Beschreibung: | 1134 stiftete Ritter Guntram von Adelsreute einige seiner Besitzungen im Altsiedelland des Linzgaus für die Gründung eines neuen Zisterzienserklosters und wandte sich an den Abt des Klosters Lützel im Elsass. Obwohl das Gründungsgut kaum für eine Neugründung ausreichte, schickte der Abt von Lützel 1137 einen Gründungskonvent nach Salem. Darauf schenkte Guntram 1138 dem Kloster weitere Güter im Umfeld, sicherte so die wirtschaftliche Grundlage des neuen Klosters und ließ sich vom Linzgauadel unter Vorsitz des Grafen von Heiligenberg seine Stiftung bestätigen. In Salmansweiler bestand damals eine kleine Siedlung mit einer verfallenen Kapelle, die bisherigen Bauernhöfe wurden zu einem Eigengut des Klosters zusammengefasst. 1140 bestätigte der Papst die Stiftung und proklamierte dessen Vogtfreiheit. Im gleichen Jahr 1140 stimmte auch Herzog Friedrich II. von Schwaben der Gründung zu und 1142 bestätigte sie König Konrad III. und bezeichnete sich als Schirmvogt des Klosters. König Friedrich I. Barbarossa nahm 1155 das Kloster in seinen Schutz, die kaiserliche Schutzvogtei wurde fortan auch von den Päpsten anerkannt, die Staufer förderten die weitere Entwicklung Salems vielfach und nutzten ihre Vogtei als Instrument ihrer Territorialpolitk. Die Abtei konnte ihren Besitz verdichten und wesentlich erweitern durch reiche Schenkungen, durch Tausch und schließlich auch durch Kauf. Das Wachstum führte zu Konflikten mit dem benachbarten Adel, dem Bischof von Konstanz und Bauern im Umfeld. Eberhard von Rohrdorf (1191-1240), der wohl bedeutendste Abt im Mittelalter, meisterte die Krise und intensivierte die Erwerbspolitik im engeren und weiteren Umland noch, jetzt vor allem durch Käufe. Zur Absicherung unterstellte sich Abt Eberhard sein Kloster 1201 formell dem Erzbischof von Salzburg, von ihm erhielt er ihm Gegenzug eine Saline in Hallein, deren Salz Salem lukrativ am Bodensee verkaufen konnte. Das Salzburger Wappen war fortan Teil des Klosterwappens, eine tatsächliche Abhängigkeit folgte aus dieser Unterstellung nicht. Als im Interregnum der Rückhalt der Staufer wegfiel, geriet Salem in eine Krise. Durch die Angriffe benachbarter Adliger erlitt das Kloster Verluste und musste sich verschulden. Die Wahl König Rudolfs von Habsburgs schuf wieder geordnete Zustände, die Reichsvogtei nahm nun die neugeschaffene Landvogtei Schwaben wahr. Unter der Regierung des zweiten bedeutenden Abtes Ulrich von Seelfingen konnte der Besitz weiter arrondiert und konnte der Neubau der Klosteranlage mit dem hochgotischen Münster in Angriff genommen worden. Da Salem nun bei allen Konflikten stets auf der Seite Österreichs stand, bescherte nach der strittigen Königswahl von 1314 Salem neue Angriffe, Schäden und Schulden. Die Ansprüche der Grafen von Werdenberg zu Heiligenberg konnten erst 1354 durch das Exemtionsprivileg Kaiser Karls IV, abgewehrt werden. Ein Privileg Kaiser Friedrichs III. gewährte Salem 14897 die volle Reichsstandschaft. 1500 und 1521 gehörten die Äbte von Salem dem Reichsregiment an, der formellen Reichsregierung während der Abwesenheit der Kaiser. Im späten 15. Jh. begehrten die Untertanen des Klosters gegen dessen Versuche auf, ihre Rechtsstellung zu verschlechtern. Der Agrarverfassungsvertrag von 1473 blieb im wesentlich bis zum Ende der Klosterherrschaft in Kraft. So kam die Abtei im Bauernkrieg glimpflich davon und blieb von Plünderungen verschont. Im Gegensatz zu vielen anderen Klöstern kam es in Salem im Spätmittelalter und im 16. Jh. zu keinem wirtschaftlichen und disziplinären Niedergang, gegenüber der Reformation zeigte man keinerlei Sympathien. Die Abtei hatte die Mittel, um 1500 und in den folgenden Jahrzehnten, das Münster und viele Kirchen seines Gebiets neu auszustatten sowie repräsentative Stadthöfe zu errichten. Um und nach 1600 konzentrierte sich das Kloster auf den Ausbau seiner wirtschaftlichen Infrastruktur, baute das noch bestehende monumentale Ökonomiegebäude in Salem selbst, Mühlen, Fruchtkästen und Torkeln im Landgebiet. Noch während des 30-jährigen Krieges konnte die Abtei 1637 die Herrschaftsverhältnisse im Gebiet um Salem klären und die volle Landeshoheit in der "Herrschaft unter den Bergen" um Salem von den Grafen von Fürstenberg als Herren der Grafschaft Heiligenberg erwerben. Ab 1632 wurde das Kloster immer wieder von kaiserlichen, schwedischen und französischen Truppen besetzt und geplündert. 1641/41 mussten alle Mönche in anderen Klöstern Zuflucht suchen. Bei Ende des Kriegs hatte sich die Zahl der Untertanen um ein Drittel vermindert. Die finanzielle Sanierung des Klosters gelang bis Anfang des 18. Jhs. u. a. durch Verkauf der Saline und der Besitzungen am Neckar. So konnte nach dem verheerenden Brand von 1697 die wesentlich größeren Barockbauten in wenigen Jahren ohne neue Schuldenlast erstellt werden. Die Agrarkonjunktur des 18. Jhs. verhalf zu neuem Reichtum. Das Münster erhielt im 18. Jh. entsprechend dem Stilwandel drei neue Ausstattungen, zuletzt ab 1773 im frühklassizistischen Stil. Abt Anselm II. Schwab führte sein Amt im Stile eines Reichsfürsten, auf Beschwerden seines Konvents wurde er suspendiert, vom Papst aber wieder in sein Amt eingesetzt. Aufklärerischen Impulsen folgend veranlasste Abt Robert Schlecht gegen Ende des 18. Jhs. Straßenbauten, die flächendeckende Einführung der Volksschule, den Bau eines Gymnasiums, die Einrichtung eines Armenhauses. In den Revolutionskriegen flüchtete er 1796 mit den Wertgegenständen seines Klosters nach St. Gallen, 1799 erneut nach Österreich. Als der letzte Abt Kaspar Oexle 1802 gewählt wurde, war die Säkularisation bereits absehbar. Am 1. Okt. 1802 nahm der badische Kommissar provisorisch und am 4. Dez. 1802 endgültig Kloster Salem in Besitz. Die "Herrschaft unter den Bergen" wurde mit dem Gebiet des Klosters Petershausen zur Grafschaft Salem vereinigt und den Markgrafen von Baden als badischer Sekundogenitur überlassen, die Gebiete im nördlichen Oberschwaben fielen an die Fürsten von Thurn und Taxis. Der Konvent konnte zunächst unter Leitung des Abtes noch zusammenbleiben, dem auch die Generaladministration der Ökonomie übertragen wurde. Aber 1804 lösten die Markgrafen die Konventsgemeinschaft auf, dem Abt wurde Schloss Kirchberg als Alterssitz zugewiesen, die Patres hatten Salem gegen eine Pension zu verlassen oder Pfarrpfründen zu besetzen. Schon 1147 muss die Zahl der Mönche über 60 betragen haben, sie stieg bis 1311 auf 130 Mönche und 180 Konversen an, hielt sich im 14. Jh. bei 100 Mönchen und 80 Konversen. Im 16. Jh. ging die Zahl der Priestermönche auf ca. 50 zurück und betrug Ende des 30-jährigen Krieges noch 18, erhöhte sich aber bald wieder und betrug 1780 94 Mönche, bei der Säkularisation 1802 bestand der Konvent aus 61 Mönchen und 17 Konversen. Traten in den Anfängen noch viele Adelige in das Kloster ein, so besteht der Konvent seit dem 15. Jh. nur noch aus Söhnen bürgerlicher und bäuerlicher Familien. Im 15.-17. Jh. konnten mehrfach Söhne von leibeigenen Klosteruntertanen zum Rang des Salemer Reichsabtes und damit Landesherrn aufsteigen. Der Salemer Konvent zeichnete sich stets durch große Disziplin und Strenge aus, es kam nie zu einem eigentlichen Niedergang. Die Regeltreue wurde in den ersten Jahrhunderten durch das sog. Filiationsprinzip gesichert, in dem jeweils der Vaterabt des Mutterklosters die Tochterklöster visitierte. Salem gehörte zur Filiation von Morimond, sein Mutterkloster war Lützel im Elsass. Der Salemer Abt visitierte seinerseits die Salemer Tochterklöster Raitenhaslach in Bayern (1147), Tennenbach im Schwarzwald (1185), Wettingen im Aargau (1227) und Königsbronn bei Heidenheim (1302). Im 16. Jh. wurde als Folge der tridentinischen Klosterreform das Filiations- durch das Territorialprinzip ersetzt und der Salemer Abt mehrfach mit der Visitation aller oberdeutschen Zisterzienserklöster beauftragt. 1618 kam es zur Gründung der Oberdeutschen Zisterzienserkongregation, der der Salemer Abt in der ersten Hälfte des 17. und wieder im späten 18. Jh. als Generalvikar vorstand. Nach der Aufhebung von Citeaux übertrug der Generalabt seine Befugnisse für die Oberdeutsche Kongregation an den Salemer Abt. Abt Eberhard von Rohrdorf hatte die Aufnahme von Frauenklöstern in den Ordensverband gefördert, der Salemer Abt nahm deshalb die "Paternität" über die Frauenzisterzen Wald, Rottenmünster, Baindt, Heiligkreuztal, Heggbach, Gutenzell, Feldbach und Kalchrain wahr, vertrat sie auf dem Generalkapitel, bestellte Beichtväter für sie und kontrollierte ihre Wirtschaftsführung. Salem war seit 1178 eine Konsistorialabtei, d. h. es war unmittelbar dem Heiligen Stuhl unterstellt und die Wahl eines Abtes musste vom Papst gegen eine hohe Gebühr bestätigt werden, außerdem verlieh der Papst 1384 dem Abt das Recht, die Pontifikalien, bischöfliche Gewänder, zu tragen. Mehrfach bemühten sich die Bischöfe von Konstanz mit ihrem vergleichsweise geringen Einkommen, die Abtei dem Bistum zu inkorporieren, und auf der anderen Seite die Äbte, ihre Klosterpfarreien völlig von der bischöflichen Aufsicht zu befreien. Beide Versuche scheiterten und 1780 wurden die beiderseitigen Rechte vertraglich fixiert. Dem Kloster waren ca. 20 Pfarreien inkorporiert, d. h. ihre Pfründen waren in den Besitz des Klosters übergegangen, das dafür die Pfarrvikare zu entlohnen hatte. Als Pfarrvikare amtierten meist nicht etwa Mönche, sondern Weltgeistliche. Mönche betreuten aber die beiden Wallfahrtskirchen des Klosters, Frauenberg bei Bodman und vor allem Alt-, ab 1750 Neu-Birnau mit der neuerbauten Rokokokirche und dem Priorat. Nach den Grundsätzen des Zisterzienserordens sollten die Mönche nicht von fremder, sondern von eigener Arbeit leben. Der Lebensunterhalt sollte mit dem Ertrag eigenbewirtschafteter Höfe, der so genannten Grangien, bestritten werden. Solche Grangien konnten im altbesiedelten Linzgau teilweise nur durch Aussiedlung der Bauern aus ihren Weilern geschaffen werden. Die Salemer Konversen bewirtschafteten in der Frühzeit des Klosters ca. 20 Grangien. Aber schon nach einem Jahrhundert erwarb die Abtei immer mehr Lehenhöfe und Grundrenten, die sie oft zu geschlossenen Grundherrschaften ausbauen konnte. Die Salemer Grundholden hatten deutlich höhere Abgaben an ihre Herrschaft zu zahlen als im Umfeld üblich. Auch aus Mangel an Konversen mussten im Laufe der Zeit viele der Grangien aufgegeben und als Pachtgüter oder Lehen verliehen werden. Bis zum Ende der Klosterherrschaft wurden ca. zehn Grangien noch in Eigenwirtschaft betrieben, allerdings nicht mehr von Konversen, sondern durch Lohnarbeitskräfte unter einem Hofmeister. Seine landwirtschaftlichen Produkte vermarktete Salem in über 15 Stadthöfen mit den markantesten Bauten in Überlingen, Konstanz, Pfullendorf und Esslingen. Salem galt als die reichste unter den Reichsabteien des deutschen Südwestens. Seine Jahreseinkünfte wurden 1802 auf ca. 100.000 Gulden geschätzt, sein Vermögen folglich auf über 2 Mio. Gulden. Seit Ende des 15. Jhs. hatte die Abtei den Status eines Reichsstandes, ihr Gebiet bildete einen der im Südwesten zahlreichen Kleinststaaten des Heiligen Römischen Reiches. Auf dem Reichstag hatte der Abt Anteil an der Kollegiatstimme der Schwäbischen Reichsprälaten, im Schwäbischen Kreis führte er außer seiner Stimme auch die Stimmen der seiner Paternität unterstehenden reichsunmittelbaren Frauenzisterzen. Im Schwäbischen Reichsprälatenkollegium waren die Salemer Äbte wegen ihrer österreichfreundlichen Haltung wenig beliebt, Erst Anselm II. gelang es zum Direktor des Kollegiums gewählt zu werden. Ab 1681 hatte Salem dauerhaft eigenes Militär zu unterhalten, im Frieden von 31 Mann zu Fuß und sechs Kürassieren, im Krieg das Mehrfache. Die volle Landesherrschaft besaß Salem nur in Teilen seines zersplitterten Herrschaftsgebietes, vor allem ab 1637 in der "Herrschaft unter den Bergen" und ab 1700 weitgehend im Amt Ostrach. Die niedere Gerichtsbarkeit in der "Herrschaft unter den Bergen" hatte Salem bis ins 17. Jh. nicht selbst wahrgenommen, sondern den bäuerlichen "Siedelrichtern" überlassen. Ende des 18. Jhs. regierte der Abt über folgende Verwaltungsbezirke: die Oberämter Salem, Ostrach und Schemmerberg, die Pflegämter Ehingen und Unterelchingen und die Obervogteiämter Stetten am kalten Markt und Münchöf. Ca. 8.000 Untertanen zählte dieser Klosterstaat. Salem verfügte zwar über eine sehr große und jeweils aktuelle Literatur enthaltende Bibliothek, die sich heute in der Universitätsbibliothek Heidelberg befindet. Überdurchschnittliche wissenschaftliche Leistungen der Mönche sind aber keine bekannt, bekannt sind v. a. Werke zur eigenen Klostergeschichte. Die klostereigene Druckerei publizierte vornehmlich Gebrauchsliteratur, u. a. für die Schulen der Klosterherrschaften, und zeitgenössische Publizistik. Die Mönche studierten bis ins 16. Jh. in Paris und Heidelberg, später in Dillingen, Ingolstadt und Freiburg. Als Professoren hatten sie im Hausstudium ihr Wissen an ihre weniger befähigten Mitbrüder zu vermitteln. Ein Gymnasium bestand in Salem seit dem 16. Jahrhundert. Die erste Klosterkirche wurde 1179 geweiht. Abt Ulrich von Seelfingen gab umfangreiche Neubauten der Klostergebäude in Auftrag und ließ die Klosteranlage von einer Wehrmauer umgeben. Er begann auch 1285 mit dem Neubau des Münsters, dessen Weiterbau nach 1314 ins Stocken kam und um 1350 fortgeführt wurde. 1414 erfolgte die Schlussweihe des Münsters. Im frühen 17. Jh. veranlasste Abt Thomas Wunn einen weitgehenden Neubau der Kloster- und Ökonomiebauten, von denen sich nur der obere Langbau erhalten hat. Unter ihm erhielt auch das Münster eine Neuausstattung. Ein großer Brand zerstörte 1697 den größten Teil der Klosteranlage, verschonte aber Münster und Ökonomiebauten. Unter Abt Stephan Jung entstand eine wesentlich größere Klosteranlage nach Plänen von Franz Beer, bestehend aus zwei miteinander verbundenen Vierflügel-Anlagen. Die Innenausstattung des Münsters wurde im 18. Jh. mehrfach erneuert, zuletzt durch die im deutschen Südwesten fast einzigartige frühklassizistische Ausstattung. Bis auf wenige Abrisse des 19. Jhs. blieb die Klosteranlage im Wesentlichen im Zustand des späten 18. Jhs. erhalten. Seit 1919 residieren die Markgrafen von Baden in Schloss Salem. 1920 gründete Max Prinz von Baden die Schule Schloss Salem. Heute ist im Konventbau und z. T. in den Ökonomiegebäuden noch die Mittelstufe der Schloss-Schule untergebracht. In der Prälatur befinden sich Schauräume, das Kulturamt Bodenseekreis und der Wohnteil des Markgrafen von Baden. Münster, Kaisersaal, Prälatenzimmer, Bibliothek und Refektorium sind zu besichtigen. 2008 erwarb das Land Baden-Württemberg die Klosteranlage mit Ausnahme des markgräflichen Wohnteils. Autor: ELMAR L. KUHN |