Benediktinerinnenabtei St. Maria Lobenfeld 

Ortsbezüge:
Baujahr/Gründung: 1147 [1147]
Zerstörung/Aufhebung: 1560 [1560]
Beschreibung: Die in hervorragendem Zustand erhaltene Kirche des Klosters Lobenfeld im nördlichen Kraichgau darf als eines der herausragenden Zeugnisse für die Baukunst der staufischen Zeit in Baden-Württemberg gelten. Umso bedauerlicher ist es, dass ein Großteil der schriftlichen Quellen bei einem Brand der Geistlichen Administration in Heidelberg 1729 verloren ging, sodass die Klostergeschichte nur lückenhaft rekonstruierbar ist. Erstmals wird das Kloster in einer wohl auf 1187 zu datierenden Urkunde Kaiser Friedrichs I. erwähnt, worin dieser berichtet, König Konrad III. hätte mit Zustimmung Herzog Friedrichs II. von Schwaben dem Ministerialen Meginlach von Obrigheim in einer Urkunde gewährt, ein Kloster in Lobenfeld zu gründen. Da Herzog Friedrich 1147 auf dem Kreuzzug verstarb, wird dieses Jahr als terminus ante quem der Gründung in der neueren Forschung allgemein akzeptiert. Aufgrund einer Diktatüberschneidung mit einem anderen Diplom für Lobenfeld ließ sich die verlorene Urkunde König Konrads - und damit die Stiftung Lobenfelds - auf 1139 datieren. Nach der Barbarossaurkunde stellt sich die Gründung dergestalt dar, dass der kinderlose Meginlach, der das staufische Hofgut Lobenfeld als Lehen besaß, dieses mit dem Einverständnis Konrads III. dem Augustiner-Chorherrenstift Frankenthal zur Aufrichtung eines Klosters übergeben hatte. Der Forschung gilt die Lobenfelder Gemeinschaft ob ihrer Gründung von Frankenthal aus als Augustiner-Chorherrenstift. Einige Erwähnungen eines Propstes ("prepositus") sowie die Bezeichnungen der Mitglieder der Niederlassung als "fratres" widersprechen dem nicht, vermögen die Annahme jedoch auch nicht zu zweifelsfrei zu bestätigen. In einer Urkunde von 1254 ist erstmals die Rede von einem Frauenkonvent ("conventus monialium in Lobenveld"), der, so etwas spätere Zeugnisse, von einer "magistra" vertreten wird. Aus dem Umstand, dass der Abt von Frankenthal Aussteller dieses Diploms ist, in dem er seine Zustimmung zu einem Güterverkauf gibt, schloss die Forschung, dass es sich bei den Frauen um Augustiner-Chorfrauen gehandelt haben dürfte. Da 1223 zum letzten Mal ein Lobenfelder Propst genannt wird, geht man zudem davon aus, dass der Männerkonvent in der Zwischenzeit durch eine weibliche Gemeinschaft ersetzt worden sein muss. Denkbar wäre auch, dass vorher ein Doppelkonvent bestand, wie er bei den Augustiner-Chorherren - so auch in Frankenthal - nicht unüblich ist. Ebenso unsicher ist, welcher "consuetudo" die weiblichen Religiosen folgten. So wurde eine bei Renovierungsarbeiten der Klosterkirche Lobenfeld entdeckte Grabplatte einer "Abbatissa Agnes" durch Stilvergleich jüngst auf 1200 datiert. Der Titel einer Äbtissin impliziert jedoch die Existenz einer eigenständigen Gemeinschaft von Konventualinnen, vielleicht von Zisterzienserinnen. Die bis in das 13. Jahrhundert in den Quellen erscheinenden Lobenfelder Pröpste wären nach dieser Auffassung vielmehr als Vertreter der Nonnen aufzufassen und nicht als Vorsteher einer Lobenfelder Niederlassung von Augustiner-Chorherren. Erstmals 1272 wird die Lobenfelder Gemeinschaft explizit als Zisterzienserinnenkloster unter der Leitung einer Äbtissin Adelheid bezeichnet. Vielleicht war erst kurz vor diesem Zeitpunkt die Inkorporation in den Zisterzienserorden erfolgt. Dass die Lobenfelder Schwestern in einem Paternitätsverhältnis zum Abt von Schönau standen, kann für das 13. Jahrhundert nur vermutet werden; sicher bezeugt ist ein solches erst für das 14. Jahrhundert. Die Schwestern blieben dem Ordo Cisterciensis zumindest bis 1425 (letzte Nennung als Zisterzienserkloster) verbunden, ehe sie in einer Urkunde von 1459 als schon seit längerer Zeit dem Benediktinerorden zugehörig bezeichnet werden. Damals erfolgte auch nach einer Visitation durch Abt Gerhard vom Jakobsberg bei Mainz der Anschluss an die Bursfelder Kongregation und Lobenfeld erhielt mit Agnes von Rohrbach, vormals Priorin des bereits reformierten Klosters Marienberg über Boppard, eine neue Äbtissin. Die Initiative hierzu ging vornehmlich von Pfalzgraf Friedrich I. aus, der die Nonnen von Belastungen befreite, solange sie an der Reform festhalten würden. Somit verlief die Erneuerung der Klosterzucht nahezu parallel zum Reformprozess, wie er sich für das Kloster Neuburg beobachten lässt. Lobenfeld blieb wohl bis zu seinem Ende dem Benediktinerorden zugewandt. Mit der Pfälzer Reformation 1556 wurden die Güter des Klosters wie allgemein üblich eingezogen und die Klosteranlage zum Sitz einer Schaffnerei der Geistlichen Administration. 1560 verzichtete die Priorin Anna von Bettendorf auf ihr Amt und Eintritte in den Konvent wurden untersagt, nachdem der letzte Neuzugang 1551 erfolgt war. Die Güterausstattung des Klosters Lobenfeld geht in großen Teilen auf das in der Barbarossa-Urkunde genannte Hofgut Lobenfeld zurück. Einen zweiten Schwerpunkt bildete der in einem Seitental gelegene Biedersbacher Hof. An nutzbaren Rechten sind vor allem die von den Pfalzgrafen garantierte zollfrei Ausfuhr des in Heidelberg gekelterten Weins sowie Markt- und Zollprivilegien in Mosbach zu nennen. Hinzu kommt verstreuter Grundbesitz, der wohl aufgrund von Schenkungen an das Kloster kam, mit Schwerpunkten in Epfenbach (Grund- und Gerichtsherrschaft, Patronatsrechte) sowie Lobenfeld selbst; dort jedoch ging die Dorfherrschaft an die Kurpfalz verloren. Den Güterstand der Schaffnerei Lobenfeld dokumentiert ein Lagerbuch von 1567, das die Spätgeschichte der klösterlichen Besitzverhältnisse aufzuhellen vermag. Ab 1629 wurden den Jesuiten die Lobenfelder Einkünfte kurzzeitig zur Bewältigung ihrer Aufgaben im Dienst der Rekatholisierung von Heidelberg und Umgebung zugewiesen. Von der mittelalterlichen Klosteranlage haben sich infolge von Kriegseinwirkungen und Umgestaltungen im 20. Jahrhundert nur Reste erhalten. Mit eindrucksvoller Geschlossenheit präsentiert sich demgegenüber die mittelalterliche, der hl. Jungfrau Maria geweihte Klosterkirche. Diese wurde um die Mitte des 12. Jahrhunderts als dreischiffige Basilika mit Querhaus und rechteckig geschlossenem Chor begonnen. Im 13. Jahrhundert begannen die Bauarbeiten für das noch heute bestehende einschiffige, aus Bruchsteinen errichtete Langhaus. Dieses bietet so einen Kontrast zu den steinsichtigen älteren Ostteilen. Im 17. Jahrhundert verfiel die gottesdienstlich nicht mehr genutzte Kirche und wurde unter anderem als Scheune und Tabakschuppen genutzt. Erst im 19. Jahrhundert wurden Renovierungen sowie kleinere bauliche Veränderungen vorgenommen. Damals fand man auch umfängliche Wandmalereien des 13. Jahrhunderts im Chor der Kirche sowie im Querhaus Fresken der Gotik und Renaissance, die sich unter dem barocken Putz verborgen hatten. Die nicht mehr erhaltenen Klausurgebäude schlossen sich im Süden an.
Autor: ANDREAS SCHMIDT
Objekttyp: Kloster
Ordensregel:
  • Augustiner-Chorherren 1147-13. Jh.
  • Augustiner-Chorfrauen 13. Jh.?-13. Jh. ?
  • Zisterzienserinnen 1272-1436/48
  • Benediktinerinnen Mitte 15. Jh.-1560
Sonstiges: Bistum: Worms, ab 1821 Freiburg,
fiel an: Pfalz (ca. 1560)
Weiter im Partnersystem: http://www.kloester-bw.de/?nr=825

Adresse Lobbach

Literatur:
  • _KB Heidelberg Mannheim% II, 630-633.H. NEUDECK: Kloster Lobenfeld, in: Kraichgau 2 (1970), 187-192.D. EBERT / K. G. BEUCKERS (Hgg.): Kloster St. Maria zu Lobenfeld (um 1145-1560). Untersuchungen zu Geschichte, Kunstgeschichte und Archäologie (Heimatverein Kraichgau Sonderveröffentlichungen 28). Petersberg 2001.DERS.: Kloster Lobenfeld und Schönau. In: Kloster und Hühnerfautei Schönau. Hg. Vom Kreisarchiv und dem Referat für Öffentlichkeitsarbeit des Rhein-Neckar-Kreises in Verbindung mit der Stadt Schönau und dem Verein Alt Schönau e. V. (Rhein-Neckar-Kreis Bausteine zur Kreisgeschichte 5). Heidelberg 2002, 115-130.DERS. (Hg.): Lager-Buch des Klosters Lobenfeld von 1567 - Edition. (Heimatverein Kraichgau - Kleine Reihe 4). Eppingen 2005.G. NUTZ: Die mittelalterlichen Wandmalereien der ehemaligen Klosterkirche Lobenfeld. Ikonographie, Programm und stilistische Stellung der romanischen Chorausmalung und der gotischen Wandbilder. (Heimatverein Kraichgau Sonderveröffentlichungen 29). Petersberg 2002.
Suche
Durchschnitt (0 Stimmen)