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Neresheim und das Härtsfeld – Kulturlandschaft mit Bähnle

Die Härtsfeld-Museumsbahn, im Hintergrund die Abtei-Gebäude, Quelle: Landauf, LandApp gemeinfrei

Die Härtsfeld-Museumsbahn, im Hintergrund die Abtei-Gebäude, Quelle: Landauf, LandApp gemeinfrei

Inmitten des Härtsfelds liegt das Kloster Neresheim auf der hügelartigen Erhebung des Ulrichsbergs. Die barocken Gebäude verfehlen ihre Wirkung nicht gegenüber der ansonsten kargen und eher dünn besiedelten Hochfläche. Auch das Bild der umliegenden Orte prägen Kirchen aus der Zeit, als sich die Verhältnisse nach den Verheerungen des Dreißigjährigen Krieges allmählich besserten. Zusammen mit anderen Klosterbauten des 17. und 18. Jh., die als repräsentative, weitläufige Anlagen im ländlichen Raum erscheinen, wurde Neresheim Teil der Kulturlandschaft und steht für das „Himmelreich des Barock“ in diesem besonderen Sinn.

Historisch in Erscheinung trat das Kloster Neresheim im Jahr 1095. Graf Hartmann I. von Dillingen und seine Gemahlin Adelheid von Kyburg ließen sich die Stiftung durch Papst Urban II. bestätigen. Nach dem Aussterben der Dillinger kam das Kloster Mitte des 13. Jh. an die Grafen von Öttingen. Zum Besitz gehörten in dieser Zeit sieben Dörfer des Härtsfelds, der Ort Neresheim, dazu umfangreiche weitere Einkünfte. Während der Reformationszeit bemühten sich Abt und Mönche erfolgreich um die Aufrechterhaltung des Klosterlebens.

Die Abtei inmitten des Härtsfelds, Quelle: Landauf, LandApp gemeinfrei

Die Abtei inmitten des Härtsfelds, Quelle: Landauf, LandApp gemeinfrei

1634 brachen mit der Schlacht bei Nördlingen schwierige Jahre an, deren Folgen dem gesamten Härtsfeld zusetzten. Im Kloster nahmen die Schweden Quartier, die Mönche flohen, die Gegend war entvölkert. Nach dem Westfälischen Frieden mühten sich die zurückgekehrten Mönche um wieder Fuß zu fassen. Erst gegen Ende des 17. Jh. waren Erfolge zu verzeichnen, die eine rege bauliche Tätigkeit ermöglichten. 1695, zum 600. Jubiläum, wurde die Klosterkirche barockisiert, ab der Jahrhundertwende entstand ein neues Konventsgebäude. Um 1720 gestaltete Dominikus Zimmermann den Festsaal. Die Entwicklungen prägten auch die Dörfer des Härtsfelds mit neuen Pfarrkirchen und –häusern sowie Zehntscheuern zur wirtschaftlichen Unterstützung des Klosters. Schönes Beispiel einer Pfarrkirche ist St. Georg in Nattheim-Auernheim, errichtet um 1730-35. Mit der 1711 eingeweihten Kapelle Maria Buch wurde eine Wallfahrt begründet.

1750 erfolgte schließlich die Grundsteinlegung für den Neubau der Klosterkirche in Neresheim. Der als Architekt gewonnene Balthasar Neumann starb 1753. Die Bauleitung übernahm u.a. Johann Baptist Wiedemann. Neben der Vierungskuppel entstand eine Reihe flacher ovaler Wölbungen, die Martin Knoller ab Mitte der 1770er Jahre mit Fresken versah. Die Gestaltung des Innenraums erfolgte im Stil des Frühklassizismus. Der um 1620 errichtete Turm blieb unter Erneuerung der oberen Teile erhalten. 1792 konnte die Abteilkirche geweiht werden.

Ab 1764 war Neresheim Reichsabtei. Vorausgegangen waren langwierigen Auseinandersetzungen mit Öttingen, in denen das Kloster die Rechte an der Stadt Neresheim und weiteren Orten abtrat. Der Erfolg währte kurz. Nach der Aufhebung 1802 erhielten die Fürsten von Thurn und Taxis des Besitz. 1810 ging deren Grafschaft in Württemberg auf. Die Klostergebäude wurden zu Verwaltungszwecken und als Wohnraum genutzt, ab Ende des 19. Jh. durch die Vinzentinerinnen von Untermarchtal für soziale Zwecke. In den 1920er Jahren kamen die heimatlos gewordenen Benediktiner des Klosters Emaus in Prag nach Neresheim. Die heutige Abtei Neresheim bietet ein Kulturprogramm, Gästehaus und Tagungsstätte wurden zwischenzeitlich für Besucher geschlossen.

Der Ort und seine Umgebung lassen sich über einen Themenpfad erkunden, der der Barockzeit gewidmet ist. Die ausführliche Geschichte der Benediktinerabtei Neresheim finden Sie auf LEO-BW, aktuelle Infos auf der Website der Klosters

Die Härtsfeld-Museumsbahn

Für Technikliebhaber und Eisenbahnfans gibt es auf dem Härtsfeld die Museumsbahn. Sie wird auf einer Länge von 5,5 Kilometern von Neresheim bis zum Bahnhof Katzenstein am Härtsfeldsee befahren. In der Saison von Mai bis Oktober sind die Züge an jedem ersten Sonntag des Monats im Einsatz sowie an einigen Feiertagen wie Fronleichnam und zu Sonderfahrten, so zu Nikolaus.

Die alte Härtsfeldbahn führte über rund 55 km von Aalen über Unterkochen, Ebnat und Elchingen nach Neresheim, wo sich die Verwaltung befand. Danach ging es weiter an der Burg Katzenstein vorbei nach Dischingen und Lauingen bis zur Endstation in Dillingen an der Donau. Die Strecke wurde in mehreren Abschnitten erbaut und sollte die wirtschaftlich schwache und dünn besiedelte Hochfläche aufwerten. Am Bau waren zeitweise 700 Personen beteiligt, darunter, wie damals üblich, viele Wanderarbeiter aus Österreich und Italien. Die Etappen wurden von 1901 bis 1906 eröffnet. Befürchtungen aus den Anfangsjahren, der Betrieb könne sich nicht rentieren, bewahrheiteten sich zunächst nicht. Zu den Besonderheiten der Bahn zählte der Albaufstieg mit Viadukt bei Unterkochen und dem Kocherburg-Tunnel. Ferner hatten die Züge eine Schleife im Himmlinger Tal und zwei große Kehren hinter Waldhausen-Glashütte zu bewältigen. Hinter Neresheim führen die Gleise noch heute durch das landschaftlich reizvolle Egautal. Zu den Wirtschaftsgütern, die die Bahn beförderte gehörte Holz, das an mehreren Verladestationen aufgenommen wurde. Der Bahnhof Steinmühle hinter Neresheim wurde 1905 für ein Kalksteinwerk eingerichtet, einem der größten und wichtigsten Arbeitgeber auf dem Härtsfeld. Mehrere Steinbrüche waren über Feldgleise an die Station angeschlossen. Bis zum Siegeszug des Automobils profitierten sowohl das Werk als auch die Bahn.

Schon in den letzten Jahren vor der Einstellung des Verkehrs um 1972 war die Härtsfeldbahn eine Attraktion für Wanderer und Ausflügler. Danach wurden die Gleise abgebaut. Nur rund zehn Jahre später entstand der Verein Härtsfeld-Museumsbahn e.V., der von 1996 bis 2001 und 2007 bis 2021 den gegenwärtigen Abschnitt wiederaufbaute. Eine Verlängerung bis Dischingen ist geplant. Der Albaufstieg kann nicht mehr rekonstruiert werden. Die alten Trassen sind als Wander- und Radwege beliebt.

Die Website der Museumsbahn mit Betriebsinformationen und vielen technischen Details finden Sie hier.

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