Franziskanerkloster Mosbach 

Ortsbezüge:
Baujahr/Gründung: 1686 [1686]
Zerstörung/Aufhebung: 1808 [1808]
Beschreibung: Nur wenige Monate nach dem Regierungsantritt des pfälzischen Kurfürsten Philipp Wilhelm und dem damit einhergehenden Konfessionswechsel in der Landesherrschaft wurde im Mai 1686 erstmals wieder katholischer Gottesdienst in Mosbach gehalten. Für die Seelsorge war eine von drei Franziskanerpatres getragene Missionsniederlassung zuständig. Bereits im Juni 1686 legten sie den Grundstein zu einer Klosterkirche außerhalb des Obertores, die 1698 vollendet wurde. Das angrenzende dreiflügelige Konventsgebäude wurde in den Jahren 1688-1696 errichtet. Der erste Gebäudetrakt, der auch Raum für eine Hauskapelle bot und der Pfarrgemeinde zugleich als Oratorium diente, konnte schon 1689 fertiggestellt werden. Im selben Jahr wurde die der Thüringer Ordensprovinz zugehörige Niederlassung zur Residenz, 1693 zum Konvent erhoben. Die Weihe der Klosterkirche, eines Hallenbaus mit Tonnengewölbe, erfolgte am 9. Mai 1700 durch den Würzburger Weihbischof Stephan Weinberger zu Ehren des hl. Joseph. Neben dem Hochaltar (Dreifaltigkeit, Maria und Joseph sowie hl. Franziskus), an dem – ebenso wie über dem Kirchenportal – das kurfürstlich pfälzische Wappen angebracht war, waren zwei Seitenaltäre (Schmerzhafte Mutter und Antonius von Padua) vorhanden. Letztere wurden zu Beginn des 19. Jahrhunderts in die Mosbacher Julianakirche verbracht. Dank der finanziellen Unterstützung der Pfälzer Kurfürsten, der Würzburger Bischöfe und privater Wohltäter wurden Kanzel und Orgel (1703) beschafft und das Gotteshaus mit Wandbildern ausgeschmückt. Der Turm, wohl ein Dachreiter, erhielt ein dreistimmiges Geläut. In den Jahren 1768 bis 1770 wurden der quadratischen Klosteranlage zwei große Gebäudeflügel angefügt, bei deren Grundsteinlegung Kurfürst Karl Theodor zugegen war und dadurch seine Verbundenheit mit der Arbeit der Franziskaner zum Ausdruck brachte. Von Anfang an waren Angehörige des Mosbacher Konvents für die Pfarrseelsorge in umliegenden Gemeinden, so etwa in Lohrbach, Obrigheim und Haßmersheim, verantwortlich. Auch betreuten sie die Mitglieder der seit 1698 bestehenden Gürtelbruderschaft des hl. Franziskus und wirkten 1714 an der Gründung des Franziskanerklosters in Sinsheim mit. Seit 1720 unterhielten sie ein Gymnasium, das seinen Lehrbetrieb allerdings 1738 einstellte und erst 1770 wieder aufnahm. Ordensintern fungierte Mosbach von 1738 bis 1763/64 als philosophische, kurzzeitig auch als theologische Ausbildungsstätte für Priester. Und schließlich absolvierte der Ordensnachwuchs der gesamten Thüringer Provinz von 1771 bis 1802 das Noviziat bei den Mosbacher Franziskanern. Über die Anzahl, die Namen und die Herkunft der Konventualen sind nur wenige Nachrichten überliefert. Die ersten drei Patres, die sich 1686 in Mosbach niederließen, waren Ludwig Merklein, Andreas Send und Michael Schergenbach. Durch die Fürsprache des Ersteren und des sprachkundigen Fraters Angelus Maes entging Mosbach 1688/89 der angedrohten Brandschatzung durch die französischen Truppen. Im Jahr 1801 zählte der Konvent 33 Personen, darunter 18 Patres, sechs Laienbrüder und neun Novizen, die großenteils in den Bistümern Würzburg, Fulda und Mainz beheimatet waren. Noch in kurpfälzischer Zeit wurde – unter dem politischen Einfluss Montgelas‘ – das Noviziat geschlossen und das Kloster 1802 erstmals aufgelöst. Doch bereits mit der Herrschaftsübernahme durch die Fürsten von Leiningen konnten die Ordensleute, die sich auf zwei Missionen in Osterburken und Gundelsheim verteilt hatten, 1803 nach Mosbach zurückkehren. Durch Beschluss der großherzoglich badischen Regierung vom 17. Juni 1808 wurde dann aber die endgültige Aufhebung des Klosters vollzogen. Die Konventualen gingen teils in den Pfarrdienst, teils wurden sie in anderen Klöstern untergebracht. Schon im folgenden Jahr (1809) wurde die Klosterkirche, deren Inventar unter mehreren Pfarreien aufgeteilt wurde, abgebrochen. Das Klostergebäude diente zunächst als Sitz der badischen Landvogtei und weiterer staatlicher Behörden. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts beherbergt es das Amts- und Landgericht Mosbach.
Autor: ALBRECHT ERNST
Objekttyp: Kloster
Ordensregel:
  • Franziskaner 1686-1808
Sonstiges: Bistum: Würzburg, ab 1821 Freiburg,
fiel an: Fürstentum Leiningen (1802), Großherzogtum Baden (1806)
Weiter im Partnersystem: http://www.kloester-bw.de/?nr=809

Adresse Hauptstraße 110, Mosbach

Literatur:
  • O. FRIEDLEIN: Das einstige Franziskanerkloster in Mosbach. In: Würzburger Diözesan-Geschichtsblätter 42 (1980), 341-392.
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