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Zum Welttag der Städte: Die „Schlag-Brücke“ aus der Sammlung der badischen Markgrafen

Die Schlag-Brücke - Le pont du Leopoldstadt, Johann Ziegler 1780, Quelle: Landesarchiv BW, GLAK Hfk Pläne G 188 rot https://bit.ly/3SCI6lh

Wir nehmen das Thema beim Wort und machen einen Ausflug über alle Landesgrenzen nach Wien. Die Abbildung von 1780 zeigt die damals als „Schlag-Brücke“ bezeichnete Verbindung von der Leopoldstadt über den heutigen Donaukanal in die Wiener Kernstadt. Die Leopoldstadt, benannt nach Kaiser Leopold I. (1640-1705),  ist bekannt für den Prater, ein ehemaliges herrschaftliches Jagdgebiet, das in der zweiten Hälfte des 18. Jh. als Volksgarten öffentlich zugänglich wurde. Auf dem Bild sind ein Teil der Wiener Stadtbefestigung und der Stephansdom zu erkennen. Auf der anderen Seite befand sich ursprünglich der Unterer Werd, ein Weideland, der die Herden des bis aus Ungarn importierten Schlachtviehs aufnahm. Die Tiere wurden direkt im Bereich der Brücke zerlegt, da sich in der Nähe beim Roten Turm der Fleischmarkt von Wien befand. Darauf bezog sich auch der ursprüngliche Name des Übergangs als „Schlacht-Brücke“. Der Untere Werd blieb für lange Zeit ein von Donauarmen durchzogenes Schwemmland.

Eine andere Bedeutung bekam das Gebiet, als es während der Ersten Wiener Türkenbelagerung 1529 von der osmanischen Armee besetzt wurde. Nach deren Niederlage ließen sich Bürger, die ihre Häuser an der Wiener Stadtmauer verloren hatten, am jenseitigen Ufer nieder. Während der Zweiten Wiener Türkenbelagerung von 1683 ereilte die nun dichter besiedelte Leopoldstadt das gleiche Schicksal. Im 19. Jh. wurde der eingemeindete Bezirk zum bevorzugten Wohngebiet der jüdischen Bevölkerung. Seit der ersten Hälfte des 17. Jh. waren hier Juden ansässig gewesen aber immer wieder vertrieben worden. Zur Zeit der Entstehung des Bilds war die Brücke die einzige Verbindung über die Donau in diesem Bereich. Zu sehen sind neben dem bunten städtischen Treiben die beiden Fahrspuren zur Regelung des Verkehrs und die separaten Fußgängerwege. Später wurde die Brücke in Ferdinandsbrücke umbenannt, heute heißt sie Schwedenbrücke.

Die Ansicht gehört zu einer Sammlung von Kartenmaterial, die die badischen Markgrafen zu militärischen und privaten Zwecken angelegt hatten und die heute im Generallandesarchiv Karlsruhe aufbewahrt wird. Ein Teil davon deckt Gebiete ab, die in den militärischen Auseinandersetzungen mit den Osamanen im 18. Jh. für den Kaiser erobert wurden. Unter den Oberbefehlshabern befand sich auch der berühmte „Türkenlouis“, Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden–Baden (1655-1707). Über Karten, Pläne und Bildmaterial manifestierte sich die Sicht auf die eroberten Gebiete insbesondere entlang der Donau als neuer, zu Europa gehörender Herrschaftsraum. Für die 2017 erstmals gezeigte Wanderausstellung „Fließende Räume - Karten des Donauraums 1650–1800“ wurden einige der Karten digitalisiert, darunter viele Stadtansichten. Der Online-Bestand ist unter https://bit.ly/3ssSlOx einsehbar.

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