielt Mathilde Weber in Tübingen den Titel Wohltäterin der Stadt verliehen. Der verdienten Auszeichnung war eine Fülle von Ideen und Maßnahmen vorausgegangen, mit der sich Mathilde Weber insbesondere für die Situation von Frauen aller Schichten und Lebenslagen eingesetzt hatte. Sie wurde 1829 als Tochter der wohlhabenden Familie Walz geboren, die Wert auf eine gute Ausbildung legte, wuchs aber auch naturnah auf einem Gut bei Ellwangen auf. 1854 kam sie mit ihrem Ehemann Heinrich von Weber, Professor für Forst- und Landwirtschaft nach Tübingen. 1869, mit 40 Jahren, wurde sie in den Vorstand des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins der bürgerlichen Frauenbewegung gewählt. Hervorzuheben ist vor allem ihr Pragmatismus, der das Erkennen von Misständen mit wirksamen Maßnahmen der Abhilfe verband. Sie sorgte nicht nur dafür, dass notleidende Frauen und Kinder mit Essen und Unterkünften versorgt wurden, sondern kümmerte sich um Ausbildungsmöglichkeiten, um damit die Chancen der Frauen zu verbessern. Sie nahm sich der Nöte von Dienstmädchen und Pflegerinnen an. Der Satz Die grausame Gepflogenheit des Krankenhauses in N.N., (...), den Schwestern nach gehabter Nachtwache kein Schlafen zu gestatten, sondern zwölf Stunden Tagesdienst von ihnen zu verlangen, hat besonders dazu beigetragen, ihre sonst gute Gesundheit so zu erschüttern, daß sie nach 1 1/2 jähriger Thätigkeit den Beruf einer Krankenschwester ganz aufgeben muß erscheint außerordentlich aktuell.

Doch sie sah auch Änderungsbedarf für Frauen aus ihrer eigenen Schicht, die oft genug zu Untätigkeit, Unselbstständigkeit und, soweit alleinstehend, zu Einsamkeit und finanzieller Unterversorgung verurteilt waren. 1875 ergriff sie zusammen mit Ottilie Wildermuth und anderen die Initiative für eine Frauenarbeitsschule, die heutige Mathilde-Weber-Schule für soziale Berufe. Mit ihrer 1887 erschienenen Streitschrift Ärztinnen für Frauenkrankheiten unterstrich sie aufs Neue die besonderen Bedürfnisse von Frauen und betrat damit ein Terrain, das nicht nur Kampfgeist gegenüber der Männerdomäne der akademischen Ausbildung erforderte, sondern auch viel Geduld, ließ sich das Ansinnen doch nur allmählich umsetzen. 1888 berieten das königliche Innenministerium und das Medizinal-Kollegium in Stuttgart über die Möglichkeit von Stipendien für Studentinnen. Die Zulassung von Frauen zum Studium an der Uni Tübingen 1904 erlebt Mathilde Weber nicht mehr. Geboren am 16. August 1829, starb sie am 22. Juni 1901 in ihrer Heimatstadt.

Das Zitat und weitere Informationen finden Sie auf den Seiten der Mathilde-Weber-Schule in Tübingen

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