Benediktinerhospiz Mengen 

Ortsbezüge:
Baujahr/Gründung: 1282 [1282]
Zerstörung/Aufhebung: 1806 [1806]
Beschreibung: Das Kloster wurde 1282 als Wilhelmitenkloster in der habsburgischen Stadt Mengen gegründet. Den Mönchen wurde zugleich mit der Schenkung einer Hofstatt das Bürgerrecht in der Stadt verliehen. Sie dürften aus dem Freiburger Wilhelmitenkloster gekommen sein, von dem das Mengener Kloster in Rechtsgeschäften abhing. Sie versahen den Gottesdienst in der Martinskirche in Mengen. Nach dem 30-jährigen Krieg befand sich das Kloster in einem ruinösen Zustand. 1671 wollten die Patres das baufällige Kloster verlassen und sich bei der Martinskirche ein neues Konventgebäude erbauen. Doch verweigerte der Rat der Stadt Mengen wegen des mit der Klosterkirche verbundenen Asyls seine Zustimmung. Schließlich übernahm 1725 die Benediktinerabtei St. Blasien das Kloster Mengen, wo noch sieben Wilhelmiten lebten. Der schlichte, mittelalterliche Bau an der südwestlichen Ecke der Stadtmauer, wie er 1725 bestanden hat, hatte eine einschiffige romanische Kirche. St. Blasien sandte 1725 einen eigenen Prior und Benediktinermönche in das nunmehrige Subpriorat. 1735 baute man ein neues Wirtschaftsgebäude (heute Förderschule). 1740 verkaufte St. Blasien das Subpriorat Mengen an die Benediktinerabtei Petershausen bei Konstanz für 20.000 Gulden. Petershausen sah sich jedoch getäuscht, weil ihm verheimlicht worden war, dass man sich gegenüber der Stadt Mengen zum Chordienst verpflichtet hatte. Dies bedeutete, dass sechs statt wie beabsichtigt drei Mönche ständig in Mengen sein mussten, was den Klosterbetrieb unrentabel machte. Obwohl sich der Streit jahrzehntelang hinzog, gelang es Petershausen 1773, den Kauf rückgängig zu machen, so dass St. Blasien das Subpriorat Mengen wieder zurücknehmen und dafür wegen des Neubaus der 1740er Jahre 35.000 Gulden erstatten musste. Bis 1806 lebten jeweils sechs Mönche im Subpriorat Mengen, nämlich drei Konventualen St. Blasiens, zwei Kapitulare und ein Superior als Vorsteher. Das Kloster wurde 1741-1744 als barocke Dreiflügelanlage neu errichtet. Weil die Kirche bereits 1810 abgebrannte und abgerissen wurde, geriet in Vergessenheit, wie sie ausgesehen hatte. Bei der Säkularisation von 1806 wurde das Kloster Mengen aufgelöst und fiel an Württemberg. Fortan wurde die Kirche als Salzlager genutzt. 1809 wurden die Kirchenglocken zum Kauf angeboten. Heute steht an der Stelle der einstigen Kirche der moderne Ostflügel des Gymnasiums Mengen. Erst seit 2001 weiß man durch barocke Pläne und Ansichten des Klosters wieder, wie die Anlage ausgesehen haben muss. Als unmittelbarer Vorläuferin des ab 1745 errichteten Zisterzienserpriorats Birnau kommt Mengen ein besonderer kunsthistorischer Rang zu. Beide Kirchen gewinnen durch zwei Kunstgriffe an Attraktivität. Der damals schon berühmte Konstanzer Architekt Peter Thumb brachte in halber Höhe einen mit der Orgelempore verbundenen durchlaufenden Umgang an und schuf mit zwei bogenförmig ausschwingenden Auskragungen Platz für zwei Seitenaltäre. Von der Kirchenempore aus konnten die Mönche in ihre Klausur und ihre sechs Mönchszellen im ersten Stock gehen. Den sechs Mengener Benediktinermönchen und ihrem Gesinde standen auf drei Etagen insgesamt 25 Zimmer und vier Säle zur Verfügung.
Autor: CHRISTOF RIEBER
Objekttyp: Kloster
Ordensregel:
  • Wilhelmiten 1282-1725
  • Benediktiner 1725-1806
Sonstiges: Bistum: Konstanz, ab 1821 Rottenburg-Stuttgart,
fiel an: Württemberg (1806)
Weiter im Partnersystem: http://www.kloester-bw.de/?nr=706

Adresse Wilhelmiterstraße 05, Mengen

Literatur:
  • M. Erzberger: Die Säkularisation in Württemberg von 1802 bis 1810. Ihr Verlauf und ihre Nachwirkungen. Stuttgart 1902, ND Aalen 1974. 297.W. Zimmermann / N. Priesching (Hg.): Württembergisches Klosterbuch. Klöster, Stifte und Ordensgemeinschaften von den Anfängen bis in die Gegenwart. Stuttgart 2003. 343f. (CHR. RIEBER).Germania Benedictina, Bd. V: Die Benediktinerklöster in Baden-Württemberg. Bearb. v. F. Quarthal. Augsburg 1975. V, 381-388 (F. QUARTHAL).Die Kunstdenkmäler des Kreises Saulgau. Bearb. v. W. Matthey (Die Kunstdenkmäler in Württemberg. Hg. v. Württ. Landesamt für Denkmalpflege). Stuttgart 1939. 109f.H.-M. GUBLER: Zur Baugeschichte des ehemaligen Wilhelmitenklosters in Mengen (1725-1746). In: Zeitschrift für Württembergische Landesgeschichte, 1 (1937) ff. 29 (1970) 149-156.M. KÖHLER: "... daß seines gleich dermahlen wenig, oder gar keiner im Land seye". Peter Thumb - Architekt und Baumeister der Birnau. In: B. M. KREMER (Hg.): Barockjuwel am Bodensee. 250 Jahre Wallfahrtskirche Birnau. Lindenberg 2000, 199-216.Chr. RIEBER: Das Kloster Mengen. In: Klöster im Landkreis Sigmaringen in Geschichte und Gegenwart. Hg. v. E. E. Weber im Auftrag des Landkreises Sigmaringen (Heimatkundliche Schriftenreihe des Landkreises Sigmaringen 9). Lindenberg 2005. 261-280.
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