Stuttgart in der Nachkriegszeit 

Datierung :
  • 1952
Objekttyp: Video
Inhalt:
  • Zu Beginn des Films sieht man für wenige Sekunden den westlichen Turm der Stuttgarter Stiftskirche. Ihre Ursprünge gehen bis ins 12. Jahrhundert zurück, der Turm entstand im 15. Jahrhundert. Dann schwenkt die Kamera, mit dem Neuen Schloss im Rücken, von rechts nach links über den schneebedeckten Schlossplatz. Man sieht den Pavillon, der heute vor dem Königsbau steht, rechts neben der Siegessäule, die in ihrer heutigen Form 1862 vollendet wurde. Die vier Reliefs zeigen historische Schlachten sowie das Regierungsjubiläum König Wilhelms I. Auf der Säule befindet sich eine Statue der Siegesgöttin Viktoria mit ihrem Lorbeerkranz. Als nächstes sieht man das Hotel Marquardt, ein 1857 eröffnetes Luxushotel mit berühmten Gästen wie Richard Wagner. Links hinter der Siegessäule ist die Ruine des Königsbaus mit seiner 135 Meter langen Säulenvorhalle zu sehen, 1856 bis 1859 von dem württembergischem Hofbaumeister Johann Michael Knapp und dem Architekten Christian Friedrich von Leins erbaut. Vor dem Königsbau steht das Standbild Herzog Christophs von Württemberg (1515 – 1568). Die Statue von Paul Müller stammt aus dem Jahr 1889 und steht heute weiter rechts, an der Ecke Bolzstraße/Königstraße. Eine weitere Szene zeigt eine abbiegende Straßenbahn und eine Gruppe wartender Menschen. Danach wird die Fassade des stark kriegszerstörten Neuen Schlosses gezeigt. Das Schloss wurde 1746 durch Leopoldo Retti begonnen und 1752 durch Philippe de La Guêpière fortgesetzt. Vollendet wurde es erst 1806 durch Nikolaus Friedrich von Thouret unter König Friedrich I. von Württemberg. Stuttgart war seit diesem Jahr Hauptstadt eines Königreichs, denn Württemberg wurde in diesem Jahr von einem Kurfürstentum zu einem Königreich erhoben. Zur Demonstration seiner neuen Würde ließ der König die Stuttgarter Innenstadt völlig umgestalten und u.a. die heutige Königstraße bauen. Der damals entstandene Schlossgarten ist bis heute die größte Grünfläche Stuttgarts. Mit seinen Baumaßnahmen legte er den Grundstein für das heutige moderne Stuttgart. Das Neue Schloss wurde im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt, übrig blieb nur die Fassade. Nach Kriegsende blieb einige Jahre unklar, wie es mit dem Gebäude weitergehen sollte. Oberbürgermeister Arnulf Klett zog in Betracht, dort ein Kaufhaus zu errichten. Dies wurde ebenso wenig realisiert wie die Idee, im Schloss den Plenarsaal des Parlaments zu errichten. Der Landtag von Baden-Württemberg lehnte dies 1955 mit nur einer Stimme Mehrheit ab. Das Parlament wurde im Akademiegarten neu erbaut und das Schloss aus Bürgerspenden wiederaufgebaut. Beide Stuttgarter Zeitungen riefen zu Spenden auf, es kamen etwa 90.000 Mark zusammen. 1959 war Richtfest am Neuen Schloss, heute sind dort Ministerien untergebracht. Keines der historischen Bauwerke Stuttgarts überstand die Bombardierung 1944 unbeschadet. Durch die Fliegerbomben wurden auch mehrere der 12 Stuttgarter Neckarbrücken Brücken zerstört, zehn davon wurden am Ende des Krieges von den Alliierten gesprengt. Knapp 60% der Stuttgarter Gebäude wurden mehr als zur Hälfte beschädigt, die meisten davon Wohngebäude. Etwa 5.000 Menschen starben. Weniger sichtbar waren die kulturellen Zerstörungen: da sämtliche Bibliotheken ebenfalls betroffenen waren, gingen in der Stadt über 700.000 (von 1,7 Millionen) Bücher verloren. Zwischen 1945 und 1959 wurden über 85.000 Wohnungen neu gebaut und es entstanden zahlreiche Behelfsunterkünfte. Stuttgart war ursprünglich für eine amerikanische Besetzung vorgesehen, jedoch erreichte die französische Armee die Stadt früher. Nach der Aufteilung des heutigen Bundeslandes in zwei Besatzungszonen wurde Stuttgart Sitz der amerikanischen Militärregierung. 1952 wurde Stuttgart Hauptstadt des neu gegründeten Landes Baden-Württemberg. Nora Wohlfarth, LABW
Quelle/Sammlung: Landesfilmsammlung Baden-Württemberg: Ausflug zum Monte Scherbelino
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