Klarissenkloster Freiburg 

Ortsbezüge:
Baujahr/Gründung: 1272 [1272]
Zerstörung/Aufhebung: 1782 [1782]
Beschreibung: Laut der klostereigenen Überlieferung wurde St. Klara 1272 von den vier Freiburger Ritterfamilien Rettich, Turner, Kolmann und Schröter gegründet. Nur für die Rettich finden sich jedoch belegbare Beziehungen: Agnes Rettich sowie ihre Töchter traten in St. Klara ein. Auf eine Beteiligung der Patrizierfamilie Turner verweist der Name eines Gebäudekomplexes "Des Turners Hof". Möglicherweise war die Gemeinschaft zunächst nur ein Drittordenshaus, spätestens 1289, mit dem ersten urkundlichen Beleg, ist jedoch der Status eines Klarissenklosters gesichert. Auch, wenn die Klosterchronik die adeligen Schwestern St. Klaras hervorhebt und das Kloster mit Clara, der Tochter des Freiburger Grafen Egino II. auch eine prominente Adelige in den Reihen hatte, so kamen die Schwestern des 14. Jhs. doch hauptsächlich aus dem Patriziat Freiburgs und der umliegenden Städte sowie der zünftigen Oberschicht. Die geistliche Betreuung der Schwestern übernahm der Freiburger Franziskanerkonvent, konkrete Hinweise gibt es aber kaum, auch das größtenteils nur noch als Palimpsest lesbare Anniversar der Franziskaner in Freiburg offenbart nur wenige Namen, die als Beichtväter der Klarissen gekennzeichnet sind. 1429 unterzog sich St. Klara auf Betreiben der Nonne Magdalena Beutlerin einer inneren Reform, ihr Hauptziel war die Abschaffung des Privateigentums. Um die Schwestern von der Notwendigkeit der Reform zu überzeugen, inszenierte sie eine mehrtägige Entführung ihrer Person durch Christus und stellte ihre Forderungen eindrucksvoll mittels eines mit Blut geschriebenen Briefes. Magdalena führte ein streng religiöses Leben und verfasste mehrere Visionsschriften, die eine weite Verbreitung fanden und teilweise zeigen, dass sie als religiöse Reformerin wahrgenommen wurde. Anfang Dezember 1430 glaubte sie, von Gott den eigenen Tod auf den 6. Januar 1431 prophezeit zu bekommen. Die Nachricht verbreitete sich in der Region, viele Menschen, Laien wie Geistliche, strömten in die kleine Klosterkirche von St. Klara. Magdalena starb jedoch nicht und erklärte ihr Scheitern mit einer besonderen Demütigung durch Gott. Über beide Begebenheiten berichtete der Basler Dominikanerprior Johannes Nider. Innerhalb ihres Klosters sank ihr Ansehen anschließend aber nicht, wie ihre Viten, die bis ins 17. Jh. hinein gepflegt wurden, belegen. Sie starb 1458. Ihr Reformwerk scheint Bestand gehabt zu haben, auch ohne offiziellen Anschluss an die franziskanische Observanzbewegung, der erst 1528 erfolgte. Anzeichen für eine erfolgreiche Reformierung wären eine blühende Handschriftenproduktion in der zweiten Hälfte des 15. Jhs., die Miniaturenmalerin Sibilla von Bondorff wirkte hier. Des Weiteren scheint St. Klara viele Neueintritte verzeichnet haben zu können, 1447 umfasste der Konvent insgesamt 57 Schwestern. 1483 konnte das Kloster vier Schwestern auf Bitten des Straßburger Rates in das dortige Klarissenkloster "Auf dem grünen Wörth" entsenden, möglicherweise, um den Konvent zu reformieren. 1547 brannten die Kirche und große Teile des Klosters vollständig nieder, mittels Almosen und Spenden war ein Wiederaufbau möglich. 1622 wurde ein erneuter Reformbedarf festgestellt, Reformen durchgeführt und zwei Schwestern aus dem reformierten Klarissenkloster in Brixen in den Breisgau überführt. Unter dem 30-jährigen Krieg hatte das Kloster schwer zu leiden. 1644 ließ der Stadtkommandant Ludwig Kanowsky die Vorstädte sprengen, um die Stadt besser verteidigen zu können. Dieser Maßnahme fiel auch St. Klara zum Opfer. Die Schwestern kamen vorübergehend im Regelhaus "Zum Lämmlein" unter, 1657 war der Neubau des Klosters fertig. Bereits 1673 lag dieser jedoch abermals in der Verteidigungszone der Stadt und wurde abgerissen. Ein weiterer Neubau wurde 1683 begonnen, knapp hundert Jahre später endete die Geschichte der Klarissen in Freiburg mit der Säkularisation unter Joseph II. aber unwiderruflich.
Autor: MADLEN DOERR
Objekttyp: Kloster
Ordensregel:
  • Klarissen 1272-1782
Sonstiges: Bistum: Konstanz, ab 1821 Freiburg
Weiter im Partnersystem: http://www.kloester-bw.de/?nr=128

Adresse Freiburg im Breisgau

Literatur:
  • U. DENNE: Die Frauenklöster im spätmittelalterlichen Freiburg im Breisgau (Forschungen zur oberrheinischen Landesgeschichte 39). Freiburg/München 1997.Alemania Franciscana Antiqua. Ehemalige franziskanische Männer- und Frauenklöster im Bereich der Oberdeutschen oder Straßburger Franziskaner-Provinz mit Ausnahme von Bayern, hg. v. J. Gatz. Ulm 1 (1956) – 19 (1974/76) 7 (1961) 137-192 (L. UEDING).J. L. WOHLEB: Beitrag zur Baugeschichte des Klosters St. Klara in der Predigervorstadt in Freiburg. In: Schau ins Land 72 (1954). 49-56.W. SCHLEUSSNER: Magdalena von Freiburg. Eine pseudomystische Erscheinung des späten Mittelalters 1407-1458. In: Der Katholik 87 (1907). 15-32, 109-127, 199-216.B. HENZE: Die Entstehung der Stadt und die Gründung der Bettelordensklöster im 13. Jahrhundert. In: Eine Stadt braucht Klöster - Freiburg i. Br. braucht Klöster. Begleitbuch zur Ausstellung "Eine Stadt braucht Klöster", 25. Mai - 1. Oktober 2006 im Augustinermuseum Freiburg i. Br. Hg. v. der Stadt Freiburg i. Br. u. der Universität Freiburg. Lindenberg 2006. 10-21.
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