Kleine Wappenkunde

Das Bad Liebenzeller Wappen

Ein ganz besonderes Wappen trägt das kleine Städtchen Bad Liebenzell. Zu sehen ist eine auf von Schwarz und Gold geschachtem Boden stehende goldene Badewanne, in der ein sitzender Mann zu sehen ist. Liebenzell gehörte seit 1273 den Markgrafen von Baden und wurde erstmals 1388 "Stadt" genannt. Stadt und Amt gelangten 1603 im Tausch an Württemberg. 1926 wurde Liebenzell schließlich das Prädikat "Bad" verliehen. Die Nutzung der Thermalquellen, seit 1403 nachweisbar als Markgraf Bernhardt I. das Untere Bad in Form eines Erblehens vergab, wurde im 17. Jahrhundert vom württembergischen Hof besonders begünstigt, was sich im Wappen niederschlägt. Enthielt das Siegel des 16. Jahrhunderts noch den badischen Wappenschild, so zeigt der 1604 gestochene Stempel bereits das Wappen mit der Badeszene und der württembergischen Hirschstange. Die Zeichnung und die seit 1609 belegte Farbgebung wechselten in Einzelheiten. So wurde bis in jüngster Zeit die badende Gestalt als Frau abgebildet, wohl wegen der unrichtigen Herleitung des Ortsnamens von der Heiligen Lioba. Die heutige Farbgebung und die Flagge legte man 1914 fest.

Der als Philippus Aureolus Theophrastus Bombastus von Hohenheim geborene und als Paracelsus (1493-1541) bekannt gewordene Arzt und Gelehrte soll auf seiner Wanderungen 1526 durch Süddeutschland nach Straßburg das Wasser der Liebenzeller Quellen in der Umgebung untersucht haben. In seiner Schrift "Von den natürlichen Bädern" pries er die verjüngende Wirkung der Heilquellen in Wildbad und Liebenzell an.

Ganz im Zeichen des Wassers steht auch das kleine aber feine Wassermuseum in Bad Liebenzell. In einer alten Sägemühle werden alle Themen rund um die Darstellung der Vielfalt der Erscheinungsformen von Wasser in Wissenschaft, Kunst, Technik und Energiegewinnung behandelt. Mehr dazu erfahren Sie hier.

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Die Zeichnung entstand vermutlich um 1923. Die Aufschrift „Tourmalet“ bezieht sich auf den Col du Tourmalet, einen Straßenpass in den französischen Pyrenäen. Der Übergang auf rund 2115 Metern über NN stellt große Herausforderungen und ist bei Freizeitfahrern wie bei Profis beliebt. So wird der Pass auch häufig in die Streckenplanung der Tour den France integriert. Die mit flottem Strich ausgeführte Darstellung gibt die Dynamik der Bewegung wieder und weist viele interessante Details auf. Der Fahrer trägt eine Schutzbrille und lässt die Zunge heraushängen – eine Anspielung auf die immensen Anstrengungen. Mit der Zeichnung verbindet sich ein ernster Hintergrund. Sie gehört zu den Unterlagen, die die französischen Besatzungstruppen 1924 nach ihrem Abzug im Bezirksamtsgebäude von Offenburg zurückließen. Aus der Niederlage Deutschlands im Ersten Weltkrieg, dem Waffenstillstand von Compiègne und dem Versailler Vertrag resultierte die Besetzung linksrheinischer Gebiete durch die Ententemächte. Dazu zählten auch vier rechtsrheinische Stützpunkte, darunter Kehl und das 1923 zusätzlich vereinnahmte Offenburg, das aber schon 1924 wieder geräumt wurde. Auch in den folgenden Jahrzehnten zeigte sich, dass sich die Sportler durch Kriege nicht entmutigen ließen. So fand 1949 die „Quer-durch-Deutschland-Fahrt“ unter den erschwerten Bedingungen der Nachkriegszeit im geteilten Deutschland und ohne internationale Beteiligung statt. Die Tour führte in 13 Etappen und rund 3.000 Kilometern von Hamburg nach München. Dabei kamen die Fahrer auch nach Freiburg, die damalige badische Landeshauptstadt. 

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Trajektverkehr am Bodensee

Trajektverkehr am Bodensee mit der MF Schussen [Quelle: Staatsarchiv Ludwigsburg]

Sogenannte Bodensee-Trajekte waren Eisenbahnfähren, die von den Bahngesellschaften zum Transport von Eisenbahn-Güterwagen über den Bodensee eingerichtet wurden. Bereits Mitte des 19. Jahrhunderts begann man in vielen größeren Häfen Trajektanstalten einzurichten, um den zeitraubenden Güterumschlag vom Schiff auf die Schienen und umgekehrt abzuschaffen. Zunächst kamen für den aufkommenden Trajektverkehr sogenannte Trajektkähne zum Einsatz, die von Dampfern geschleppt wurden. Auf den Decks dieser Schleppkähne lagen meist zwei Gleise parallel, die jeweils bis zu acht Waggons aufnehmen konnten. Da die Waggons einzeln festgezurrt werden mussten, nahm das Be- und Entladen nach wie vor viel Zeit in Anspruch. Aufgrund des steigenden Bedarfs wurde im Jahr 1929 eine Motorfähre für den kombinierten Eisenbahntrajekt-, Automobil- und Personenverkehr in Dienst genommen. Seitdem verkehrte die „MF Schussen“, die von zwei Dieselmotoren angetrieben wurde und bis zu zehn Güterwagen auf zwei parallelen Gleisen über den See bringen konnte, auf der Fährlinie zwischen Friedrichshafen und dem schweizerischen Romanshorn. Namensgeber war die nahe bei Friedrichshafen in den Bodensee mündende Schussen. In den Anfangsjahren wurden deutlich mehr Güterwaggons als Automobile befördert, trotzdem waren die Bodenseeüberfahrten der Schussen auch bei Reisenden sehr beliebt.
Mit Kriegsausbruch wurden auf dem Bodensee sämtliche Schiffsverbindungen zwischen Deutschland und der Schweiz eingestellt; erst am 15. Mai 1949 fuhr die „Schussen“ wieder ihren ersten Nachkriegseinsatz. Zwischen 1951 und 1972 transportierte sie über 125. 000 Güterwagen quer über den Bodensee, bis der Trajektverkehr schließlich eingestellt wurde. Weitere historische Aufnahmen der "MF Schussen" finden Sie im Staatsarchiv Ludwigsburg unter dem Bestand zur „Reichs-/Bundesbahndirektion Stuttgart“. (JH)

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Bis vor einigen Jahren wehte den Reisenden am Ludwigsburger Bahnhof der Duft von Getreidekaffee entgegen, der in der unmittelbaren Nachbarschaft produziert wurde. Angefangen hatte alles mit Johann Heinrich Franck in den 1820er Jahren. Durch die Befreiungskriege war er nach Frankreich gekommen und hatte die Herstellung von Ersatzkaffee kennengelernt. Die Bezeichnung „Mocca faux“, also „falscher Kaffee“, ging als Muckefuck in den deutschen Sprachgebrauch ein. Nach seiner Rückkehr eröffnete Franck einen Kolonialwarenladen in Vaihingen an der Enz und begann mit Rezepturen zu experimentieren. Einige Jahre später konnte der Ersatzkaffee in größeren Mengen verkauft werden. Franck traf mit diesem preiswerten Getränkegrundstoff auf einen wachsenden Markt. Die Produktion expandierte und in den 1870er Jahren belegte die Firma „Heinrich Franck Söhne OHG“ mehr als 50 Gebäude in Vaihingen. Ab den 1860er Jahren entstanden die Werke in Ludwigsburg, dazu Stätten im Ausland.

Doch nicht nur Franck nutzte das Potenzial von Ersatzkaffee. In Heilbronn gab es Mitte des 19. Jh. mehrere Fabriken, in denen Zichorien verarbeitet wurden. Eine davon gehörte Emil Seelig, der mit der Marke „Seelig's kandierter Kornkaffee“ seinen größten Erfolg erzielen konnte. 1867 veröffentlichte der Bezirksrabbiner einen Prüfbericht, wonach in einigen Heilbronner Zichorien-Röstereien Schweineschmalz und andere tierische Produkte verwendet wurden, die nicht den koscheren Vorschriften entsprachen. Daraufhin überwachte der Vorsänger der israelitischen Gemeinde die Herstellung und die Unbedenklichkeit wurde öffentlich bestätigt. Nach der Jahrhundertwende stieg Franck als mehrheitlicher Teilhaber bei Seelig ein. Carl Heinrich Knorr war in den 1830er Jahren nach Heilbronn gekommen und stellte Zichorienkaffee her, der Mandeln oder Eicheln enthielt. In den 1850er Jahren musste er den Betrieb, der zu den größten in Heilbronn gehörte, aus gesundheitlichen Gründen einstellen und begann zehn Jahre später zusammen mit seinen Söhnen, sich auf Lebensmittel und Suppenextrakte zu spezialisieren. Die Franck‘ sche Produktion überstand die beiden Weltkriege. In den 1950er Jahren kam die beliebte Marke mit der roten Raute in die Läden, bis heute erhältlich ist. Die Werke in Ludwigsburg, nun unter der Regie eines der großen internationalen Lebensmittelkonzerns, stellten 2018 den Betrieb ein.

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1842 veröffentlichte Berthold Auerbach mit Der Tolpatsch die erste seiner Schwarzwälder Dorfgeschichten. In den folgenden 40 Jahren entstanden insgesamt 27 Texte, die anhand der Charaktere der handelnden Personen das Leben in Auerbachs Heimatdorf Nordstetten porträtieren. Der Ort gehört heute zur Gemeinde Horb am Neckar und liegt mehr am Rand als direkt im Schwarzwald. Eine mögliche Erklärung ist die Zugehörigkeit der damaligen Oberamtsstadt Horb zum Schwarzwaldkreis, einer Verwaltungseinheit des Königreichs Württemberg. Mitte des 19. Jh. bildeten die rund 350 jüdischen Einwohner von Nordstetten zusammen mit den benachbarten Landgemeinden einen regionalen Schwerpunkt. Hier wurde eine der ersten jüdische Elementarschule des 19. Jh. in Württemberg eröffnet. Berthold Auerbach kam 1812 als Moses Baruch Auerbacher zur Welt. Auf Wunsch seiner Familie sollte er Rabbiner werden und besuchte zunächst die Talmudschule in Hechingen, später wechselte er nach Karlsruhe. Er absolvierte die für das Studium benötigte Aufnahmeprüfung in Stuttgart und schrieb sich an der Uni Tübingen ein, wo er als einziger Student jüdische Theologie belegte. Weil er der verbotenen Burschenschaft Germania angehörte stand er unter polizeilicher Beobachtung und musste seinen Studienort mehrmals verlegen. Strafen und schließlich die Verbüßung einer Haft auf dem Hohenasperg 1837 machten die Rabbinerlaufbahn unmöglich. Bereits einige Jahre zuvor hatte Auerbach, auch aus finanziellen Gründen, mit der Veröffentlichung von Texten begonnen. Die Dorfgeschichten, die eine eigene literarische Gattung bilden, wurden durch seine Schilderungen überaus populär und erreichten innerhalb kurzer Zeit eine internationale Leserschaft. Dazu mag die differenzierte, naturalistische Darstellungsweise beigetragen haben, die Stereotype vermeidet und den Menschen ihre Würde lässt. Das Material bezog Auerbach, der fern der Heimat lebte und auch den Wohnsitz öfter wechselte, von seinem ehemaligen Dorfschullehrer. Ähnlich wie Honoré de Balzac in seinem Romanzyklus Die menschliche Komödie, wollte Auerbach ein detailliertes Gesellschaftsbild wiedergeben, wobei er das dörfliche, volkstümliche Leben in den Mittelpunkt stellte. Typisch sind die wiederkehrenden Figuren, deren Wege sich im Verlauf der Geschichten kreuzen. Obwohl er den Dialekt nicht in den Mittelpunkt seiner schriftstellerisch Arbeit stellte, knüpfte Auerbach bewusst an Johann Peter Hebel an und verflocht viele originale Ausdrücke in seine Werke. Auerbach verstand sich als Volksaufklärer, der die einfacheren Leute erreichen wollte. Eine seiner erfolgreichsten Veröffentlichungen ist das 1856 erschienene Barfüßele.

Auerbach, der zu einem der bekanntesten deutschen Schriftsteller des 19. Jh. wurde, ließ sich Ende der 1850er Jahre in Berlin nieder. Als demokratisch gesinnter Vertreter eines liberalen, emanzipierten Judentums mit patriotischen Zielen sah er sich im höheren Lebensalter mit zunehmendem Antisemitismus und dem Scheitern seiner Ideale konfrontiert. Gesundheitlich geschwächt starb Auerbach am 8. Februar 1882 während eines Klinikaufenthaltes in Cannes. Einige Wochen später wurde er auf dem jüdischen Friedhof von Nordstetten beigesetzt. Durch den Nationalsozialismus geriet die Bedeutung Auerbachs in Vergessenheit. Seit den 1980er Jahren befindet sich im Schloss von Nordstetten eine Dauerausstellung, die von der Arbeitsstelle für Literarische Museen in Marbach betreut wird, s. dazu auch die Gedenkstätten in Baden-Württemberg.

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