Wilhelmitenkloster Freiburg 

Ortsbezüge:
Baujahr/Gründung: 1262 [1262]
Zerstörung/Aufhebung: 1682 [1682 nach Oberried]
Beschreibung: Die Geschichte des Freiburger Wilhelmitenklosters ist zugleich die Geschichte des Klosters Oberried. 1252 übernahmen vier Konventualen aus dem pfälzischen Kloster Marienpforte im abgeschiedenen Oberried ein Kloster, genannt Marienkron ("Corona Mariae"). Bereits zehn Jahre später 1262 zogen die Mönche von dort nach Freiburg und ließen sich in der so genannten Schneckenvorstadt nieder, die sich südlich an die Kernstadt anschloss. Auslöser dürfte der 1256 von der Kurie verfügte Anschluss der Wilhelmiten an den Orden der Augustiner-Eremiten gewesen sein, unter dessen Dach die zahlreichen Eremitengemeinschaften zu einem wirkungsvollen Instrument der Seelsorge im Stil der Bettelorden vereinigt werden sollten. Da die Oberrieder ihrer Inkorporation zugestimmt hatten, war die Aufgabe ihrer abgelegenen Einsiedelei und die Gründung der Freiburger Niederlassung, genannt Marienzell ("Cella Mariae"), die konsequente Folge. Den Wilhemiten, deren Klosterkirche 1266 bereits geweiht war, oblag die Durchführung der Seelsorge in der Schneckenvorstadt. 1303 wurde ihnen erlaubt, in der gesamten Diözese Konstanz zu predigen und Beichte zu hören. Die Verbindung mit den Augustiner-Eremiten gab das Kloster allerdings schon bald wieder auf. Einige Freiburger Mönche, die von der Welt abgeschieden leben wollten, kehrten daraufhin in die alte Niederlassung Marienkron in Oberried zurück. Beide Gemeinschaften bildeten aber künftig nur einen Konvent, obwohl jeder ein eigener Prior vorstand. Während die Oberrieder "im Wald" dank der Unterstützung von Patrizierfamilien und umwohnendem Adel eine ansehnliche Grundherrschaft mit reichlich Waldbesitz aufbauen konnten, war die Freiburger Niederlassung überwiegend auf Almosen, Legate und Jahrzeitstiftungen angewiesen, die ihr von den Bewohnern der Stadt in großzügiger Weise zuflossen. 1288 konnte der Chor der neugebauten Klosterkirche geweiht werden, die bereits mit fünf Altären ausgestattet war. Der Zuwachs an Novizen aus angesehenen Freiburger Familien erlaubte den Wilhelmiten außerdem, Tochterklöster zu errichten und teilweise mit eigenen Konventualen auszustatten: 1269 Kloster Sion beim aargauischen Klingnau in der Schweiz, 1282 das Wilhemitenkloster in Mengen in Württemberg. Der Freiburger Prior fungierte hierbei als Visitator beider Häuser. Interne Auseinandersetzungen führten dazu, dass die vorderösterreichische Regierung 1495 dem Rat der Stadt Freiburg die Obervogtei über die Niederlassungen in Freiburg und Oberried anvertraute. Der wirtschaftliche Niedergang und der Schwund an Mönchen konnten jedoch nicht gestoppt werden, weshalb der Orden 1506 als einzigen Ausweg sah, die beiden Klöster Marienkron und Marienzell zu vereinigen. Sitz war nun Freiburg, während der Gottesdienst in der Klosterkirche "im Wald" weiterhin vollzogen wurde. Der Wald war der wichtigste Besitz des Klosters und die Hauptlebensgrundlage seiner Untertanen. Aufgrund dessen traf die in der Mitte des 16. Jh. begonnene kontinuierliche Verwüstung des Oberrieder Klosterwaldes durch Bergbau und Erzverhüttung den Konvent besonders hart. Auch der 30-jährige Krieg ging am Kloster nicht spurlos vorüber. Bei den Belagerungen und Einnahmen Freiburgs durch schwedische Truppen 1632 und 1637 blieb dem Prior nur die Flucht aus der Stadt. Als 1644 die bayerisch-kaiserliche Armee vor den Toren der Stadt stand, wurde das Wilhelmitenkloster schwer beschädigt, so dass die Mönche außerhalb Freiburgs einquartiert werden mussten. Glücklicherweise konnte das Kloster schnell wieder aufgebaut werden, wodurch es den Konventualen bereits 1651 möglich war wieder einzuziehen. Ihre Rückkehr war jedoch nicht von langer Dauer, denn beim vaubanschen Festungsbau von 1677 wurden Kirche und Gebäude teilweise abgerissen. Aufgrund der daraus folgenden räumlichen Enge und der Besetzung durch französisches Militär teilte der Prior 1682 dem Generalvikar in Konstanz mit, dass sich der Konvent gezwungen sähe, ins alte Kloster im Tal von St. Wilhelm in Oberried umzusiedeln. Die französischen Truppen zerstörten zwar auch das dortige Kloster, jedoch konnte bereits 1687 ein Neubau im Kernort von Oberried fertiggestellt werden, der den ehemals Freiburger Wilhelmiten nun als Unterkunft diente.
Autor: HANS-PETER WIDMANN
Objekttyp: Kloster
Ordensregel:
  • Wilhelmiten 1262-1682
Sonstiges: Bistum: Konstanz, ab 1821 Freiburg
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Adresse Freiburg im Breisgau

Literatur:
  • Freiburg im Breisgau. Stadtkreis und Landkreis. Amtliche Kreisbeschreibung. Hg. v. der Staatlichen Archivverwaltung Baden-Württemberg in Verbindung mit der Stadt Freiburg i. Br. und dem Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald. 4 Bde. Freiburg 1965-1974. I/2, 922.Johannes Ulrich Roth, Prior des Gotteshauses zu den Oberriedern zu Freiburg. In: H. Schreiber (Hg.): Taschenbuch für Geschichte und Alterthum in Südwestdeutschland 5. Freiburg 1846, 385-400.Topographisches Wörterbuch des Großherzogtums Baden. Bd. 1. Hrsg. v. der Badischen Historischen Kommission. Bearb. von A. KRIEGER. 2. Aufl. 1904, Sp. 632f.P. ROHDE: Die Freiburger Klöster zwischen Reformation und Auflösung. In: H. HAUMANN / H. SCHADEK (Hg.): Geschichte der Stadt Freiburg im Breisgau. Bd. 2: Vom Bauernkrieg bis zum Ende der habsburgischen Herrschaft. Stuttgart 1994, 418-445, hier 436 f.H. SCHADEK / J. TREFFEISEN: Klöster im spätmittelalterlichen Freiburg: Frühgeschichte, Sozialstruktur, Bürgerpflichten. In: H. HAUMANN / H. SCHADEK (Hg.): Geschichte der Stadt Freiburg im Breisgau. Bd. 1: Von den Anfängen bis zum "Neuen Stadtrecht" von 1520. Stuttgart 1996, 421-467, hier 443-445.
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