Frauenkloster St. Peter an der Fahr Konstanz 

Ortsbezüge:
Baujahr/Gründung: 1257 [1257]
Zerstörung/Aufhebung: 1789 [1785/1789]
Beschreibung: Nach der Chronik des Gregor Mangold aus der Mitte des 16. Jh. soll das Kloster St. Peter aus einer Schwesternsammlung entstanden sein, die in Konstanz zuerst ein Haus beim Tulenbrunnen bewohnt und um 1253/54 ein Haus an der Rheinbrücke bezogen habe. Das Haus an der Rheinbrücke bei der alten Rheinfähre, dem das Kloster im 14. Jh. den Namen "St. Peter an der Fahr" verdankte, war zuvor von einer anderen Sammlung bewohnt worden, die 1252 nach Feldbach bei Steckborn umgesiedelt war, um dort ein Kloster zu gründen. Möglicherweise war damals ein Teil der Frauen in Konstanz geblieben und hatte sich mit den neu hinzu gekommenen Schwestern beim Tulenbrunnen vereinigt. Im Dezember 1257 sind die Schwestern bei der Brücke in einer Lehensurkunde des Grafen Berthold von Heiligenberg erstmals nachgewiesen. Sie wurden zu diesem Zeitpunkt von einer Priorin geleitet, was darauf deutet, dass sie nach der Augustinerregel lebten. Auf die Augustinerregel wird dann 1267 ausdrücklich hingewiesen, gleichfalls auf einen Altar in ihrer Kapelle zu Ehren des 1253 kanonisierten Dominikanerheiligen Petrus Martyr. Am 30. Mai 1271 gab Bischof Eberhard von Konstanz allen Augustinerinnen-Konventen seiner Diözese das Privileg, Schwestern zur feierlichen Profess zulassen zu dürfen. Außerdem erweiterte er die Befugnisse der dominikanischen Beichtväter und bestätigte, dass die Verfügungen der Dominikaner über die Einsetzung und Absetzung der Priorinnen rechtens seien. 1318 bestätigte Bischof Gerhard von Konstanz der Sammlung die Augustinerregel und unterstellte sie der Aufsicht des Konstanzer Dominikanerklosters. Sie wird am 9. Mai 1418 in einer Papstbulle von Martin V. als ein "Kloster unter dominikanischer Leitung" bezeichnet. Nach dieser Bulle befolgte das Kloster mittlerweile die Konstitutionen für Dominikanerinnen, ohne dem Orden inkorporiert zu sein. So hatte sich St. Peter im Verlauf des 14. und 15. Jh. zu einem materiell gut ausgestatteten Frauenkloster für Töchter des vermögenden Bürgertums entwickelt. 1501 beschloss Bischof Hugo von Hohenlandenberg, St. Peter im Sinne der dominikanischen Observanzbewegung zu reformieren. Diese Reform scheiterte am Widerstand der Schwestern gegen die Einführung der strengen Klausur. In der Reformationszeit entzog die Stadt Konstanz 1526 den Dominikanern das Seelsorgerecht über St. Peter und unterstellte das Kloster der städtischen Verwaltung. Das Klosterleben kam für die nächsten Jahrzehnte vollständig zum Erliegen. Nach der erfolgreichen Besetzung und Rekatholisierung von Konstanz durch das Haus Österreich schlug Erzherzog Ferdinand 1567 vor, in St. Peter ein Jesuitenkloster einzurichten. Die Stadt wollte jedoch auf das Frauenkloster nicht verzichten und verwies auf die zahlreichen Stiftungen, die Konstanzer Bürger dort in der Vergangenheit getätigt hätten. 1574 wagte man einen Neuanfang mit einer kleinen Gruppe von Konstanzerinnen, die zuvor im Kloster St. Agnes in Freiburg auf ihre Aufgabe vorbereitet wurde. Im 17./18. Jh. erfreute sich St. Peter wieder einer wachsenden Beliebtheit als Versorgungsstätte für Töchter wohlhabender Familien. Die Zinsbücher aus jener Zeit verzeichnen Einkünfte aus 67 Ortschaften. Das Klostergebäude bot Platz für 22 Nonnen, deren Eintrittsummen jeweils genau vermerkt sind. Mit der Gründung der süddeutschen ("sächsischen") Ordensprovinz im Jahre 1709 sind auch wieder Beichtväter aus dem Dominikanerkloster Konstanz bezeugt. Auch für St. Peter an der Fahr hatten die im Jahre 1782 verfügten Maßnahmen der josephinischen Klosterpolitik einschneidende Veränderungen zur Folge. Die Schwestern wurden dazu aufgefordert, sich in der Krankenpflege nützlich zu machen und ihr Klostergebäude als Arbeitshaus für arme Leute zur Verfügung zu stellen. Als sie sich dagegen wehrten, wurde von der vorderösterreichischen Regierung in Freiburg i. Br. bestimmt, sie sollten sich mit dem Dominikanerinnenkloster Zoffingen zusammenschließen und ihr Klostergebäude den Dominikanern übergeben. Das Zusammenleben mit dem ärmeren Zoffinger Konvent gestaltete sich jedoch als so schwierig, dass dem Begehren der Nonnen, das Kloster Zoffingen verlassen zu dürfen und mit Pensionen aus dem Religionsfonds abgefunden zu werden, schließlich stattgegeben werden musste. Am 20. November 1789 wurde das Kloster St. Peter von Zoffingen getrennt und endgültig aufgehoben. Das ehemalige Klostergeviert von St. Peter wurde um 1820 abgebrochen, die Klosterkirche im 19. Jh. umgewandelt in ein Gebäude der Schule Zoffingen.
Autor: MARTINA WEHRLI-JOHNS
Objekttyp: Kloster
Ordensregel:
  • Schwesternsammlung 1257-1418
  • Dominikaner-Terziarinnen ? 1418-1789
Sonstiges: Bistum: Konstanz, ab 1821 Freiburg
Weiter im Partnersystem: http://www.kloester-bw.de/?nr=150

Adresse Klostergasse 04, Konstanz

Literatur:
  • Helvetia Sacra Bd. IX/2: Die Beginen und Begarden in der Schweiz. Red. v. C. Sommer-Ramer. Basel/Frankfurt am Main 1995. 404-406, 409-416.Die Kunstdenkmäler des Kreises Konstanz. Beschreibende Statistik. Bearb. v. F. X. Kraus (Die Kunstdenkmäler des Großherzogthums Baden Bd. I). Freiburg i. B. 1887. 228.K. BEYELER u. a. (Hg.): Konstanzer Häuserbuch. Bd. 2. Heidelberg 1908, 354f.M. WEBER: Zur Geschichte von St. Peter in Konstanz. In: Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung, 1 (1869) ff. 54 (1926) 204-242.H. SCHMID: Die Säkularisation der Klöster in Konstanz und Umgebung 1782-1832. In: Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung, 1 (1869) ff. 96 (1978) 69-124.A. WILTS: Beginen im Bodensee-Raum (Bodensee-Bibliothek 37). Sigmaringen 1994, 360-361.
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