Benediktinerpriorat Hofen 

Ortsbezüge:
Baujahr/Gründung: 1085 [um 1085]
Zerstörung/Aufhebung: 1803 [1803]
Beschreibung: Die Grafen von Buchhorn, hervorgegangen um 1040 aus dem Bregenzer Grafenhaus, gründeten um 1079/89 in ihrer Burg als Grablege ein Benediktinerinnenkloster; als Stifterin gilt Bertha, Witwe von Graf Otto I. Beim Erlöschen des Grafenhauses 1089 erstmals erwähnt, fiel das junge Kloster an die Welfen, die es bald (wohl 1101) der Aufsicht ihres Hausklosters Weingarten unterstellten. Ab 1170 sind Weingartner Mönche als Pröpste von Hofen bezeugt, 1215 wird ein Neubau des Klosters dem hl. Pantaleon geweiht. Als die nahe gelegene Markt- und Stadtgründung den Namen Buchhorn übernahm, kam für das Kloster der Name Hofen in Gebrauch (bezeugt ab 1266). Die Abhängigkeit des Frauenklosters von Weingarten verhinderte eine eigenständige Entfaltung; den Hofener Versuch, die Bindungen zu lockern, beantwortete Weingarten 1419 mit dem Verbot weiterer Aufnahmen und damit der Aufhebung des Frauenklosters. Weingarten wollte das Amt des Propstes nicht mehr besetzen, die Pfarrrechte auf den Abt übertragen und die bisherigen Aufgaben des Propstes auf einen Güterverwalter und einen Pfarrhelfer aufteilen; für letzteren wurde 1431 ein Haus in Buchhorn erworben. Unter Mitwirkung der letzten Hofener Nonne und des vom päpstlichen Hof kommenden Dominikaners Jacobus de Reate versuchte die Stadt Buchhorn, ab 1435 die Weingartener Pfarrrechte an sich zu ziehen. Die Abtei reagierte sofort mit der Neubesetzung der Propstei und ergriff den Rechtsweg; nach einem Vorentscheid des Basler Konzils bestätigte ein 1441 abgeschlossener Vergleich die Weingartener Rechte, allerdings um den Preis, dass die Pröpste künftig vom Bischof investiert wurden. Sie erlangten ihr Amt fortan auf Lebenszeit und waren vom Abt nahezu unabhängig. Der nachtridentinischen Reform standen sie im Wege. 1579 wurde Propst Rupert Reichlin vom Nuntius Ninguarda abgesetzt und eingekerkert; trotz der Anweisung, künftig keinen Propst mehr zu ernennen, ließ sich der Abt 1581 vom Konvent zur Neubesetzung drängen. Erst der Tod des Propstes Johann Jakob Schnell am 24. April 1594 führte zur Beseitigung der Pfründe und zur Errichtung der selbständigen Pfarreien Hofen und Buchhorn. Als "Gottshaus Hofen" wird 1594-1702 nur noch der von Hofen aus verwaltete Vermögenskomplex bezeichnet. Die Klosteranlage wurde im Schwedenkrieg 1634 zerstört; der Wiederaufbau 1654-1661 durch Michael Beer beschränkte sich auf wenige zur Fortführung der Ökonomie erforderliche Gebäude. Der Weingartener Entschluss, das Priorat Feldkirch aufzugeben, führte ab 1695 zum Bau eines neuen Klosters Hofen durch Christian Thumb; die Kirche St. Andreas und Pantaleon und der Konventbau wurden 1702, der Wirtschaftstrakt 1707 fertiggestellt. Am 30. November 1702 wurde das Benediktinerpriorat Hofen eröffnet; es war nun eine Außenstelle mit meist zwölf Patres und zwei bis drei Laienbrüdern in regelmäßigem Personalaustausch mit dem Mutterkloster. Schwerpunkte der Aktivitäten waren Predigen, Beichthören und Führung eines Gymnasiums. Mit dem Mutterkloster wurde auch Hofen Ende 1802 von Nassau-Oranien säkularisiert und im Januar 1803 geräumt. Die Klostergebäude wurden als "Schloss Friedrichshafen" zunächst von staatlichen Ämtern und seit 1824 vom Haus Württemberg genutzt, die Schlosskirche blieb Staatseigentum und dient seit 1812 der evangelischen Kirchengemeinde Friedrichshafen als Pfarrkirche. Im Luftkrieg 1944 schwer zerstört, wurden Schlosskirche und Schloss bis 1964 wiederhergestellt.
Autor: GEORG WIELAND
Objekttyp: Kloster
Ordensregel:
  • Benediktiner 18. Jh.-1803
  • Benediktinerinnen um 1085-1422
  • Benediktiner 1441-1594
Sonstiges: Bistum: Konstanz, ab 1821 Rottenburg-Stuttgart,
fiel an: Nassua-Oranien-Dillenburg
Weiter im Partnersystem: http://www.kloester-bw.de/?nr=756

Adresse Friedrichshafen

Literatur:
  • M. Erzberger: Die Säkularisation in Württemberg von 1802 bis 1810. Ihr Verlauf und ihre Nachwirkungen. Stuttgart 1902, ND Aalen 1974. 363W. Zimmermann / N. Priesching (Hg.): Württembergisches Klosterbuch. Klöster, Stifte und Ordensgemeinschaften von den Anfängen bis in die Gegenwart. Stuttgart 2003. 282f. (G. WIELAND).Germania Benedictina, Bd. V: Die Benediktinerklöster in Baden-Württemberg. Bearb. v. F. Quarthal. Augsburg 1975. V, 303-308 (W. SETZLER).Necrologium Hofense minus. In: Monumenta Germaniae Historica. Necrologia Germaniae. Tle. 1-5. Berlin 1888-1913. I. Berlin 1888, 173-176.J. ZELLER: Zur ältesten Geschichte des Frauenklosters Hofen (Buchhorn). In: Württembergische Vierteljahreshefte für Landesgeschichte, 1 (1887) - 13 (1890). NF 1 (1892) - 42 (1936). NF 22 (1913) 51-75.|- M. MESSERSCHMID: Die letzten Jahre des Klosters Hofen 1792-1804. In: Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung, 1 (1869) ff. 84 (1966) 79-97.S. TANN / B. WIEDMANN (Hg.): Kirchen in Friedrichshafen: Geschichte und Kunst. Friedrichshafen 1989.
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