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Treppauf - treppab

Die Berwarttreppe im Mergentheimer Deutschordensschloss (links oben), die Eingangshalle von Kloster Schöntal (links unten) und der Kuppelbau des Schlosses in Bruchsal (rechts), alle Bilder LMZ BW (s. Verlinkungen)
Die Berwarttreppe im Mergentheimer Deutschordensschloss (links oben), die Eingangshalle von Kloster Schöntal (links unten) und der Kuppelbau des Schlosses in Bruchsal (rechts), alle Bilder LMZ BW (s. Verlinkungen)

Treppenhäuser sind ein Ort des Austauschs zwischen Bewohnern und Besuchern, Ankommenden und Gehenden. In öffentlichen Bauten bietet sich überdies die Möglichkeit von Inszenierung und Repräsentation.

Wendeltreppen in engen mittelalterlichen Türmen waren eine Spezialität der Gotik. Ein besonderes Erscheinungsbild erhielt der Aufgang im nördlichen Treppenturm der alten Mergentheimer Wasserburg, die unter Georg Hund von Wenckheim (um 1520 – 1572) zur Residenz am neuen Hauptsitz des Deutschen Ordens umgestaltet wurde. Baumeister Blasius Berwart (gest. 1590), ein Meister des Treppenbaus, wirkte auch bei der Errichtung von Schloss Hohentübingen und dem Alten Schloss in Stuttgart mit. Die Treppenkonstruktion mit offener Spindel ist zwar noch dem Mittelalter verpflichtet, doch das florale und figürliche Dekor der Steinmetzarbeiten verweist auf die Renaissance. Der Aufgang erscheint wie an steinernen Kordeln aufgehängt, die Unterseite schmücken Rankenbänder, die sich in die Höhe winden. Beim Blick durch den Schacht nach oben bildet eine vergoldete Sonne den krönenden Abschluss.

Eine großzügig-heitere, dem Rokoko verpflichtete Gestaltung kennzeichnet das Treppenhaus im ehemaligen Zisterzienserkloster Schöntal, das nach einem Entwurf von Johann Ludwig Deisinger entstand und drei Stockwerke erschließt. Die Umgestaltung der Klostergebäude, begonnen unter Abt Benedikt Knittel (1650-1732), wurde unter seinem Nachfolger Angelus Münch (gest. 1762) abgeschlossen. Die beiden Statuen von Sapientia (Weisheit) und Scientia (Wissenschaft) am Fuß der Treppenanlage empfangen die Eintretenden. Jeweils zwei Treppen schwingen sich links und rechts im offenen Halbrund zum nächsten Stockwerk empor. Der lichte Gesamteindruck wird durch die weiß-goldenen Ornamente, Wappen und Figuren der durchbrochenen Brüstungen verstärkt, wobei sich die für das Rokoko charakteristische Rocaille (Muschel) sowohl hier als auch in der Form der Treppen wiederfindet. Die Halle schließt mit dem Deckengemälde Triumph der katholischen Kirche – einer Frauengestalt, umgeben von den vier Erdteilen - nach oben ab.

Mit ganz anderen optischen Eindrücken werden die Besucher im Treppenhaus des von Fürstbischof Damian Hugo von Schönborn (1676-1743) in Auftrag gegebenen Schlosses Bruchsal - ab 1719 Residenz des Hochstifts Speyer - konfrontiert. Sein ungewöhnliches Erscheinungsbild entstand durch einen Konstruktionsfehler. Die Treppen erwiesen sich als zu kurz, nachdem zusätzlich die Errichtung eines Zwischengeschosses angeordnet worden war. Der zu Hilfe gerufene Balthasar Neumann (1687-1753) löste das Problem durch eine Veränderung des Grundrisses. Doch nicht nur dadurch besticht das Gebäude. Nach der geschlossenen, bühnenartigen Kulisse der Eingangshalle, die gleichzeitig den Zugang zur Grotte im Erdgeschoss bildet, empfängt die Gäste nach dem Aufstieg eine überraschend hohe und lichte Kuppel, die, begrenzt durch die grabenartigen Treppenaufgänge, wie eine Brücke zwischen den beiden Sälen in den angrenzenden Flügeln des Schlosses schwebt.

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