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Zum Totensonntag: besondere Friedhöfe

Der von der Brüdergemeinde angelegte Friedhof in Königsfeld im Schwarzwald, Quelle Evangelische Gesamtkirchengemeinde
Der von der Brüdergemeinde angelegte Friedhof in Königsfeld im Schwarzwald, Quelle Evangelische Gesamtkirchengemeinde

Heute ist Totensonntag, auch Ewigkeitssonntag, ein Gedenktag der evangelischen Kirche. Dazu werfen wir einen Blick auf die Bestattungskultur, die im Lauf der Zeit immer wieder Veränderungen unterworfen war. Das lange übliche Einzel- oder Familiengrab mit Bepflanzung ist zwischenzeitlich einer Vielzahl an Möglichkeiten gewichen, die den Wünschen der Verstorbenen und ihrer Angehörigen entspricht. So entstanden Grabfelder ohne gesonderte Abgrenzung der Parzellen oder Friedwälder mit Baumgräbern. In früheren Zeiten waren Bestattungen von den örtlichen Gegebenheiten, den zeitgeschichtlichen Umständen und den religiösen Anschauungen abhängig. Einer der vielen in Pestzeiten entstandenen Friedhöfe ist in Mittelbiberach erhalten.

Die Herrnhuter Brüdergemeinden pflegten eine besondere Bestattungskultur. Eine dieser Anlagen ist in Königsfeld zu finden. Zwar bezeichneten auch andere Gemeinden ihre Friedhöfe als Gottesäcker, doch kommt hier eine besondere Symbolik zum Zuge. Der Ausdruck Gottesacker verweist auf das Evangelium nach Johannes 12,24, wonach die Toten Weizenkörnern gleichen, die in die Erde fallen um späterviel Frucht zu bringen. Die Auferstehung spielt eine wichtige Rolle in der Herrnhuter Weltanschauung. Die Toten warten schlafend, im Liegen, was durch die regelmäßigen Reihen der in die Erde eingelassenen Grabsteine gleicher Art und Größe verdeutlicht wird. Tore mit Bibelinschriften bilden die beiden Hauptzugänge des Friedhofs, der nicht verschlossen ist, auch dies Ausdruck für den offenen Übergang, die Einheit von Diesseits und Jenseits. Im Tod sind alle gleich, deshalb fehlen Titel oder sonstige Hinweise auf den Steinen. Nur kurze Bibeltexte sind erlaubt. Eine besondere Liturgie, die am Ostermontag in dem kleinen hölzernen Pavillon auf dem Friedhof zelebriert wird, unterstreicht zusätzlich die Bedeutung der Auferstehung.

Bemerkenswerterweise folgt der jüdische Friedhof in Rottweil, der im 19. Jh. angelegt wurde, dem Herrnhuter Vorbild. Ein weiterer besonderer Friedhof entstand im 19. Jh. in Filderstadt-Bernhausen für die Mitglieder der Altpietistischen bzw. Hahn‘ schen Gemeinschaft. Es handelt sich um eine ewige Ruhestätte, wo die Gräber, ähnlich wie auf jüdischen Friedhöfen, nicht aufgelassen werden.

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