Prämonstratenserabtei Adelberg 

Ortsbezüge:
Baujahr/Gründung: 1178 [1178]
Zerstörung/Aufhebung: 1535 [1535]
Beschreibung: Das Prämonstratenserstift Adelberg wurde im Jahr 1178 unter dem Patronat der hl. Maria und des hl. Ulrich durch den staufischen Ministerialen Volknand von Staufen auf dessen Eigengut zwischen Göppingen und Schorndorf gegründet. Der Gründungskonvent stammte aus Roggenburg. Die Vogtei hatte Kaiser Friedrich I. Barbarossa 1181 urkundlich an den Herrn des Hohenstaufen gebunden, nach dem Zusammenbruch der staufischen Herrschaft gingen die adelbergischen Vogteirechte an die württembergischen Grafen, die sie nach einigen Unterbrechungen ab 1372 endgültig innehatten. Bis 1476 beherbergte Adelberg einen Doppelkonvent, die erste Erwähnung von "sorores" fällt in das Jahr 1187/88 anlässlich der feierlichen Weihe des Hauptaltares. Die Anwesenheit des Kaisers und drei seiner Söhne bei diesem Ereignis zeigt die Bedeutung des Stifts für das staufische Haus. Die Adelberger Chorherren stammten nach den wenigen Hinweisen aus dem näheren Umkreis des Stifts. Genauere Aussagen sind dagegen aus zahlreichen erhaltenen Leibgedingsurkunden über die Mitglieder des Frauenkonvents möglich: Sie kamen u. a. aus Rechberghausen, Schorndorf oder Gmünd. Im Gegensatz zum Männerkonvent setzte sich die Frauensammlung aus Mitgliedern adeliger Familien oder des städtischen Patriziats zusammen. Adelberg, zunächst als Propstei gegründet, wurde 1441 zur Abtei erhoben, der erste Abt Ruprecht Götteler wurde am 11. Januar 1441 in Ursberg geweiht. Im Zuge der landesherrlichen Reformpolitik Ulrichs V. wurde der Adelberger Frauenkonvent im Jahr 1476 nach Lauffen verlegt. Unter den Äbten Berthold und Leonhard Dürr setzte in der Folgezeit eine erneute Blütephase Adelbergs ein, mit der eine äußere und innere Neuordnung des Stifts verbunden war. Der Adelberger Besitz erstreckte sich von Cannstatt im Westen bis Süßen im Osten, vom Murrhardter Wald im Norden bis Owen am Nordrand der Schwäbischen Alb im Süden. Pfleghöfe des Stifts gab es in Stuttgart, Göppingen, Heilbronn (bis 1465), Esslingen, Kirchheim, Waiblingen und Schorndorf. Über die Adelberger Bibliothek lässt sich nicht mehr viel sagen, vermutlich ging ein großer Teil der Bände bei einem Klosterbrand im 14. Jh. sowie der Beschädigung des Stifts im Armen Konrad bzw. im Bauernkrieg verloren. Das Adelberger Skriptorium war wohl nicht mit dem anderer Prämonstratenserstifte (wie Weißenau) vergleichbar. Die letzten drei Adelberger Äbte hatten in Heidelberg und Tübingen studiert, bis 1490 lassen sich weitere Stiftsangehörige an der württembergischen Landesuniversität in Tübingen ausmachen. Abt Leonhard Dürr stand mit dem Tübinger Humanisten Heinrich Bebel in Briefkontakt. Lediglich ein Teil der 17 dem Stift wohl mehrheitlich inkorporierten Pfarrkirchen wurde auch von den Prämonstratenser Chorherren selbst versehen, die dies, wenn es von der Entfernung her möglich war, "ex currendo", das heißt mit Wohnsitz im Kloster taten. Die übrigen Pfarreien wurden von Pfarrvikaren im Auftrag des Stifts bestellt. 1535 scheiterte die Reformation des Stifts durch Herzog Ulrich zunächst, die jüngeren Konventualen zogen sich in ihr Mutterkloster Roggenburg zurück, während die älteren in Adelberg ihre Ansprüche aufrechtzuerhalten suchten. Restitutionsversuche in den Jahren 1547 bzw. 1630 von Roggenburg bzw. Rot aus scheiterten jeweils nach wenigen Jahren. Die Stiftsanlage von etwa sechs Hektar war mit einer 1100 Meter langen Mauer umgeben. Bereits 1054 befand sich auf dem Gründungsgut Adelbergs eine Ulrichskapelle, die 1227 erneuert und deren Neubau wohl in die Zeit zwischen 1501 und 1507 fällt (Altarretabel aus der Werkstatt von Bartholomäus Zeitblom). Die romanische Klosterkirche wurde 1202 im Beisein Philipps von Schwaben geweiht. 1540 erfolgte auf Befehl Herzog Ulrichs ihr Abriss, nachdem der Bau im Bauernkrieg stark beschädigt worden war. Um 1510 gründete Abt Leonhard Dürr in Adelberg eine Bildhauerwerkstatt, die verschiedene Ölberggruppen und Epitaphien hinterließ.
Autor: STEFANIE ALBUS
Objekttyp: Kloster
Ordensregel:
  • Prämonstratenserinnen 1178-1476
  • Prämonstratenser 1178-1535
  • Prämonstratenser 1547-1552
  • Prämonstratenser 1630-1648
Sonstiges: Bistum: Konstanz, ab 1821 Rottenburg-Stuttgart,
fiel an: Württemberg (1535)
Weiter im Partnersystem: http://www.kloester-bw.de/?nr=58

Adresse Adelberg

Literatur:
  • W. Zimmermann / N. Priesching (Hg.): Württembergisches Klosterbuch. Klöster, Stifte und Ordensgemeinschaften von den Anfängen bis in die Gegenwart. Stuttgart 2003. 167f. (S. ALBUS).J. ZELLER: Das Prämonstratenserstift Adelberg, das letzte schwäbische Doppelkloster, 1178 (1188) bis 1476. Ein Beitrag zur Geschichte der Doppelklöster, besonders im Prämonstratenserorden. In: _WVhJ% 25 (1916) 107-162.B. ODEBRECHT: Kaiser Friedrich und die Anfänge des Prämonstratenserstifts Adelberg. In: Zeitschrift für Württembergische Landesgeschichte, 1 (1937) ff. 6 (1942) 44-67.H. TÜCHLE: Die Pfarreien des Prämonstratenserstifts Adelberg. In: G. MELVILLE (HG.): Secundum regulam vivere. Festschrift für P. Norbert Backmund. Windberg 1978, 311-319.H. HUMMEL: Berthold Dürr, Abt von Adelberg (1460-1501). In: Hohenstaufen. Veröffentlichungen des Geschichts- und Altertumsvereins Göppingen 13 (1986) 46-67.Barbarossa und die Prämonstratenser (Schriften zur staufischen Geschichte und Kunst 10). Göppingen 1989.W. DEUTSCH: Die Adelberger Bildhauerwerkstatt. In: Zeitschrift für Württembergische Landesgeschichte, 1 (1937) ff. 54 (1995) 77-119.
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