Kapuzinerkloster Haslach 

Ortsbezüge:
Baujahr/Gründung: 1630 [1630]
Zerstörung/Aufhebung: 1802 [1802]
Beschreibung: Das Kapuzinerkloster Haslach verdankt seine Entstehung dem Haus Fürstenberg, das im 17. und 18. Jh. auf seinem Territorium gleich mehrere Niederlassungen des Ordens ins Leben rief. Der über das Kinzigtaler Städtchen gebietende Graf Christoph II. von Fürstenberg (1580-1614) hatte den Plan gefasst, in Haslach ein Kapuzinerkloster für vier bis fünf Patres zu schaffen. Das bei der expansionsfreudigen Schweizer Kapuzinerprovinz auf wohlwollende Resonanz gestoßene Projekt war 1614 so weit gediehen, dass der Graf bei dem berühmten Prager Hofmaler Matthäus Gundelach ein Hochaltarbild in Auftrag gab. In das noch heute den bedeutendsten Kunstschatz der Haslacher Klosterkirche darstellende, die Krönung der Jungfrau Maria wiedergebende Gemälde ließ sich der selbstbewusste Dynast als Stifterfigur aufnehmen. Das Ableben des Grafen 1614 brachte das Projekt der Klostergründung ins Stocken. Es wurde freilich von Graf Friedrich Rudolf von Fürstenberg (1602-1655), dem Sohn des verhinderten Stifters, wieder aufgegriffen und trotz der Belastungen durch den 30-jährigen Krieges zur Durchführung gebracht. Nachdem am 12. November 1630 die feierliche Grundsteinlegung vorgenommen worden war, schritt der Klosterbau rasch voran. Zurückgegriffen werden musste dabei auf die Arbeitskraft der Haslacher Bevölkerung, deren wohlhabenderer Teil mit zusätzlichen Spenden aufwartete. Das im schlichten Kapuzinerstil erbaute Kloster war Ende des Jahres 1632 bezugsfertig. Acht Ordensmänner fanden in Haslach eine neue Heimstatt. Wegen seiner Lage im militärstrategisch bedeutenden Kinzigtal musste das Städtchen von 1632 bis 1647 zahlreiche Truppendurchzüge und militärische Besetzungen über sich ergehen lassen. Insbesondere das Ausharren in der notleidenden Stadt und die Besänftigung der "zügellosen Soldateska" wurde den Kapuzinern hoch angerechnet. Maximilian Franz (1634-1681), der Sohn und Nachfolger des 1655 verstorbenen Grafen Friedrich Rudolf, ließ im Jahre 1660 neben die Klosterkirche eine Loretokapelle setzen, die in Bauweise, Einrichtung und Abmessungen streng das im Mittelpunkt einer berühmten italienischen Marienwallfahrt stehende Heiligtum kopierte. Der neue marianische "Gnadenquell" wurde samt der Klosterkirche am 5. September 1661 geweiht. Letztere erhielt zu Ehren des Initiators des Klosterprojekts St. Christopherus zum Patron. Zu diesem Zeitpunkt war Haslach längst in die Rolle eines fürstenbergischen Hausklosters gewachsen, was sich auch daran ablesen lässt, dass mit den Grafen Friedrich Rudolf, Maximilian Franz und dessen Sohn Prosper Ferdinand (1662-1704) gleich drei Dynasten hier ihre letzte Ruhe fanden. Das gute Einvernehmen mit den Grafen von Fürstenberg sicherte zum einen die Existenz der ab 1668 zur neu gegründeten Vorderösterreichischen Kapuzinerprovinz zählenden Ordensmänner, brachte aber auch weit reichende Verpflichtungen in der Seelsorge mit sich, die ihren Schwerpunkt in der Betreuung der Kinzigtaler Gemeinden fand. Ab der zweiten Hälfte des 18. Jh. sah sich die Haslacher Klosterfamilie zunehmend obrigkeitlicher Bevormundung und wegen des Einsickerns aufklärerischen Gedankenguts innerklösterlicher Zwietracht ausgesetzt. Einen weiteren Schicksalsschlag versetzte den 1781 in die neu gegründete Schwäbische Provinz eingegliederten Ordensmännern die Plünderung des Klosters durch französische Truppen 1795. Am schwersten wog indes, dass das Haus Fürstenberg dem Konvent seine schützende Hand entzog und 1802 vom Kloster Haslach Besitz ergriff. Durch das den Kapuzinern eingeräumte Bleiberecht, welches von der 1806 die Fürstenberger ablösenden badischen Regierung toleriert wurde, konnte die endgültige Aufhebung des Klosters bis ins Jahr 1823 hinausgeschoben werden. Auch diese letzte Phase kapuzinischer Präsenz wurde durch interne Auseinandersetzungen überschattet. Die Einrichtung von Armenwohnungen rettete das 1844 von der Stadt gekaufte Klostergebäude 1846 vor dem drohenden Abriss. Die Klostergebäude mussten im Folgenden nur geringe bauliche Veränderungen über sich ergehen lassen. Als die am besten erhalten gebliebene ehemalige Klosteranlage der in der Säkularisation untergegangenen Vorderösterreichischen Kapuzinerprovinz behauptet der heute eine Trachtensammlung beherbergende Gebäudekomplex den Rang eines exzeptionellen Kulturdenkmals.
Autor: MATTHIAS ILG
Objekttyp: Kloster
Ordensregel:
  • Kapuziner 1630-1802
Sonstiges: Bistum: Straßburg, ab 1821 Freiburg,
fiel an: Fürstenberg (1802)
Weiter im Partnersystem: http://www.kloester-bw.de/?nr=396

Adresse Im Alten Kapuzinerkloster 77716 Haslach Haslach

Literatur:
  • H. HANSJAKOB: Das Kapuziner-Kloster zu Haslach im Kinzigthale. In: Freiburger Diözesan-Archiv 4 (1869) 135-146.F. SCHMIDER: Das ehemalige Kapuzinerkloster und die Lorettokapelle in Haslach i. K. Ihre Baugeschichte und die Wiederherstellungsarbeiten im Jahre 1912/14. In: Die Ortenau 6/7 (1919/1920) 70-83.O. GÖLLER: Graf Christoph II. von Fürstenberg (1580-1614) und das Kapuzinerkloster in Haslach i. K. In: Die Ortenau 20 (1933) 151-158.M. HILDENBRAND: Haslachs Vergangenheit im Spiegel der Geschichte des ehemaligen Kapuzinerklosters. Haslach 1969.DERS.: Das Kapuzinerkloster in Haslach im Kinzigtal. In: W. MÜLLER (Hg.): Die Klöster der Ortenau. Offenburg 1978, 483-495.B. MAYER O.F.M. Cap.: Die Kapuzinerklöster Vorderösterreichs. In: Helvetia Franciscana 12 (1973-77) 217-227.E. FLÖGEL: Die Loretokapellen in Baden-Württemberg, Bayern und der Republik Österreich. München 1984.
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