null

Polyglotte Götter und Schwarzwälder Präzisionsinstrumente - eine Uhr aus dem Kloster St. Peter

Die Holzräderuhr aus dem Kloster St. Peter im Schwarzwald stammt aus der Mitte des 18. Jh. Quelle Deutsches Uhrenmuseum (Inv. 16-0014)
Die Holzräderuhr aus dem Kloster St. Peter im Schwarzwald stammt aus der Mitte des 18. Jh. Quelle Deutsches Uhrenmuseum (Inv. 16-0014)

Im Vergleich zu den imposanten, reich verzierten und metallisch glitzernden Stand- und Tischuhren, die zeitgleich oder schon früher entstanden, mutet dieses hölzerne Exemplar unscheinbar an. Dennoch lohnt es sich, das Objekt mit dem bemalten Schild und dem volkstümlichen Erscheinungsbild genauer anzuschauen. Die Uhr stammt aus dem 18. Jh. und befand sich in der ehemaligen Benediktinerabtei St. Peter im Schwarzwald. Der Apparat verfügt über sechs Funktionen, die den Tages- und Jahresablauf anzeigen. Neben Mondphasen, Monatstagen und Tierkreiszeichen fällt ein Zifferblatt mit Planetensymbolen auf: Saturn, Jupiter, Mars, Sonne, Venus, Merkur und Mond. Die Reihenfolge entspricht der Geschwindigkeit, mit der sich die Gestirne am Himmel bewegen. Der Saturn ist der langsamste Himmelskörper, der Mond der schnellste.

Bereits die Babylonier benannten Wochentage nach Himmelsplaneten und diesen zugeordneten Gottheiten. Im Verlauf der Geschichte wechselten diese mehrfach. Dabei kamen römische aber auch nordische Gottheiten zum Zuge. Natürlich wirkte sich die römische Götterwelt besonders im romanischen Sprachraum aus. Der Montag, auch bei uns von Mond abgeleitet, heißt etwa in Frankreich Lundi nach Lune. Mars, Merkur, Jupiter und Venus sind in den französischen Bezeichnungen Mardi, Mercredi, Jeudi und Vendredi enthalten. Aber auch der englische Saturday hat seine Wurzeln im römischen Saturn. Und selbst Donar, verantwortlich für unseren Donnerstag, ist das germanische Pendant zum römischen Jupiter. Der englische Tuesday hinwiederum ist dem nordischen Tyr, Wednesday dem germanischen Wotan gewidmet. Christliche Einwirkungen, die die heidnischen Einflüsse zurückdrängen wollten, blieben nicht aus. So war unser Mittwoch einst ebenfalls mit Wotan verbunden.

Zurück zu unserer Klosteruhr, die eine Überraschung birgt: Das Zifferblatt mit den Planeten gibt nicht nur die Wochentage wieder sondern auch die Studenregenten. Wie die Wochentage unterstehe jede Stunde des Tages einem Gestirn, so die Vorstellung. Dreimal durchläuft der Zeiger die Runde und rückt dann nochmals drei Felder vor, bis 24 Stunden erreicht sind. Daraus resultiert die Anzeige der Wochentage. Drei Felder nach der Sonne (Sonntag) steht der Mond (Montag), wiederum nach drei Feldern der Mars (Dienstag).

Das Kloster St. Peter war ein Ort, in dem neben anderen Wissenschaften auch Astronomie gepflegt wurde. Hier lebte in der zweiten Hälfte des 18. Jh. Thaddäus Rinderle (1748-1824) der sich neben Mathematik und Physik auch der Konstruktion von Uhren und anderen Instrumenten widmete. Seine Geräte nehmen das vorweg, was einmal Schwarzwälder Präzisionsarbeit werden sollte. Ob die Holzuhr aus der Mitte des 18. Jh. einem seiner Vorgänger zuzuschreiben ist, wissen wir nicht.

Weitere interessante Details finden Sie im Blog des Deutschen Uhrenmuseums.

00

Weitere Blogeinträge

Suche

LEO-BW-Blog

Logo LEO-BW-Blog

Herzlich willkommen auf dem LEO-BW-Blog! Sie finden hier aktuelle Beiträge zu landeskundlichen Themen sowie Infos und Neuigkeiten rund um das Portalangebot. Wir freuen uns auf Ihre Kommentare zu den einzelnen Posts.

Über den folgenden Link können Sie neue Blog-Beiträge als RSS-Feed abonnieren: 

https://www.leo-bw.de/web/guest/blog/rss