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Schöne Berge, alte Burgen, barocke Schlösser - am Oberlauf der Jagst

 Schloss Kapfenburg, Quelle: Landauf, LandApp, gemeinfrei

Schloss Kapfenburg, Quelle: Landauf, LandApp, gemeinfrei

Die Jagst ist der längste Zufluss des Neckars, mit dem sie sich bei Bad Wimpfen vereinigt. Der Ursprung liegt bei Walxheim, einem Teilort von Unterschneidheim im Ostalbkreis. Das mittlere und untere Jagsttal mit seinen Windungen, einem natürlichen Erscheinungsbild und kleinen verträumten Orten ist bei Radfahrern beliebt. Doch auch die Gegend am streckenweise begradigte Oberlauf bietet viel Sehenswertes, wobei die „Highlights“ in Form von Burgen, Klöstern und Schlössern, die auf ihren Hügeln zu Wahrzeichen der Region wurden, wörtlich aufzufassen sind. Sie sind Ausdruck der verschiedenen Herrschaften, die die Geschichte auch diese Region prägten. Über größere Gebiete verfügten die Fürstpropstei Ellwangen und das Haus Oettingen, mit kleineren Anteilen war der Deutsche Orden vertreten. Die Reichsstadt Bopfingen blieb in territorialer Hinsicht eher unbedeutend.

Schon wenige Kilometer nach dem Ursprung wird das Wasser der Jagst zum See Stockmühle aufgestaut, wo sich ein Kraftwerk befindet. Bis Lauchheim wendet sich das Flüsschen gen Süden, biegt dort nach Nordwesten ab und behält diese Richtung bis etwa Dörzbach bei. Als prägnantes Zeugnis des Deutschen Ordens erscheint bei Lauchheim die mächtige Kapfenburg. Im 14. Jh. erwarb der Orden die Burg von den Grafen zu Oettingen. Wesentliche Teile entstanden ab dem Ende des 16. Jh., wodurch das Gebäude einen schlossähnlichen Charakter bekam. Nach den Jahren des Dreißigjährigen Kriegs folgte eine lange Phase der Stagnation, bis die Kapfenburg Anfang des 18. Jh. ihr heutiges Aussehen erhielt. Seit 1999 ist die Burg Sitz der Internationalen Musikschulakademie. Im Zuge von Gebietserwerbungen des 14. Jh. wurde auch Lauchheim zu einem Zentrum der Kommende. Trotz Stadtrecht blieb die Herrschaft des Deutschen Ordens bis Anfang des 19. Jh. bestehen. Der Name Lauchheim hat dabei nichts mit Gemüse zu tun, trotz des „sprechenden“ Gemeindewappens: „Lauche“ bedeutet Grenzmarke, was sich vermutlich auf Schwaben und Franken bezog. In Unterschneidheim, im Einzugsbiet der Jagstquelle, befand sich eine Deutschordensvogtei, die als „Schlösschen“ erhalten ist.

Nicht an der Jagst aber nur wenige Kilometer von Lauchheim entfernt liegt Bopfingen. Hier kreuzten sich zwei Handelsstraßen, die von Augsburg nach Frankfurt am Main sowie von Nürnberg an den mittleren Rhein führten. Der Ort hat eine staufische Geschichte, kam nach dem Ende der Dynastie zum Reich und musste sich immer wieder gegen Oettingen behaupten. Ein eigenes Territorium konnte sich nicht entwickeln. Von der Stadtbefestigung sind noch Reste mit einem Turm erhalten. Zu den schönen alten Gebäuden gehören das Rathaus aus der zweiten Hälfte des 16. Jh. und das Amtshaus. Bei Bopfingen erhebt sich der 668 Meter hohe Ipf mit seinem Gipfelplateau. Durch neuere Grabungen bestätigt, zählt er zu den Keltenorten im Ländle.

Schloss Baldern ist bis heute ein Sitz des Hauses Oettingen-Wallerstein. Die Ursprünge der Grafen von Oettingen sind wohl im Umfeld der Staufer zu vermuten. 1250 erhielten die Oettinger die Höhenburg Baldern als Lehen der Abtei Ellwangen, für die sie als Vögte tätig waren. Im 15. Jh. konnten sie ein kleines Territorium aufbauen. 1798 starb die Linie Baldern aus und die Güter wurden mit der Linie Wallerstein vereinigt. Aus der Burg Baldern entstand in der ersten Hälfte des 18. Jh. eine barocke Residenz.

Das Zisterzienserinnenkloster in Kirchheim, auf einer Anhöhe am Rand des Nördlinger Rieses gelegen, wurde in der zweiten Hälfte des 13. Jh. als oettingische Stiftung gegründet und entwickelte sich zu einem bedeutenden Frauenkonvent. Das Kloster diente auch als Grablege der Grafenfamilie. Die Nonnen konnten sich der Reformation widersetzen, der Konvent überstand den Dreißigjährigen Krieg und blieb nach der Auflösung 1802/03 bis zum Tod der letzten Äbtissin in den Räumen. Ein Teil der Gebäude wurde um 1870 abgebrochen. Die Klosterkirche und weitere Teile werden heute von der katholischen Kirche genutzt. Die erhaltenen Bereiche sowie deren Ausstattung überraschen durch ihre künstlerische Qualität an einem heute abgelegenen Ort. Darunter sind Zeugnisse der Marienverehrung und der damit verbundenen Wallfahrt. Zu den besonderen Werken gehören außerdem Epitaphe, das Chorgestühl und die Fresken von Stephanskapelle und Kapitelsaal. Die bedeutenden Buchbestände des Klosters sind heute in der Unibibliothek Augsburg untergebracht.

Bei Rainau erreicht die Jagst den Bucher Stausee, der Anfang der 1980er Jahre als Hochwasserrückhaltebecken angelegt wurde und wegen seiner Freizeitmöglichkeiten beliebt ist. Das Vorbecken mit seinen Uferzonen bekam den Status eines Naturschutzgebiets. Ein Abstecher führt von hier aus an den Kocher, den „Zwillingsfluss“ der Jagst. Auf einem Bergsporn bei Niederalfingen liegt eine weitere märchenhafte Burg, deren Ursprünge in die Stauferzeit zurückreichen. Möglicherweise sollte sie eine Handelsstraße am Kocher schützen, die als „Salzstraße“ dem Transport des weißen Goldes diente. Zu den Besitzern der Burg gehörte Eberhard von Württemberg, genannt der Greiner (gest. 1392). Mitte des 16. Jh. erwarben die Augsburger Fugger den Besitz, die die Anlage um- und ausbauen ließen. Im 19. Jh. wurden Teile abgetragen. Bis vor einigen Jahren war die Burg ein Schulland- und Bildungsheim der katholischen Jugend. Aktuell wird sie für Events und Veranstaltungen genutzt.

Nach dem Bucher Stausee erreicht die Jagst Ellwangen mit Schloss und Wallfahrtskirche, den beiden von weither sichtbaren Wahrzeichen über der Stadt. Ellwangen war das Zentrum der Mitte des 15. Jh. entstandenen Fürstpropstei. Die Klosterlandschaft in Ellwangen geht auf eine sehr frühe Gründung Mitte des 8. Jh. zurück. Vermutlich sollte sie im bayerischen Grenzgebiet dazu beitragen, die fränkische Königsherrschaft zu sichern. Ellwangen wurde zum Reichskloster. Eine neue Blütezeit kam mit Abt Kuno (1188-1221), auch er im Dienst der Staufer. Er ließ die Burg errichten, mit Residenzräumen ausstatten und hatte wesentlichen Anteil an der Ausführung der spätromanischen Klosterbauten. Die zwischen 1182 und 1233 errichtete Klosterkirche gilt als bedeutendes Beispiel für die Architektur der späten Stauferzeit. Am Ende einer langen Phase des Niedergangs stand der Brand von 1443, der Kloster und Kreuzgang zerstörte. 1460 wurde der Konvent in ein weltliches Chorherrenstift umgewandelt. Die Chorherren wohnten in den Stiftshäusern der Stadt. Anfang des 17. Jh. erhielt die Burg auf dem Schlossberg ein neues Aussehen im Stil der Renaissance. Das barocke Erscheinungsbild entstand durch Wiederaufbau nach einem Feuer im Jahr 1720. Eine ganze Reihe von Barockbauten, darunter auch die Wallfahrtskirche auf dem Schönenberg, ist Ausdruck einer nochmaligen Blüte in dieser Zeit. Die Stiftkirche St. Vitus überdauerte als dreischiffige spätromanische Basilika die Jahrhunderte. Äußerlich weitgehend unverändert, wurde der Innenraum zunächst barockisiert und im 18. Jh. mit einer Rokoko-Fassung versehen.

Hier finden Sie Infos zu Besichtigungsmöglichkeiten von Schloss Baldern, der Kapfenburg sowie der Burg Niederalfingen.
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