Zisterzienserabtei Bronnbach 

Ortsbezüge:
Baujahr/Gründung: 1153 [vor 1153]
Zerstörung/Aufhebung: 1803 [1803]
Beschreibung: Eine Klosterniederlassung im Taubertal tritt zum ersten Mal mit der Aufnahme in den apostolischen Schutz und der Bestätigung von Besitzungen und Zehntfreiheiten durch Papst Eugen III. in einer Urkunde vom 11. Januar 1153 in Erscheinung. Sie war wenige Jahre zuvor durch Niederadlige aus der Region gegründet worden. Die wohl durch familiäre Beziehungen miteinander verbundenen Billung von Lindenfels, Beringer von Gamburg, Sigebot von Zimmern und Erlebold von Krensheim stifteten dem Zisterzienserorden Güter im Grenzgebiet zwischen dem Hochstift Würzburg und dem Erzbistum Mainz. Die ersten Besitzungen des neuen Klosters lagen zunächst auf der Höhe über dem Taubertal, 1157 gelang es die Niederlassung ins Tal zu verlegen. Erzbischof Arnold von Mainz, der großes Interesse an der neuen Klostergründung zeigte und hier wohl seine Grablege plante, hatte der Ordensniederlassung den im Tal gelegenen Weiler "Brunnenbach" geschenkt. Am 16. Mai 1157 wurde der Grundstein der Klosterkirche gelegt. Unterstellt wurde das Kloster der Mutterabtei Maulbronn, die aber, bedingt durch ihre eigene räumliche Verlagerung wenige Jahre zuvor, nicht in der Lage war, einen Gründungskonvent zu entsenden. Unter Wahrung der Maulbronner Rechte wurde daher Abt Reinhard von Waldsassen (Oberpfalz) mit dem Aufbau der Ordensniederlassung beauftragt. Diese Regelung barg jedoch Konfliktpotential, weswegen Abt Reinhard um 1167 zur Abdankung veranlasst und mit Wigand ein Maulbronner Mönch als neuer Abt eingesetzt wurde. In den ersten Jahrzehnten seines Bestehens wurde das Kloster mit zahlreichen Schenkungen und Privilegien bedacht, neben dem Adel der Umgebung und der Würzburger Hochstiftsministerialität förderten auch die Grafen von Wertheim Bronnbach. Eine gezielte Erwerbspolitik ermöglichte eine Konzentration der Güter um Bronnbach und Würzburg. Der zisterziensischen Wirtschaftsform entsprechend wurden in der näheren Umgebung mehrere Grangien angelegt, u. a. der Schafhof am Ort der ersten Niederlassung, Hof Wagenbuch, Ernsthof und Dürrhof. Von den ab 1170 belegten und später teilweise wieder aufgegebenen Stadthöfen in Würzburg, Wertheim, Miltenberg, Aschaffenburg und Frankfurt erlangte der Würzburger Hof als Verwaltungszentrum für diesen Bereich die größte Bedeutung. Wirtschaftliche und religiös-kulturelle Hochphasen wechselten sich in den darauffolgenden Jahrhunderten immer wieder ab mit Zeiten des Niedergangs bis hin zur zeitweiligen Auflösung des Konvents. Der Konvent bestand aus etwa 30-40 Mönchen, wozu bis zum Übergang zur Pachtwirtschaft etwa die doppelte bis dreifache Anzahl an Konversen hinzukam. Zahlreiche kaiserliche und königliche Privilegien bezeugen den Schutz des Reiches über das Kloster, den mit dem Schirm beauftragten Grafen von Wertheim gelang es jedoch, das Kloster in ihren Herrschaftsbereich mit einzubeziehen. Seit der Reformation gab diese Konstellation jedoch mehrfach Anlass zu Streitigkeiten. Während Kloster Bronnbach nach dem Reformierungsversuch unter seinem Abt Clemens Leusser in den Jahren 1552/55 mit Unterstützung des Hochstifts Würzburg bis 1572 wieder zum katholischen Glauben zurückkehrte, hielt das evangelische Glaubensbekenntnis in der Grafschaft Wertheim ab 1524 dauerhaft Einzug. 1537 zunächst vorläufig, 1573 dann entgültig wechselte die Paternität Bronnbachs vom säkularisierten, nun unter württembergischer Hoheit stehenden Maulbronn zur fränkischen Zisterze Ebrach. Die Beziehungen zu den im 16. Jh. aufgehobenen Zisterzienserinnenklöstern Frauental bei Creglingen und Seligental bei Osterburken, für die der Bronnbacher Abt als Weiserabt fungiert hatte, rissen ab. Die Gründung eines Filialklosters war Bronnbach selbst nie gelungen. Nachdem Bronnbach bereits im Bauernkrieg Plünderungen und bauliche Zerstörungen erleiden musste, wurden das Kloster und seine Höfe auch im 30-jährigen Krieg in Mitleidenschaft gezogen. Die Grafen von Wertheim besetzten 1631-1634 das Kloster und zerstörten einen Großteil der Innenausstattung, darunter auch die Klosterbibliothek. Ihre akademische Bildung hatten die Bronnbacher Konventualen zunächst an den zisterziensischen Kollegien in Paris, dann auch in Würzburg, Heidelberg und Wien erhalten. Nach Gründung der Universität Würzburg nutzte man im 17. und 18. Jh. diese nahe gelegene Bildungseinrichtung. Dieser Zeit entstammen auch die meisten der heute noch erhaltenen literarischen Werke aus der Feder Bronnbacher Mönche - Dissertationen, religiöse und historische Schriften, Gelegenheitsdichtungen. In den Jahrzehnten nach dem Westfälischen Frieden konnten zwei wichtige Punkte für Bronnbach geregelt werden. 1656 einigten sich das Hochstift Würzburg und das Erzstift Mainz darauf, das Klostergebiet als "territorium nullius", als unabhängiges Gebiet zu betrachten. Trotzdem blieb der starke Einfluss Würzburgs bestehen. Mit der Grafschaft Wertheim konnte der bereits seit Jahrzehnten schwebende Streit um die Ortsherrschaft in verschiedenen Dörfern beigelegt werden. Bronnbach verzichtete 1673 auf die ihm gerichtlich zugestandene Herrschaft in Nassig, dafür wurden ihm die Orte Dörlesberg und Reicholzheim als Territorium mit eigener Herrschaftsgewalt zugesichert. Diese zwei Orte bildeten zusammen mit den Klosterhöfen die bis zur Säkularisation bestehende Bronnbacher Klosterherrschaft, die 1765 noch um den Hinteren Messhof und Rütschdorf erweitert werden konnte. Die nachfolgenden Jahrzehnte brachten sowohl in wirtschaftlicher wie auch in kultureller Hinsicht eine neue Blüte. Die Klosteranlage erfuhr eine Vielzahl baulicher Veränderungen und auch auf den Klosterhöfen ließen die Äbte neue Wohn- und Wirtschaftsgebäude errichten. Noch heute vermittelt Bronnbach den Eindruck einer in sich geschlossenen Klosteranlage. Die ältesten Gebäudeteile finden sich um den Kreuzgang - die 1222 der Jungfrau Maria geweihte Kirche, der Kapitelsaal, die als Küche, Speisesaal und Keller genutzten Erdgeschossräume des ehemaligen Laienbrüdertrakts. Das Brunnenhaus mit darüber befindlicher Bibliothek wurde 1411 gebaut. Eine steinerne Brücke über die Tauber verbindet seit 1408 das Kloster mit der auf dem Höhenzug verlaufenden Fernverkehrsstraße Tauberbischofsheim-Miltenberg. Unter Abt Franz Wundert, der 1673/74 den Konventbau mit Dormitorium größtenteils neu errichten ließ, begann die barocke Umgestaltung des Klosters. Sein Amtsnachfolger Joseph Hartmann errichtete 1705 ein neues Konvents- bzw. Hospitalgebäude, baute 1722-1725 das Refektorium um und ließ dort einen repräsentativen Empfangssaal einrichten. Der funktionslose Konversentrakt war bereits um 1600 zur Wohnung des Abts umgewidmet worden und erhielt im 18. Jh. eine kunstvolle Stuckausstattung. Als Abschluss des Abteigartens wurde unter Abt Ambrosius Balbus 1775 eine Orangerie errichtet, deren Schwanenhals das größte Außenfresko nördlich der Alpen trägt. Dem Geschmack der Zeit angepasst wurde auch die Innenausstattung der Kirche. Hier wie bei allen anderen Baumaßnahmen griff man meist auf im Umfeld der Würzburger Residenz tätige Künstler und Baumeister zurück, ohne dabei die erste Garde der Künstler engagieren zu können. Das Kloster Bronnbach wurde im Zuge der Säkularisation 1803 aufgelöst, der Besitz fiel an das Fürstenhaus Löwenstein-Wertheim-Rosenberg. Die Mönche des aufgelösten Klosters übernahmen Pfarrstellen in den Klosterdörfern oder siedelten in andere Klöster über. Ein Teil des zuletzt 36 Mönche und vier Laienbrüder umfassenden Konvents verbrachte seinen Lebensabend in Bronnbach, der resignierte Abt Heinrich Göbhardt kehrte in seine Geburtsstadt Bamberg zurück. Die Klosteranlage diente dem Fürstenhaus bis zu ihrem Verkauf an den Main-Tauber-Kreis im Jahr 1986 als Verwaltungssitz, Wirtschaftsstandort und Residenz. Im 20. Jh. siedelten sich auch wieder Patres verschiedener Orden an, der derzeit bestehende kleine Konvent der Missionare von der Heiligen Familie betreut die Klosterkirche und einige umliegende Pfarreien. Mit Eröffnung des Archivverbunds Main-Tauber 1992 kehrte auch die archivalische Überlieferung des Klosters nach Bronnbach zurück.
Autor: CLAUDIA WIELAND
Objekttyp: Kloster
Ordensregel:
  • Zisterzienser vor 1153-1803
Sonstiges: Bistum: Würzburg, ab 1821 Freiburg,
fiel an: Löwenstein-Wertheim-Rosenberg (1803)
Weiter im Partnersystem: http://www.kloester-bw.de/?nr=188

Adresse Bronnbach 19, Wertheim
Homepage: http://www.kloster-bronnbach.de

Literatur:
  • Die Kunstdenkmäler des Amtsbezirks Wertheim (Kreis Mosbach). Bearb. v. A. von Oechelhäuser (Die Kunstdenkmäler des Großherzogthums Baden Bd. IV/1). Freiburg i. B. 1896. 6-89.G. MÜLLER: Chronik des Klosters Bronnbach. In: Cistercienser Chronik 7 (1895) 1-9, 33-44, 65-77, 97-108, 129-141, 161-169, 193-203, 232-243, 266-279, 297-307, 334-343, 360-365.B. REUTER: Baugeschichte der Abtei Bronnbach. Mit einer geschichtlichen Einführung von A. FRIESE (Mainfränkische Hefte 30). Würzburg 1958.L. SCHERG: Die Zisterzienserabtei Bronnbach im Mittelalter (- ca. 1360) (Mainfränkische Studien 14). Würzburg 1976.H. EHMER: Das Kloster Bronnbach im Zeitalter der Reformation. In: Württembergisch Franken (1988) 21-42.P. MÜLLER (Hg.): Kloster Bronnbach 1153-1803. 650 Jahre Zisterzienser im Taubertal. Wertheim 2003.D. SCHMITT-VOLLMER: Bronnbach: ein Grablegeprojekt im 12. Jahrhundert. Zur Baugeschichte der Zisterzienserkirche. Stuttgart 2007.
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