Benediktinerinnenkloster Urspring 

Ortsbezüge:
Baujahr/Gründung: 1127 [1127]
Zerstörung/Aufhebung: 1806 [1806]
Beschreibung: Rüdiger, Adalbert und Walther von Schelklingen schenkten 1127 ihre Eigenkirche Urspring dem Kloster St. Georgen auf dem Schwarzwald. Graf Diepold von Berg wurde als Vogt eingesetzt. Vermutlich entstand mit dieser Schenkung das erstmals 1179 urkundlich erwähnte Benediktinerinnenkloster, dessen Gründungskonvent aus dem Kloster Amtenhausen gekommen sein dürfte. Das von einer Meisterin (ab 1664 Äbtissin) geleitete Kloster blieb bis 1802 Priorat von St. Georgen. Im letzten Viertel des 15. Jh. unterstand es dem Kloster Blaubeuren. 1802 - 1806 war es Priorat des Klosters Wiblingen. Die Vogtei der Grafen von Berg ging mit dem Verkauf bzw. Heimfall der Herrschaften Ehingen, Schelklingen und Berg 1343 bzw. 1346 an die Herzöge von Österreich über. Urspring war seit dieser Zeit landsässiges Kloster im habsburgischen Vorderösterreich. Das Kloster begann in der zweiten Hälfte des 13. Jh. eine selbständigere Stellung zu gewinnen. Bis zur Mitte des 14. Jh. kamen die Nonnen überwiegend aus dem Kreis des Dienstadels der Grafen von Berg-Schelklingen, anschließend aus dem Niederadel der näheren Umgebung. Der Einzugsbereich des Konvents weitete sich bei fast ausschließlicher Beschränkung auf den Adel bis 1806 etwa auf den Raum der Diözesen Augsburg und Konstanz aus. Um 1650 wurden einige bürgerliche Nonnen aufgenommen, ebenso waren 1806 alle vier Novizinnen bürgerlich. Der Klosterbesitz hat sich in seinem nach 1806 bestehenden Umfang bis zur Anlage des ersten erhaltenen Urbars 1475 herausgebildet, wobei der Schwerpunkt in den Dörfern der Umgebung des Klosters lag. Der Besitz außerhalb dieses Bereichs war Streubesitz. Das Kloster besaß Pfleghöfe in Ehingen und Ulm. Die Nonnen hatten nachweislich seit 1302 Eigenbesitz, der mit der Reform 1475 aufgegeben wurde. Diese Reform wurde mit Unterstützung der Erzherzogin Mechthild von Österreich durch Nonnen aus St. Walburg in Eichstätt eingeführt, die der Bursfelder Kongregation gefolgt sein dürften. Ein nicht sehr bedeutendes Skriptorium dürfte im Kloster bestanden haben. Die Klosterbibliothek ist durch Bücherschenkungen im 15. Jh. nachgewiesen und vermutlich 1622 beim Klosterbrand vernichtet worden. Die 1806 bestehende Bibliothek bestand nach ihrem Katalog ausschließlich aus Werken geistlicher Literatur des 17./18. Jh. Die Klosterkirche war Pfarrkirche für den Klosterbezirk, die Vorstadt Schelklingen und die Burg bzw. den Hof Muschenwang. Pfarrer war der jeweilige Prior des Klosters (Patrozium: St. Ulrich, seit 1325 auch Gottesmutter Maria). In der Klosterkirche war eine Wallfahrt zum Klosterpatron St. Ulrich von Augsburg lokalisiert, wobei auch dessen Eltern Hupald und Dietpirch verehrt wurden. Das 1475 von der Erzherzogin Mechthild geschenkte Gnadenbild "der Muttergottes im Saphierstein" oder "das wachsende Muttergottesbild" vergrößerte die Wallfahrt. Es ist seit seiner Abgabe nach Stuttgart 1815 verschwunden. Die Herz-Jesu-Verehrung im Kloster (1709 Kapelle auf dem Lützelberg beim Kloster) gilt als eine der frühesten in Deutschland. Bei der Säkularisation 1806 bestand der Konvent aus der Äbtissin, elf Nonnen, sechs Laienschwestern und sechs Novizinnen, von denen vier Nonnen und zwei Laienschwestern werden wollten. Der Grundbesitz des Klosters bestand 1806 aus dem Klosterkomplex, der Vorstadt Schelklingen, den Dörfern Hausen o. U. und Schmiechen, den Höfen Muschenwang, Oberschelklingen und Sotzenhausen, dem Pfleghof in Ehingen, (der Pfleghof in Ulm war 1805 verkauft worden), 101 Höfe in 21 Dörfern und Patronate, Zehnte und Gefälle in 18 Ortschaften und rund 1.800 Jauchert Wald. Urspring wurde 1806 Sitz des aus der ehemaligen Herrschaft Schelklingen gebildeten Oberamtes mit Kameralamt. Ersteres wurde 1808 aufgelöst, letzteres 1811. Klostergebäude und -kirche wurden 1832-1906 als Fabrik genutzt. Seit 1930 ist in den Gebäuden die Urspringschule untergebracht. Mit der Klostergründung entstanden die Klostergebäude, von denen sich außer dem romanischen Taufstein nichts erhalten hat. Eine Zerstörung des Klosters vor 1250 ist überliefert. Ob Weihen der Klosterkirche und einzelner Altäre (1289, 1319, 1325) mit Neu- oder Umbauten verbunden waren, muss offen bleiben. Nach der Überlieferung wurde der gesamte Klosterkomplex ab 1481 vollkommen neu errichtet. Die Sammlungsstube im Ostflügel wurde 1554 eingebaut und der Turm der Klosterkirche 1589 teilweise neu aufgebaut. Nach dem Klosterbrand 1622 wurde bis 1627 das bis auf einen Rest des Ost- und Südflügels abgebrannte Kloster neu gebaut. Nach der Gründung der Fabrik 1832 wurde der West-, Nord- und Südflügel mit dem Kreuzgang abgebrochen. Neben dem Klosterkomplex haben sich zwei spätgotische Häuser erhalten: das nördliche (um 1500), das als geistliches Gasthaus bezeichnet wird und im ersten Stock im nördlichen Teil eine durch Fresken nachweisbare Hauskapelle besaß, und das südliche (1520), in der der Pior seinen Sitz hatte. Die künstlerische Ausstattung des Klosters ist weitgehend verloren.
Autor: IMMO EBERL
Objekttyp: Kloster
Ordensregel:
  • Benediktinerinnen 1127-1806
Sonstiges: Bistum: Konstanz, ab 1821 Rottenburg-Stuttgart,
fiel an: Bayern (1805, durch Besetzung), Württemberg (1806)
Weiter im Partnersystem: http://www.kloester-bw.de/?nr=617

Adresse Urspring 01, 89601 Schelklingen

Literatur:
  • M. Erzberger: Die Säkularisation in Württemberg von 1802 bis 1810. Ihr Verlauf und ihre Nachwirkungen. Stuttgart 1902, ND Aalen 1974. 307ff.W. Zimmermann / N. Priesching (Hg.): Württembergisches Klosterbuch. Klöster, Stifte und Ordensgemeinschaften von den Anfängen bis in die Gegenwart. Stuttgart 2003. 489f. (I. EBERL).Der Alb-Donau-Kreis. Hg. v. der Landesarchivdirektion Baden-Württemberg in Verbindung mit dem Alb-Donau-Kreis (Kreisbeschreibungen des Landes Baden-Württemberg). 2 Bde. Sigmaringen 1989/92. II, 913-921.Die Kunst- und Altertumsdenkmale im Königreich Württemberg. Inventar Donaukreis, Oberamt Blaubeuren. Bearb. v. J. Baum. Hg. v. E. von Paulus u. E. Gradmann. Esslingen a. N. 1911. 113-121.I. EBERL: Geschichte das Benediktinerinnenklosters Urspring bei Schelklingen 1127 - 1806. Außenbeziehungen, Konventsleben, Grundbesitz. Stuttgart 1978.Regesten zur Geschichte des Benediktinerinnenklosters Urspring bei Schelklingen 1127 - 1806. Bearb. v. I. EBERL. Stuttgart 1978.
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