Zwei Tiger (Seriennummer: 4565) 

Datierung :
  • 1936-1948 [Herstellung]
Autor/Urheber:
  • Else Bach [Künstler]
  • Staatliche Majolika-Manufaktur Karlsruhe [Hersteller]
Ortsbezüge (Werk):
Objekttyp: Figur / Tiere
Weitere Angaben zum Werk: Irdengut [Material], gegossen [Technik], Farbglasur [Technik], Craquelé [Technik], Zinnglasur [Technik], bemalt [Technik], Höhe: 27.0 cm, Breite: 58.0 cm, Tiefe: 16.0 cm
Kurzbeschreibung:

Zwei Tiger. Auf unregelmäßigem Erdsockel zwei miteinander kämpfende Tiger. Sockel braun, grün, beige, Tiere beige, rotbrauner Scherben teilweise sichtbar.

Neben den niedlichen kleinformatigen Tierfiguren gab es im Schaffen von Else Bach (7.09.1899 Heidelberg - 25.4.1951 Pforzheim) eine weitere Gruppe: Die Rede ist von der figurativen Plastik, die im Dienste des neuen Zeitgeistes stand und die Ästhetik des Dritten Reiches widerspiegelte. Dazu gehörten Werke mit solchen zeittypischen Titeln wie „Rossebändiger“, „Pferdeführer“ sowie männliche Aktfiguren. Dargestellt sind nackte, wohlproportionierte Männer, die ihre ungebändigte Muskelkraft vorführen. In den großformatigen Keramiken wird die Bewunderung für körperliche Hochleistung gekoppelt mit idealisierter Schönheit zum Ausdruck gebracht. Wie im rassistischen Modell der „Herrenrasse“ oder des „nordischen Menschen" sind die Männer stets vital und heroisch - der unerschrockene „Übermensch“, der es mit der wilden Natur der Pferde aufnimmt und siegt. Zu dieser Werkgruppe zählen des Weiteren einige Tierplastiken, die zwar nicht direkt im Rahmen der nationalsozialistisch geprägten Kunstauffassung entstanden, die sich aber durch einen gewissen Kontext durchaus dieser Auffassung annäherten. Ähnlich wie der Sieg des starken Menschen über die Natur, wird in diesen Tierdarstellungen die Überlegenheit des stärkeren Tieres im Tierreich thematisiert. Entweder ist es eine Szene mit zwei kämpfenden Tigern, von denen einer sich in einer unterlegenen Pose befindet, oder aber es ist die Darstellung zweier wilder Pferde, die auf den ersten Blick spielend wirkt, bis man bei näherer Betrachtung feststellt, dass ein Pferd das andere beißt. Die Auswahl der Tiere ist kein Zufall: Tiger oder Windhund werden für ihre Schnelligkeit bewundert. Adler und Habicht sind im Tierreich gefürchtete Raubvögel. Bei dem sich aufbäumenden Pferd geht es um die Durchsetzung der Willenskraft. Ein ruhender Bison strahlt mit seinem großen, archaisch-kompakten Körper die widerstandsfähige Stärke aus. Bei all den Tierfiguren wird, in welcher Form auch immer, auf die darwinistische Überlegenheit des Stärkeren Bezug genommen.

Literatur:

Joanna Flawia Figiel: Tonangebend. Starke Frauen und ihre Kunst 1918-1945, Karlsruhe 2023, S. 127-136

Hermann L. Mayer: Die Bildhauerin Else Bach, in Die Kunst, 77.1938, S. 208-209 -- Badische Werkkunst, 9.1939, H.2, S. 33 ff. -- Neue Pforzheimer Zeitung 7.9.1949 -- Eine große Künstlerin verschied. Zum Tode von Else Bach, in: Pforzheimer Zeitung, Nr. 99, vom 28./29.4.1951 -- Monika Bachmayer: Karlsruher Majolika. Die Großherzogliche Majolika-Manufaktur 1901-1927. Die Staatliche Majolika-Manufaktur 1927-1978, Ausstellungskatalog, Karlsruhe 1979 -- Monika Bachmayer, Peter Schmitt: Karlsruher Majolika 1901-2001, 100 Jahre Keramik des 20. Jahrhunderts, Karlsruhe 2001 -- Joanna Flawia Figiel und Peter Schmitt: Karlsruher Majolika, Führer durch das Museum in der Majolika, Zweigmuseum des Badischen Landesmuseums, Karlsruhe 2004.

Quelle/Sammlung: Kunst- & Kulturgeschichte - Keramik
Identifikatoren/​Sonstige Nummern: M 1917 a [Inv.Nr.]
Weiter im Partnersystem: https://katalog.landesmuseum.de/object/B2F62817E563452B98BA7E3241026FDE

Schlagwörter: Zwischenkriegszeit, Tierdarstellung, Frauenkunst, Tiger
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