Augustiner-Chorfrauenstift Heidelberg 

Ortsbezüge:
Baujahr/Gründung: 1700 [um 1700]
Zerstörung/Aufhebung: 1802 [1802]
Beschreibung: Kurfürst Johann Wilhelm übernahm 1685 die Regierung in der Kurpfalz. Er wollte in dem konfessionell gemischten Land seinen Untertanen die Möglichkeit katholisch geprägter Jugenderziehung geben. Von Baron Franz von Sickingen, der das Klosters der Congrégation Notre-Dame in Mainz kannte, hörte er von der Effektivität der modernen Lehrmethoden dieser Ordensfrauen und wünschte eine Gründung dieses Ordens in seiner Hauptstadt. Anfang des Jahres 1688 gingen drei Ordensfrauen nach Heidelberg. Wegen des Krieges mit Frankreich mussten sie schon im September 1688 die Stadt wieder verlassen. Doch schreibt die Mainzer Klosterchronik: "Im Jahre 1700, also 15 Jahre nach der Zerstörung Heidelbergs, wollten wir dort die Niederlassung wieder anfangen; in dieser Absicht vereinigten wir uns mit unseren Nonnen von Luxemburg". Da man bezüglich der Finanzierung der Gründung zu keiner Einigung kam, wandte sich der Kurfürst an den Bürgermeister von Köln, Gerwin von Beywegh, dessen Schwester dem Bonner Kloster dieses Ordens angehörte, und erreichte, dass sie mit einer Mitschwester nach Heidelberg kam. So waren es zwei Ordensfrauen aus jedem der drei Häuser. 1706 erhielten sie vom Kurfürsten ein zur Eröffnung eines Pensionates geeignetes Haus "Auf dem Graben" zwischen der heutigen Grabengasse und der Sandgasse (ehemaliger Seckendorfer Hof) sowie drei angrenzende Weingärten in der Plöck. Bald traten Postulantinnen ein. In Heidelberg nannte man die Augustiner Chorfrauen der Congrégation Notre-Dame "Schwarze Nonnen" im Unterschied zu den Dominikanerinnen, die nach ihrem weißen Ordenskleid als "Weiße Nonnen" bezeichnet wurden. Die Volksschule kostete kein Schulgeld, wie die Ordensregel es verlangte. Im Pensionat, identisch mit der höheren Schule, bezahlten die Schülerinnen Kostgeld. Die Finanzierung blieb strittig. Weitgehend erfolgte sie aus den Mitgiften der Schwestern. Ende des 18. Jahrhunderts geriet das Kloster in immer größere Not. Bedingt durch die Revolutionskriege fehlten Neueintritte. Erst seit 1792 trug die Stadt 50 Gulden jährlich zum Unterhalt des Schulgebäudes bei. Die geistliche Administration des Kurfürstentums sollte, seit spätestens 1799, dem Kloster jährlich 475 Gulden auszahlen, dazu Wein im Wert von 120 Gulden. Die Zahlung erfolgte jedoch in kleinen Raten und unvollständig. Daher konnten die Schwestern die Kosten für den laufenden Bedarf nicht mehr aufbringen. Die Schule, die auch einige protestantische Schülerinnen besuchten, erfreute sich zunehmend großer Beliebtheit. 1710 erbauten die Schwestern, unterstützt von der Kurfürstin Anna Maria Luise, ein neues Schulhaus. Um 1750 lebten im Heidelberger Augustinerinnenkloster 20 Chorfrauen (sie erteilten den Unterricht, betreuten das Pensionat und beteten das lateinische Stundengebet) sowie vier bis sechs Laienschwestern (diese versahen primär die Hausarbeit und hatten statt des lateinischen Stundengebetes andere Gebetsverpflichtungen). Bei der Schließung 1802 waren es noch fünf Ordensfrauen. Sie wurden mit einer Pension von 150 Gulden jährlich in den Zwangsruhestand versetzt, der Besitz des Klosters verstaatlicht. Über 200 Schülerinnen besuchten die Klosterschule, das war nahezu die Hälfte der schulpflichtigen Mädchen der Stadt (Schulpflicht vom 6. bis zum 11./12. Lebensjahr). In dem Gebäude entstand eine weltliche "Industrie- und Lehrschule". 1901 riss man die Kloster- und Schulgebäude ab und errichtete auf diesem Gelände die Universitätsbibliothek (1902). Das ehemalige Klosterportal an der Grabengasse befindet sich heute im Innenhof des Kurpfälzischen Museums.
Autor: M. DOROTHEA KULD CSA
Objekttyp: Kloster
Ordensregel:
  • Augustiner-Chorfrauen, Congrégation Notre Dame um 1700-1802
Sonstiges: Bistum: Worms, ab 1821 Freiburg,
fiel an: Bayern (1802), Baden (1803)
Weiter im Partnersystem: http://www.kloester-bw.de/?nr=286

Adresse Plöck 109, Heidelberg

Literatur:
  • H. SCHMID: Die Säkularisation der Klöster in Baden 1802-1811. Überlingen 1980. Die Congrégation de Notre Dame. In: P. NELLEN (Hg.): Die Vergangenheit ist die Schwester der Zukunft. Heidelberg 1996, 114-122.L. MÖLLER: Höhere Mädchenschulen in der Kurpfalz und im fränkischen Raum im 18. Jahrhundert. Frankfurt 2001.
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