Birnkrug: Steinmetz. Trinkspruch 

• 1820 [Herstellung]

• Durlacher Fayencemanufaktur [Hersteller]

• Durlach [Herstellungsort]

Der auf der Scheibe gedrehte Birnkrug hat einen konischen Standring. Der Hals weitet sich zum Rand hin aus. Der Ausguss wurde vom Dreher mit den Fingern gekniffen. Der Ohrhenkel ist außen stark gewölbt und innen fast flach. Er ist am oberen Ansatz mit dem Gefäßkörper glatt verstrichen. Das untere Ende des Henkels läuft spitz zu und liegt auf der Wandung des Gefäßkörpers auf. Der Birnkrug hat einen Deckel und einen Fußring aus Zinn.

Der Dekor ist mit Schwarz gezeichnet und mit den Farben Blau, Gelb, Ocker, Grün, Manganviolett und Schwarz gemalt. Die Schrift ist in Schwarz aufgetragen. Am Hals und auf der Schulter des Birnkrugs steht in Fraktur die Inschrift: „Jacob Friedrich Krieger. / Steinhauer-Meister in Grötzingen. 1820. / Catharina Kriegerin. / Genüßet stets mit Freuden, den Süßen Rebensaft, / Er stärckt den Mensch im Leiden, und gibt ihm Muth und Kraft.“ Unter die Inschrift ist eine Zierleiste aus sieben blauen, rocailleartig geschwungenen Doppellinien aufgemalt.

Fünf verschiedenfarbige Rocaillebögen bilden eine oben offene Kartusche, die das Bildfeld definiert. Darin ist ein Steinmetz bei der Arbeit und ein weiterer Mann dargestellt. Ein angedeuteter Boden lässt den Raum nur erahnen und damit offen, ob die Szene in einer Werkstatt oder im Freien angesiedelt ist. Dargestellt ist ein in Schrittstellung nach links gewandter Steinmetz. Er ist mit einer blauen Jacke, einer gelben Weste, einer hellen Hose, einer blauen Schürze und einer schwarzen Schirmmütze bekleidet. In seiner linken Hand hält er einen Meißel, in seiner ausschwingenden rechten Hand einen Holzhammer. So bearbeitet er den vor ihm auf einer Werkbank liegenden Steinblock. Links vom Steinblock steht ein weiterer Mann in Schrittstellung nach rechts. Dieser trägt einen blauen Rock, schwarze Stiefel und auf dem Kopf einen schwarzen Dreispitz. In seiner rechten Hand hält er einen Maßstab, seine linke Hand hat er im Zeigegestus vorgestreckt. Diese Figur ist als Bauherr oder Baubeamter zu deuten.

Beiderseits des Henkels sind Blumensträuße mit manganviolette Rosen dargestellt.

Der Birnkrug hat eine Randborte in den Farben Grün und Ocker. Über beide Farbstreifen verläuft eine Reihe schwarzer Halbkreise, die mit konzentrisch angelegten Bogenlinien gefüllt sind. Beiderseits des Henkels sind unter der Randborte zwei blaue Blattgirlanden angesetzt. Der Henkel ist mit zwei flüchtig gemalten rotbraunen Tulpenblüten dekoriert.

Jacob Friedrich Krieger (1794-1830) aus Grötzingen (heute: Karlsruhe-Grötzingen) war verheiratet mit Catharina Krieger, geborene Heilbrunner (Lebenszeit unbekannt). Er war wohl ein gefragter Handwerker, denn er erhielt mehrere Aufträge von der großherzoglichen Bauverwaltung. So war er am Bau der evangelischen Stadtkirche und der katholischen Stephanskirche in Karlsruhe sowie an der Errichtung mehrerer Privatpalais beteiligt.

Der Trinkspruch „Genießet stets mit Freuden [...]“ war für Durlacher Birnkrüge offensichtlich sehr beliebt. Er findet sich (in unterschiedlichen Orthographien) auf mehreren Krügen im Badischen Landesmuseum (Inv.-Nrn. C 9805, V 3605, V 3668).

Literatur: Rosemarie Stratmann-Döhler : Durlacher Fayencen ; (Bildhefte des Badischen Landesmuseums Karlsruhe NF, Heft 2) ; Karlsruhe 1995, S. 115 f., Nr. 33, farb. Abb.