Benediktinerpriorat (Kloster-) Reichenbach 

Ortsbezüge:
Baujahr/Gründung: 1082 [1082]
Zerstörung/Aufhebung: 1603 [1603]
Beschreibung: Es war im Mai des Jahres 1082, als nach der im Reichenbacher Schenkungsbuch überlieferten Gründungslegende drei Mönche und fünf Laienbrüder aus dem Kloster Hirsau im Murgtal an der Mündung des Reichenbachs eintrafen, um dort den Wald zu roden und mit dem Bau eines Klosters zu beginnen. Der Platz für die Neugründung war Hirsau von einem Mann namens Bern mit der Auflage geschenkt, dort ein Kloster zu errichten. Hirsau erlebte zu dieser Zeit einen großen Zulauf und Reichenbach war nur die erste von zahlreichen Tochtergründungen. Reichenbachs Besitzschwerpunkt, der sich vor allem auf Stiftungen gründete, die ursprünglich an Hirsau gegangen waren, lag zu beiden Seiten der Murg, am oberen Neckar und um die obere Nagold, daneben gab es noch Streubesitz im Rheintal und am unteren Neckar. Bereits im Jahr 1085 war der Bau der Klosterkirche so weit fortgeschritten, dass sie von Bischof Gebhard von Konstanz zu Ehren des hl. Gregor geweiht werden konnte. Der Name "Gregorszell" konnte sich jedoch in der Folgezeit nicht durchsetzen. In ihrem Grundriss erinnert die Kirche stark an St. Aurelius in Hirsau. Neben dem Kirchen- und Konventsbau entstanden das Krankenhaus, ein Novizenhaus, eine Mühle, der Viehhof und die Herberge. Im 16. Jh. wurden die letzten großen Baumaßnahmen zum Erhalt der Anlage durchgeführt. Zeit seines Bestehens blieb Reichenbach ein Priorat von Hirsau und konnte sich nicht aus der Abhängigkeit von seinem Mutterkloster befreien. Zudem geriet es immer wieder in die territorialen Auseinandersetzungen zwischen den Markgrafen von Baden und Grafen von Eberstein einerseits, welche die Vogteirechte über Reichenbach besaßen, und den Württembergern andererseits, die die Vogtei des Mutterklosters Hirsau innehatten. Die Polarisierung verstärkte sich noch, nachdem Hirsau 1535 von Württemberg reformiert worden war. 1595 besetzte Herzog Friedrich von Württemberg das Priorat, ließ das Kloster 1603 reformieren und einen protestantischen Pfarrer einsetzen. In den württembergischen Verwaltungsaufbau war Reichenbach nun als Klosteramt integriert und unterstand einem Klosterschaffner. Die bürgerlichen Einwohner von Reichenbach konnten nun den ehemaligen Eigenbesitz des Klosters, die Mühle und die Höfe, erwerben. Während des 30-jährigen Krieges wurde das Kloster 1629 rekatholisiert und mit Mönchen aus Wiblingen besetzt, die jedoch 1649 nach dem Westfälischen Frieden wieder abziehen mussten. Für die Bevölkerung bedeutete dies einen mehrmaligen Konfessionswechsel. Im 19. Jh. wurde die romanische Klosterkirche, deren Türme in der Zwischenzeit wegen Baufälligkeit abgetragen worden waren, wieder entdeckt. Ab 1894 wurden tiefgreifende Erneuerungsarbeiten nach den damaligen Vorstellungen über romanische Baukunst durchgeführt. Die Renovierungsarbeiten der Jahre 1964-1968, bei denen neue Erkenntnisse über das ursprüngliche Aussehen der Kirche umgesetzt wurden, versuchten hingegen, der Anlage wieder den Charakter einer "Mönchskirche" zu geben.
Autor: REGINA KEYLER
Objekttyp: Kloster
Ordensregel:
  • Benediktiner 1082-1603
  • Benediktiner 1629-1649
Sonstiges: Bistum: Konstanz, ab 1821 Rottenburg-Stuttgart
Weiter im Partnersystem: http://www.kloester-bw.de/?nr=314

Adresse Murgtalstraße 164, Baiersbronn

Literatur:
  • W. Zimmermann / N. Priesching (Hg.): Württembergisches Klosterbuch. Klöster, Stifte und Ordensgemeinschaften von den Anfängen bis in die Gegenwart. Stuttgart 2003. 392f. (R. KEYLER).Germania Benedictina, Bd. V: Die Benediktinerklöster in Baden-Württemberg. Bearb. v. F. Quarthal. Augsburg 1975. V, 336-342 (K. SCHREINER).Die Kunst- und Altertumsdenkmale im Königreich Württemberg. Inventar Schwarzwaldkreis. Bearb. v. E. von Paulus. Stuttgart 1897. OA Freudenstadt, 99-102.Klosterreichenbach 1082-1982. Baiersbronn 1982.S. LORENZ: Klosterreichenbach. Vogtei und Klosterweitreiche. In: S. LORENZ / A. KUHN (Hg.): Baiersbronn. Vom Königsforst zum Luftkurort. Stuttgart 1992, 105-144.
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