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Schmuggler, Spion, Polizeipräfekt: das abenteuerliche Leben von Karl Ludwig Schulmeister

Karl Ludwig Schulmeister (1770-1853), Bild: Wikipedia gemeinfrei
Karl Ludwig Schulmeister (1770-1853), Bild: Wikipedia gemeinfrei

In Fortsetzung unserer Beiträge zu den deutsch-französischen Beziehungen blicken wir heute auf Karl Ludwig Schulmeister, der am 5. August 1770 in Rheinau-Freistett geboren wurde. Er heiratete eine Elsässerin und war zunächst als Eisenwarenhändler tätig, begann aber bald mit Schmuggelgeschäften über den Rhein, die zum Ausgangspunkt für sein weiteres Leben wurden, das immer wieder in einer Grauzone zwischen Legalität und Illegalität verlief. Für seine Schmuggelgeschäfte konnte er ein weitreichendes, sich oft bewährendes Netzwerk von Informanten aufbauen und dank finanzieller Investitionen aus der Mitgift seiner Frau zunächst gute Gewinne erzielen. 1797 siedelte er nach Straßburg über, fand Gefallen an den Ideen der französischen Revolution und trat dem auch jenseits des Rheins als Anziehungspunkt fungierenden Jakobinerclub bei, über den er Kontakte zur französischen Armee knüpfte. Es zeigte sich, dass seine guten Ortskenntnisse und Beziehungen gebraucht wurden. Als 1805 das Schmuggelgeschäft zusammenbrach, gefolgt von einem Prozess und der Ausweisung aus Frankreich, erwiesen sich seine Kenntnisse und Fähigkeiten als äußerst nützlich für den napoleonischen General Savary, der den Feldzug gegen die in Ulm stationierten Österreicher unter Karl Mack von Leiberich vorbereitete.

An dieser Stelle ist das System von Spitzeln und Informanten zu erwähnen, das alle Staaten jener Zeit unterhielten, wobei dem von Napoleon besondere Qualitäten zugeschrieben werden. Schulmeister, nun ein Bestandteil dessen, gewann das Vertrauen der Österreicher, die aufgrund gezielter Desinformation am 14. Oktober 1805 von den Franzosen eingekreist wurden und sich ergeben mussten. Napoleon stand der Weg nach Wien offen. Schulmeister lediglich als Spion zu bezeichnen, würde seiner Rolle nicht gerecht. Nach seiner Enttarnung und einer abenteuerlichen Flucht aus Böhmen erhielt er das Amt des Polizeipräfekten von Wien. Dies bedeutete auch, die Verwaltung aufrechtzuerhalten und die Versorgung sicherzustellen, wodurch er Rückhalt in der Bevölkerung gewann. In ähnlicher Funktion wurde er beim Feldzug gegen Preußen 1807 und der neuerlichen Besetzung Wiens 1809 eingesetzt und auch hier übernahm er im Anschluss die Leitung der Polizei. In Wien gelang es ihm, eine Verschwörung gegen Napoleon aufzudecken.

Mit dem Fall Napoleons verlor auch Schulmeister den Boden unter den Füßen. Zwar versuchten Preußen und Österreich den Mann, der noch immer viel wusste für sich einzuspannen, doch wurde er schließlich von Preußen verhaftet und seiner finanziellen Grundlagen beraubt. Wieder einmal war es das Netzwerk, dieses Mal bürgerschaftliche Fürsprecher aus seiner Zeit als Polizeipräfekt, das ihn rettete. Trotzdem blieb er während seines gesamten Lebens in Deutschland wie in Frankreich gesellschaftlich ausgegrenzt. Verarmt zog sich Schulmeister nach Straßburg zurück, wo er 1853 starb.

In Deutschland ist der badische Pastorensohn heute fast vergessen, in Frankreich wurden seine Abenteuer die Grundlage einer Fernsehserie. Die deutsch-französische Filmdokumentation Napoleons deutscher 007: Karl Ludwig Schulmeister erinnert an sein Leben.

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