Franziskanerkloster Heidelberg 

Ortsbezüge:
Baujahr/Gründung: 1250 [um 1250]
Zerstörung/Aufhebung: 1802 [1802/08]
Beschreibung: Das genaue Datum der Gründung des Heidelberger Franziskanerkonvents lässt sich aus den Quellen nicht mit Sicherheit bestimmen. Der Vorgang muss aber in der Mitte des 13. Jhs. vollzogen worden sein. Anfänglich befanden sich die Gebäude noch außerhalb der Stadt, im Westen, an der Straße in Richtung Speyer. Im Zuge von militärischen Auseinandersetzungen wurde das Kloster nach 1314 zerstört. 1320 erhielten die Brüder vom Papst die Erlaubnis, das Kloster abzutragen und innerhalb der Stadtmauern wieder errichten zu dürfen. Den neuen Baugrund, auf dem heutigen Karlsplatz, stellte die Pfalzgräfin Mechthild von Nassau (+ 1323); den Grundstein zum Chor soll ihr Sohn Ruprecht I. (+ 1390) gelegt haben. 1331 konnte der neue Konvent der Straßburger Ordensprovinz schließlich bezogen werden. Elisabeth von Namur (+ 1382) ließ das Kloster mit der Unterstützung ihres kurfürstlichen Gatten Ruprecht I. in den 1370er Jahren vergrößern. Dabei wurden auch Veränderungen an der Kirche - die der Jungfrau Maria geweiht war - vorgenommen, der Chor gewölbt. Im Chor ließ sich Elisabeth auch beisetzen. Sie blieb allerdings nicht die einzige kurfürstliche Bestattung. 1476 fand in der Kirche Friedrich der Siegreiche seine letzte Ruhestätte, in einer eigens dafür aufgeführten Kapelle. Während dieser Zeit entwickelte sich das Heidelberger Franziskanerkloster zur beliebtesten Grablege für adelige Mitglieder des Heidelberger Hofs innerhalb der Stadt. Weniger zum Hof zu rechnen ist der Humanist Rudolf Agricola, der hier 1485 begraben wurde. In den 1420er Jahren hielt, auf kurfürstliche Initiative hin, die Observanz Einzug. Der in der Folge gepflegte strenge Geist wirkte bald als Vorbild für weitere Observanzbestrebungen und konnte mehrere Klöster für die neue Ausrichtung gewinnen. Für die bayerische und vielleicht auch für die sächsische Observantenprovinz stellte der Heidelberger Konvent den Ausgangspunkt dar. Gelehrte, wie Sebastian Münster (+ 1552), wirkten hier. 1517 kam das Kloster an die Kustodie Schwaben. Es sollte allerdings nicht mehr lange dauern, ehe die Reformation in der Kurpfalz die Mitglieder des Konvents, die in der Regel bürgerlicher Herkunft waren, schwinden ließ. 1556 wurde das Kloster schließlich aufgehoben. Ab 1565 beherbergte es die bereits zuvor gegründete Lateinschule, das Pädagogium; die Klosterkirche wurde zur Pfarrkirche. Mit der Besetzung Heidelbergs durch bayerische Truppen 1622 während des 30-jährigen Kriegs konnten die Franziskaner ihren Konvent wieder in Besitz nehmen. Der Kölnischen Ordensprovinz 1625 eingegliedert, erfuhr das Kloster einen ambitionierten Neuanfang. Der Anmarsch der Schweden jedoch brachte das Leben im Kloster von 1633 bis 1635 zum Erliegen. Nach dem Westfälischen Frieden mussten die Brüder 1649 erneut ausziehen. Durch den Konfessionswechsel der pfälzischen Kurfürsten konnten die Franziskaner 1693 nach Heidelberg zurückkehren. Bis ein klösterliches Leben nach den Zerstörungen des Orléansschen Kriegs wieder möglich war, dauerte es allerdings bis 1698, die neue Kirche war nicht vor 1713 vollendet. Auf ihrer Südseite wurde eine Lorettokapelle errichtet. Verschiedene Bruderschaften kennen wir für das 18. Jh.: Die Gürtelbruderschaft oder Fünf-Wunden-Bruderschaft, wie sie später hieß, sowie die Bruderschaft von der Unbefleckten Empfängnis und die Antoniusbruderschaft. Mit der Säkularisation wurde das Kloster 1802 aufgehoben und danach abgebrochen, um genug Raum für den von den Bürgern gewünschten Karlsplatz zu gewinnen.
Autor: THORSTEN HUTHWELKER
Objekttyp: Kloster
Ordensregel:
  • Franziskaner um 1250-1560
  • Franziskaner 1685/98-1802/08
Sonstiges: Bistum: Worms, ab 1821 Freiburg,
fiel an: Bayern (1802), Baden (1803)
Weiter im Partnersystem: http://www.kloester-bw.de/?nr=282

Adresse Hauptstraße 220, Heidelberg

Literatur:
  • Die Kunstdenkmäler des Amtsbezirks Heidelberg (Kreis Heidelberg). Bearb. v. A. von Oechelhäuser. (Die Kunstdenkmäler des Großherzogthums Baden Bd. VIII/2). Tübingen 1913., 116.P. SCHLAGER: Franziskaner aus der Kölnischen Provinz in Heidelberg, in: Annalen des historischen Vereins für den Niederrhein 115 (1929) 310-329.L. WADDING: Annales Minorum seu Trium Ordinum a S. Francisco Institutorum. Bd. 6 (1301-1322). Hg. von J. M. FONSECA. Quaracchi 1932, 393-396.T. HUTHWELKER: Das Heidelberger Franziskanerkloster als Grablege der Pfalzgrafen bei Rhein und ihres Hofes. In: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins und seiner Umgebung, 1 (1850) - 39 (1885). NF 1 (1886) ff. 159 (2012), 165-182.
Suche
Durchschnitt (0 Stimmen)