Kapuzinerhospiz Oppenau 

Ortsbezüge:
Baujahr/Gründung: 1668 [1668]
Zerstörung/Aufhebung: 1803 [1803]
Beschreibung: Von 1668 bis 1803 wirkten Kapuziner in Oppenau. Das erscheint mit Recht verwunderlich, da die Seelsorge im Tal dem nahegelegenen Prämonstratenserkloster Allerheiligen (1196-1802) oblag. Die Auffassung, dass die Kapuziner angeblich wegen der Rekatholisierung des Tales nach Ende der württembergischen Pfandherrschaft (1604-1664) gekommen waren, lässt sich nicht belegen. Dass der damalige Straßburger Bischof Franz Egon aus dem kapuzinerfreundlichen Hause Fürstenberg die Kapuziner nach Oppenau berief, hat aber tatsächlich mit der Seelsorge zu tun. Aus den von der Pfarrkirche abgelegenen Badeorten Peterstal, Griesbach und Antogast wurden daher seelsorgliche Sonderwünsche angemeldet, aber das Ansuchen, zusätzliche Gottesdienste zu übernehmen, konnte das Kloster Allerheiligen wegen der zu geringen Zahl der Geistlichen nicht erfüllen. Es war vor allem eine Frau, die das Kommen der Kapuziner veranlasste: Markgräfin Anna von Baden (1634-1708), eine Tochter des Markgrafen Wilhelm und eine Tante des Markgrafen Ludwig Wilhelm. Sie vermisste es bei ihrem Kuraufenthalt in Antogast, regelmäßig eine heilige Messe besuchen zu können, und wandte sich wegen der unzulänglichen personellen Besetzung der flächenmäßig großen Pfarrei des Gerichts Oppenau an den Straßburger Generalvikar, Kapuziner nach Oppenau zu senden, damit sie dort pastorale Hilfsdienste leisten könnten. Markgräfin Anna hatte Erfolg. Ursprünglich sollten sie in St. Peter (Bad Peterstal) ihre Niederlassung erhalten, doch die Ordensoberen hielten das Städtchen Oppenau als Standort für vorteilhafter. Am 2. September 1668 wurde der Grundstein gelegt, 1669 konnte das Kapuzinerkloster, bestehend aus dem Hospiz und der Kirche, die den Titel "Johannes Evangelist" trug, bezogen werden. Das alljährliche Kirchweihfest wurde am Sonntag vor St. Bartholomä gehalten. Erster Superior war der spätere Ordensprovinzial P. Lucian von Montifont, der später zur Seligsprechung des Fidelis von Sigmaringen nicht wenig beitrug. Den Kapuzinern wurde anfänglich Kühle, ja sogar Abweisung entgegengebracht. Doch bald hatten sie sich im Oppenauer Tal so unentbehrlich gemacht, dass, als die Patres bei der Errichtung des Oberkircher Priorats 1697 dorthin abgezogen werden sollten, Bevölkerung und Gericht inständig um ihr Bleiben anhielten. Das Pfarramt blieb in Händen der Prämonstratenser. Die Aufgabe der Kapuziner bestand in subsidiären Dienstleistungen. Vor allem versahen sie die Kapellen St. Sebastian in Oppenau und St. Peter in Peterstal. In der Pfarrkirche zu predigen wurde ihnen vom Pfarrer nicht gestattet. Sie konnten an Sonn- und Feiertagen mittags um ein Uhr eine Predigt in der Klosterkirche anbieten. Den Dienst an Kranken und Sterbenden überließ der Pfarrer ihnen nur im Falle seiner Abwesenheit. 1803 wurde neben Allerheiligen auch das kleine Kloster der Kapuziner in Oppenau ein Opfer der Säkularisation. Die letzten drei Kapuziner fanden Aufnahme bei der Gemeinschaft in Oberkirch, die noch bis 1823 bestand. Das Klostergebäude wurde vom badischen Staat an die Gemeinde Oppenau als Schulhaus verschenkt, und die Kapuzinerkirche wurde 1804 auf Wunsch der Gemeinde in aller Form zur Pfarrkirche erhoben. Sie war nach der alten Tal- und Pfarrkirche St. Johann Baptist und nach einem kurzen Zwischenspiel von St. Sebastian (1791-1804) die dritte Oppenauer Pfarrkirche. Doch auch die Kapuzinerkirche war für die große Gemeinde zu klein. Am Sonntag standen trotz des Baues einer Empore bis zu 800 Gläubige im Freien. Nach dem Bau der heutigen Pfarrkirche wurde das einstige Kapuzinerhospiz 1828/29 abgerissen und an seiner Stelle das jetzige Rathaus mit Schulhaus gebaut. Heute erinnert nur noch wenig an die Kapuziner in Oppenau: Grundriss, eine Glocke mit der Jahreszahl 1667 im Heimatmuseum und ein Stich aus dem Jahr 1804, auf dem auch die Kapuzinerkirche zu sehen ist.
Autor: HORST HOFERER
Objekttyp: Kloster
Ordensregel:
  • Kapuziner 1668-1803
Sonstiges: Bistum: Straßburg, ab 1821 Freiburg,
fiel an: Baden (1803)
Weiter im Partnersystem: http://www.kloester-bw.de/?nr=408

Adresse Rathausplatz 01, Oppenau

Literatur:
  • J. BÖRSIG: Geschichte des Oppenauer Tales. Karlsruhe 1951.L. RONECKER: Die Pfarrei Oppenau. Manuskript 1970.W. MÜLLER: Das Kapuzinerkloster in Oppenau. In: W. MÜLLER (Hg.): Die Klöster der Ortenau. Die Ortenau Bd. 58 (1978).H. HOFERER: 775 Jahre Pfarrei Oppenau. Kirchen und Kapellen. Oppenau 2000.
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