Franziskanerinnenkloster St. Maria de Victoria Biberach 

Ortsbezüge:
Baujahr/Gründung: 1365 [1365]
Zerstörung/Aufhebung: 1807 [1807]
Beschreibung: Das Franziskanerinnenkloster, das sich seit dem 30-jährigen Krieg als St. Maria de Victoria bezeichnet, wurde 1365 durch die Stiftung der Witwe des Conz Schnell als Klause für fünf Schwestern begründet. Spätestens 1406 nahmen die Schwestern die franziskanische Drittordensregel an. 1477 zählte der Konvent acht Schwestern, im 16. Jh. zehn bis zwölf. In der Reformationszeit nach Buchau vertrieben, holte der Rat die Franziskanerinnen 1546 in die Stadt zurück. Die 1710 gestiftete Kaplanei wurde 1775 in eine Präzeptoratskaplanei umgewandelt. Die Schwestern "seind zu allen kranken, sterbenden Menschen gangen, wer ihr begehrt hat. Denen, so haben wollen sterben, bittet und zuegesprochen". So berichtet die Chronik des Joachim von Pflummern (+ 1554). Ihren Lebensunterhalt bestritten sie durch Webarbeiten, aus ihrem steuerbefreiten Wachshandel, aus Spenden, Vermächtnissen und den Aussteuern der Novizinnen. Der Deutsche Orden, an den das Kloster 1803 gefallen war, ließ es - wie zunächst auch Württemberg - weiter bestehen; die Inventarisation am 2. Oktober 1806 ergab ein Vermögen von rd. 83.000 Gulden Da das Gebäude als Kaserne benötigt wurde, hob König Friedrich I. am 17. November 1807 das Kloster auf; den 14 Schwestern wurde erlaubt, ihre Pension in Biberacher Privatwohnungen zu verzehren. Die letzte Biberacher Franziskanerin Maria Aloysia Stribel, die am 9. Dezember 1858 starb, hatte noch die Rückkehr ihres Ordens erleben können: am 4. Januar 1856 waren drei Schwestern der heutigen Reutener Kongregation zur Krankenpflege nach Biberach gekommen. Mit der Stiftung des Klause war 1365 eine sonderbare Behausung verbunden. 1467 kauften die Schwestern ein neues Haus, 1486 ein angrenzendes. Das Schwesternhaus besaß nach Joachim von Pflummern eine eigene Kapelle ohne geweihten Altar. Am Ende des 17. Jh. bauten die Schwestern dann ein neues Kloster; am 27. Juni 1697 war die Grundsteinlegung, am 2. Juli 1699 konnte in der neuen Kirche die erste Messe gelesen werden. 1704 erhielt sie einen Hochaltar, 1710 zwei Seitenaltäre. Durch den Aufkauf angrenzender Gebäude entstand ein großer Konventgarten. Nach der Aufhebung fand das Kloster zunächst als Kaserne, später als Oberforstamt und Postamt Verwendung; 1819 kaufte es die Thurn und Taxis’sche Postverwaltung. Seit 1851 dient es als Amtsgericht. Die Kirche, die zunächst noch als Kasernen-Kirche in Gebrauch war, verkaufte der Staat gegen die Vorstellung des Kath. Magistrats auf Abbruch; am 16. November 1811 wurde das Gebäude samt Inventar versteigert und im Frühjahr 1812 abgebrochen.
Autor: KURT DIEMER
Objekttyp: Kloster
Ordensregel:
  • Schwesternsammlung 1365-1406
  • Franziskaner-Terziarinnen 1406-1807
Sonstiges: Bistum: Konstanz, ab 1821 Rottenburg-Stuttgart,
fiel an: Deutscher Orden (1803), Württemberg (1810)
Weiter im Partnersystem: http://www.kloester-bw.de/?nr=160

Adresse Alter Postplatz 04, 88400 Biberach

Literatur:
  • M. Erzberger: Die Säkularisation in Württemberg von 1802 bis 1810. Ihr Verlauf und ihre Nachwirkungen. Stuttgart 1902, ND Aalen 1974. 317.W. Zimmermann / N. Priesching (Hg.): Württembergisches Klosterbuch. Klöster, Stifte und Ordensgemeinschaften von den Anfängen bis in die Gegenwart. Stuttgart 2003. 191f. (K. DIEMER).Der Landkreis Biberach. Hg. v. der Landesarchivdirektion Baden-Württemberg in Verbindung mit dem Landkreis Biberach (Kreisbeschreibungen des Landes Baden-Württemberg). 2 Bde. Sigmaringen 1987/90. I, 690f.Die Kunst- und Altertumsdenkmale im Königreich Württemberg. Inventar Donaukreis, Oberamt Biberach. Bearb. v. J. Baum u. B. Pfeiffer. Hg. v. E. von Paulus u. E. Gradmann. Esslingen a. N. 1909. 38, 65f.K. DIEMER: Zur Geschichte des Biberacher Franziskanerinnenklosters St. Maria de Victoria. In: Heimatkundliche Blätter für den Kreis Biberach 25 (2002) Heft 1.
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