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Vom Lederball zum vollsynthetischen Ball

 Lederfußball samt zwei Werkzeugen [Quelle: Landesmuseum Württemberg]
Lederfußball samt zwei Werkzeugen [Quelle: Landesmuseum Württemberg]

Bis ins 20. Jahrhundert waren solche Lederbälle eine Besonderheit. Häufiger waren Bälle, die aus Stoffresten zusammengeknotet waren oder es wurde damit gespielt was sich sonst anfand: Steine, Tannenzapfen, u. ä..

Lederbälle waren teuer und glichen zudem manchmal mehr einem Ei als einem Ball. Hinzu kam, dass die von einer Lederhaut umgebenen Schweinsblasen mangels Ventils an einer Stelle zugenäht werden mussten und die Naht - gerade bei Kopfbällen - häufig zu Verletzungen führte.

Lange Zeit galt der Fußballsport in Deutschland als Modesportart des Bürgertums. Arbeiter verfügten weder über genügend Freizeit noch über finanzielle Mittel für die Ausrüstung. Erst durch die Sozialgesetzgebung der Weimarer Republik erreichte der Fußball neben anderen Sportarten auch die Arbeiterschichten und wurde damit zum Massenphänomen. Seit 1918 gewann Fussball immer mehr an Attraktivität und warb den Turnvereinen die Mitglieder ab. So drohten beispielsweise in Württemberg ab 1919 dem sozialdemokratisch ausgerichtete Arbeiterturnbund (ATB) aufgrund der zunehmenden Attraktivität des Fußballs die Mitglieder wegzulaufen. Der ATB benannte sich in Arbeiterturn- und Sportbund (ATSB) um und versuchte, über eine Ausweitung des Sportprogramms hinaus auch Fußball- und Leichtathletikbegeisterte für sich zu gewinnen. Auf diese Weise mussten sich Mitglieder nicht zwischen rivalisierenden Sportverbänden entscheiden. Hatten die württembergischen Vereine bei Kriegsausbruch ca. 15.000 Mitglieder in 200 Vereinen gezählt, erhöhte sich diese Zahl 1919 aufgrund der Ausweitung des Angebots über das Turnen hinaus auf 30.000 Mitglieder in 285 Vereinen.

Mit wachsender Beliebtheit wurden durch die Erfindung der Blase mit Ventil auch die Bälle verbessert. Ein Problem jedoch blieb: Das Leder saugte sich bei Nässe mit Wasser voll und wurde im Laufe des Spiels immer schwerer. Erst durch Imprägnierung gelang es, diesen Effekt zu mindern.

In den 1960er Jahre kamen schließlich die Bälle, die aus fünf- und sechseckigen Einzelteilen zusammengesetzt waren auf den Markt. Bei der Fußballweltmeisterschaft 1986 wurde erstmals ein Fußball eingesetzt, der vollsynthetisch war und gegen Nässe damit weitestgehend unempfindlich ist. Heute werden hochwertige Bälle nicht mehr genäht, sondern verklebt, um den Einfluss der Nässe zusätzlich zu verhindern. (JH)

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