Beschreibung: | Graf Albert II. von. Hohenberg schenkte 1276 dem Bettelorden der Karmeliter einen Platz am Neckarufer zum Bau eines Klosters. Die Grundsteinlegung für Kloster und Kirche (Patrozinium: Heiligste Dreifaltigkeit) erfolgte 1281. 1292 bestätigte der Konstanzer Bischof die Gründung, mit der nach Esslingen das zweite Karmeliterkloster in diesem Raum entstand. Der Klostergründer hatte den Mönchen Steuerfreiheit gewährt; sein Sohn Rudolf I. bestätigte 1327 alle Privilegien des Klosters, die nach 1381 auch von den Habsburgern, den Rechtsnachfolgern der Hohenberger, immer wieder erneuert wurden, u. a. das Recht, für das Anhören ihrer Predigten Ablässe gewähren zu dürfen. Seit 1534 wurde das Kloster ein Schwerpunkt der Reformationsbestrebungen in Rottenburg. Drei Jahre später bestand der Konvent, der gegen Ende des 14. Jh. 20 Mönche umfasst hatte, neben dem Prior nur noch aus zwei Mönchen, die übrigen waren ausgetreten. Die vollständige Auflösung des Klosters konnte nur durch energisches Eingreifen des Provinzials P. Andreas Stoß verhindert werden; am Ende des 16. Jh. war wieder die Zahl von 20 Mönchen erreicht. Gegen starken Widerstand im Konvent nahm man 1651 die strengere Fassung der Ordensregel an. In der Aufklärungszeit verkleinerte sich der Konvent: 1783 waren es nur noch acht, 1792 nur noch sechs Priestermönche. Mit dem gesamten Kloster verbrannten bei den Stadtbränden 1644 und 1735 auch Archiv und Bibliothek vollständig. Teile der Klosterbibliothek, die nach 1806 in Staatsbesitz kam, blieben in der Bibliothek des Priesterseminars erhalten. Der in Rottenburg und seinem Umland ansässige Adel, aber auch die Bürgerschaft der Stadt, förderte das Kloster durch Mess- und Jahrtagsstiftungen sowie durch umfangreiche Schenkungen. Für diesen Personenkreis diente die Klosterkirche als bevorzugte Begräbnisstätte. Nach der Klosterchronik von 1771 besaß das Kloster in der Barockzeit "ausgezeichnete Musiker, Maler, Bildhauer und Baufachleute". Im Kloster gab es zwei Bruderschaften: eine Skapulierbruderschaft - 1752 erwähnt, aber wohl wesentlich älter - und eine 1690 genannte Anna-Bruderschaft. Beide bestanden zum Zeitpunkt der josephinischen Bruderschaftsaufhebungen 1784/88 bereits nicht mehr. Nach der württembergischen Besitzergreifung Rottenburgs erfolgte 1806 die Aufhebung des Klosters. Die Mönche wurden teils als Weltgeistliche weiterverwendet, teils pensioniert. Der Klosterbesitz wurde verkauft bzw. verpachtet. Die Klostergebäude wurden zuerst als Kaserne genutzt. Seit 1817 befindet sich in den Gebäuden das Priesterseminar der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Der Chor der seinerzeit vollständig ausgeräumten Kirche dient als Hauskapelle. Im umgebauten Schiff waren zuerst Wohnungen für Kleriker; seit der ersten Hälfte des 20. Jh. war es Standort kirchlicher Dienststellen und der Diözesanbibliothek. Nach grundlegendem Umbau sind im Langhaus seit 1996 Diözesanmuseum und -bibliothek untergebracht. Das ab 1281 erbaute Kloster wurde 1475/77 durch einen gotischen Neubau, eine Vierflügelanlage, unter Leitung von Meister Hans Schwarzacher, dem Erbauer des Rottenburger Domturms, ersetzt. Nach Brandzerstörung 1644 erfolgte die Weihe der wieder aufgebauten Klosteranlage 1674. Nach einer zweiten Brandzerstörung 1735 konnten Kirche und Kloster 1747 neu geweiht werden. Die Pläne für den noch bestehenden Neubau stammen vom hohenzollerischen Bauinspektor H. Schopf aus Hechingen. An der Ausstattung waren u. a. der Bildhauer und Stuckateur J. A. Feuchtmayer aus Mimmenhausen, der Karmeliterbruder Modestus ebenfalls als Bildhauer und Kunstschreiner sowie als weiterer Bildhauer J. A. Hops aus Villingen beteiligt, als Maler J. A. Mölk, ein gebürtiger Wiener, sowie der fürstbischöfliche Hofmaler F. S. Unterberger aus Brixen. Von der überaus reichen Kirchenausstattung blieben nur zwei Unterberger´sche Altarblätter und ein Beichtstuhl des Bruder Modestus außerhalb Rottenburgs erhalten, im Priesterseminar einige gute Kunstschreiner- und Stuckateurarbeiten, z. B. im Speisesaal. Autor: DIETER MANZ |