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Zum 155. Geburtstag von Mathilde Planck

 

Mathilde Planck erhält das Bundesverdienstkreuz, 1951, [Quelle: Landesmedienzentrum BW]
Mathilde Planck erhält 1951 das Bundesverdienstkreuz, [Quelle: Landesmedienzentrum BW]

In ihrem über 90-jährigen Leben wurde Mathilde Planck mit vielen Veränderungen konfrontiert. Dass sie sich einmal für Frauenbildung und Politik engagieren würde, zeichnete sich zunächst nicht ab. Kindheit und Jugend im Königreich Württemberg standen im Zeichen der traditionellen Rollen einer Tochter aus dem gehobenen Bürgertum. Mathilde wurde am 29. November 1861 in Ulm als viertes Kind des Professors und Gymnasiallehrers Karl Christian Planck und seiner Frau Auguste geboren. Sie scheint ein eher verträumtes Kind gewesen zu sein. Nachdem der Vater in der Anstalt Winnental verstorben war, übernahm sie die Haushaltsführung für die kranke Mutter und die kleineren Geschwister. Eine über die Schule hinausgehende Ausbildung stand nicht zur Diskussion. Die Familie zog nach Stuttgart und traf dort auf Max Planck, einen Vetter väterlicherseits und Rektor des Karls-Gymnasiums. In Stuttgart ergaben sich neue Perspektiven in Form des Lehrerinnenseminars des Fräulein von Prieser, die nahezu einzige Möglichkeit für Frauen, eine gehobene Berufsausbildung zu absolvieren - auch wenn die Rahmenbedingungen und Perspektiven zunächst weit hinter denen der männlichen Kollegen zurückblieben.

Mit 23 Jahren begann Mathilde eine Lehrerinnenausbildung bei Fräulein von Prieser, wobei sie sich weiterhin um die Familie kümmerte. Nach dem Examen, 1887, arbeitete sie am Seminar sowie am ersten württembergischen Mädchengymnasium. In dieser Zeit begann sie auch, sich der Vereinsarbeit für Frauen zuzuwenden und widmete sich neben Berufs- und Bildungszielen Themen wie Prostitution und Alkoholmissbrauch. Sie war maßgeblich an dem 1901 gegründeten Verband Württembergischer Frauenvereine beteiligt und ab 1906 Vorsitzende des von ihr mitbegründeten Württembergischen Lehrerinnenvereins, was dazu beitrug, dass sie bald überregional bekannt wurde. Ab 1910 arbeitete sie verstärkt als Journalistin für die Zeitungen der Frauenverbände.

Dem Ersten Weltkrieg gegenüber war Mathilde Planck kritisch eingestellt und betrieb zusammen mit Frida Perlen die Gründung des Frauenverbandes der Deutschen Friedensgesellschaft. Mit der Einführung des Frauenwahlrechts in der Weimarer Republik und der demokratischen Gleichstellung der Frauen zog die fast 60-jährige Mathilde für die DDP in den Landtag ein, wo sie bis 1928 Abgeordnete blieb. Von 1921 bis 1927 übernahm sie die Redaktion der Frauenbeilage Die Rosa Frau des Stuttgarter Neuen Tagblatts. Mit der NS-Zeit kam der Abbruch fast aller politischer und gesellschaftlicher Aufgaben. Mathilde Planck zog sich zurück und widmete sich der Herausgabe der Arbeiten ihres Vaters. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie im hohen Alter noch einmal politisch aktiv und rief angesichts neuerlicher Spannungen zwischen Ost und West zu mehr Verantwortung auf. Zum 90. Geburtstag erhielt sie als erste Frau das Bundesverdienstkreuz. 1953, mit 91 Jahren, trat sie als Kandidatin bei den Bundestagswahlen an, wo sie sich für die GDP in Ludwigsburg aufstellen ließ aber ausschied. Gegen Ende ihres langen Lebens und als letzte ihrer Geschwister fühlte sie sich zunehmend einsam und verstarb am 31.07.1955.

Zum Weiterlesen auf LEO-BW:
Die ausführliche Biographie von Mathilde Planck
Hundert Jahre Frauenwahlrecht: Frauen in den verfassunggebenden Versammlungen von 1919 in Baden und Württemberg
Im Themenmodul Von der Monarchie zur Republik: Frauen – Bemühungen um politische Partizipation in Württemberg

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